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Die Ager in Regau im Sommer 1998 - Sportanglerbund Vöcklabruck

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Sehr geehrte Redaktion!<br />

8<br />

Ökologische<br />

Themen<br />

In der letzten Ausgabe des SAB-Journals waren auf Seite 7 zwei Abbildungen e<strong>in</strong>es Krebses<br />

aus dem lrrsee zu sehen und wurde <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kurzen Begleittext auch der Freude über das<br />

steigende Krebsvorkommen des Gewässer Ausdruck verliehen.<br />

Ich habe diese Meldung mit e<strong>in</strong>em lachenden und e<strong>in</strong>em we<strong>in</strong>enden Auge aufgenommen.<br />

Der abgebildete Krebs kann aufgrund der schmalen Scheren und der gelb-braunen Färbung<br />

e<strong>in</strong>deutig als Galizier oder Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus Esch.) identifiziert werden.<br />

Dabei handelt es sich zwar um e<strong>in</strong>e europäische Krebsart, <strong>in</strong> Österreich gilt sie aber nicht als<br />

he<strong>im</strong>isch. Als natürliches Verbreitungsgebiet wird <strong>in</strong> der Literatur die Türkei <strong>im</strong> Bereich des<br />

Kaspischen und des Schwarzen Meeres sowie nördlich davon angegeben.<br />

Im Gegensatz zu unseren he<strong>im</strong>ischen und <strong>in</strong> den meisten Gewässern bereits ausgestorbenen<br />

Ste<strong>in</strong>- und Edelkrebsen n<strong>im</strong>mt der Sumpfkrebs - wie der Name schon andeutet auch schlammigen<br />

Untergrund als Lebensraum an. Außerdem ist er widerstandsfähiger gegen organische<br />

Belastung sowie Sauerstoffmangel und liebt etwas höhere Temperaturen (Opt<strong>im</strong>um 23 - 26 °C) wie<br />

der Edelkrebs.<br />

<strong>Die</strong> weitverbreitete Me<strong>in</strong>ung, daß Krebse nur <strong>in</strong> sehr sauberem Wasser existieren können, ist<br />

grundlegend falsch, zum<strong>in</strong>dest was die organische Belastung anbelangt. Gegen chemische<br />

Abwässer aus Industrie und Gewerbe reagieren Krebse ganz allgeme<strong>in</strong> jedoch empf<strong>in</strong>dlich,<br />

<strong>in</strong>sbesondere dann, wenn diese Abwässer e<strong>in</strong>e Versauerung des Gewässers (pH-Wert < 5)<br />

bewirken.<br />

Das Temperaturopt<strong>im</strong>um des Edelkrebses liegt beispielsweise bei etwa 18 - 21 'C, wobei Temperaturen<br />

über 25 °C nur kurzfristig vertragen werden, der Sauerstoffgehalt des Wassers muß<br />

<strong>im</strong> M<strong>in</strong><strong>im</strong>um lediglich 3 - 4 mg/1 betragen. Zum Vergleich: Forellen benötigen <strong>im</strong> M<strong>in</strong><strong>im</strong>um<br />

etwa 5 mg/1 um überleben zu können.<br />

Als positiv kann das Vorkommen des Sumpfkrebses <strong>in</strong>sofern gewertet werden, weil diese<br />

Krebsart n i c h t Überträger der Krebspest ist.<br />

<strong>Die</strong>se Pilzerkrankung führte erstmals 1860 zu massiven Krebssterben <strong>in</strong> Europa, die sich<br />

leider bis Ende der 80er Jahre unseres Jahrhunderts fortsetzten. In vielen europäischen<br />

Gewässern zeichnet die Krebspest für das völlige Verschw<strong>in</strong>den der he<strong>im</strong>ischen Krebsarten<br />

Europas verantwortlich. Auch <strong>in</strong> der Gegenwart kommt es <strong>im</strong>mer noch zu Krebssterben<br />

durch diese Krankheit, wobei als Krankheitsüberträger die aus Nordamerika e<strong>in</strong>geführten<br />

Krebsarten wie Signal- und Kamberkrebs sowie der rote amerikanische Sumpfkrebs<br />

verantwortlich gemacht werden müssen. Dort wo sich diese Krebsarten aufhalten, ist auch<br />

e<strong>in</strong>e Wiederansiedlung mit he<strong>im</strong>ischen Krebsen nicht möglich.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß die nachgewiesenen Krebse des Irrsees<br />

zwar ke<strong>in</strong>er he<strong>im</strong>ischen Art angehören, sie aber nicht Überträger der Krebspest s<strong>in</strong>d, da sie<br />

wie alle europäische Krebsarten an dieser Krankheit selbst zugrunde gehen. Das Vorhandense<strong>in</strong><br />

dieser Krebsart läßt daher die Hoffnung zu, daß bei e<strong>in</strong>er weiteren zu erwartenden<br />

Verbesserung der Gewässergüte des Irrsees e<strong>in</strong>e Wiederansiedlung des he<strong>im</strong>ischen<br />

Edelkrebses möglich wäre und der namhafte Re<strong>in</strong>ankensee auch noch e<strong>in</strong> Krebsparadies werden<br />

könnte.<br />

Mit freundlichen Grüßen!<br />

Ing. Stefan Wittkowsky<br />

Amt der O.Ö. Landesregierung<br />

Agrar- und Forstrechts-Abteilung

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