29.01.2013 Aufrufe

12. Jahrgang, Heft 1 (Mai 1982) - Bienvenue sur Le CatholicaPedia

12. Jahrgang, Heft 1 (Mai 1982) - Bienvenue sur Le CatholicaPedia

12. Jahrgang, Heft 1 (Mai 1982) - Bienvenue sur Le CatholicaPedia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

- 36 - XII<br />

CELLE QUI PLEURE - DIE, DIE WEINT<br />

NOTRE DAME DE LA SALETTE - UNSERE LIEBE FRAU VON LA SALETTE<br />

von<br />

<strong>Le</strong>on Bloy<br />

(übersetzt von D. B. nach der Ausgabe des Mercure de France, in Paris 1927)<br />

15. Fortsetzung und Schluß: Anhang III (Trauerrede)<br />

Der Anlaß zum Besuch eines so hohen Gastes war der Umstand, daß unser Institut<br />

damals eine Periode der Schwierigkeiten durchmachte, derart, daß es unterzugehen schien.<br />

Vor einiger Zeit hatte mich ein Aufenthalt von wenigen Stunden in Castellatnare di Stabia<br />

daran erinnert, was ich von der Berühmten wußte, daß sich nämlich die Hirtin von<br />

La Salette dort befand. Groß war mein Wunsch, sie kennenzulernen, aber es war vergeblich,<br />

weil diese flüchtige Taube ihr Nest inzwischen anderswo gebaut hatte. Sie befand<br />

sich in Galatina, in der Diözese <strong>Le</strong>cce. Es blieb in meinem Herzen eine <strong>Le</strong>ere.<br />

Von Messina zurück schrieb ich an Exzellenz Zola seligen Andenkens, damals Bischof<br />

von <strong>Le</strong>cce, der mir freundlicherweise die Adresse von Melanie gab. Und bald trat<br />

ich mit der Dienerin des Herrn in Briefwechsel. 0, welcher Duft von Heiligkeit schien<br />

mir aus ihren Briefen zu strömen! Ich fand mich wie ins Paradies versetzt. Eines Tages<br />

schrieb sie mir, daß sie Galatina verlassen werde, aber daß sie niemandem ihre neue<br />

Adresse werde wissen lassen. Das überraschte mich, und ich beschloß, sie aufzusuchen,<br />

um sie einzuladen, nach Messina in unser Heim zu kommen. Das war für mich wie eine Wallfahrt<br />

zur heiligen Jungfrau; ich lächelte bei dem Gedanken, jenes glückliche Wesen zu<br />

sehen und sprechen zu hören, das die heilige Mutter Gottes gesehen und sprechen gehört<br />

hatte.<br />

Ich habe Melanie in ihrer armseligen Bleibe gesehen, ich habe mit ihr geredet,<br />

ich habe sie erzählen hören über die große Erscheinung von La Salette, und meine Empfindungen<br />

waren fromm und tief. Ich lud sie ein, nach Messina zu kommen, aber sie entschied<br />

sich nicht dafür. Ich sprach zu ihr mit Liebe von Messina, sagt ihr, daß wir bei<br />

uns einen Brief der heiligen Jungfrau*) an die Einwohner von Messina aufbewahren und<br />

zeigte ihn ihr in französischer Übersetzung. Am Ende entschied sie sich dennoch nicht<br />

für uns. Also erkühnte ich mich, ihr unsere Lage darzustellen und erneuerte die Einladung,<br />

wobei ich bat, doch wenigstens für ein Jahr zu kommen. Sofort antwortete sie, daß<br />

sie annehme und daß sie kommen werde in der Absicht, unsere Gemeinschaft der Töchter<br />

des Göttlichen Eifers vom Herzen Jesu zu organisieren und aufzubauen, jener Gemeinschaft,<br />

die sich der Erziehung aufgefundener Waisenkinder gewidmet und den heiligen Auftrag angenommen<br />

hat, durch Gelübde der Vorschrift des Göttlichen Eifers des Herzens Jesu zu<br />

gehorchen: "Bittet also den Herrn."<br />

0, meine Töchter in Jesus Christus, welches Glück für mich! Melanie, die Lieblingstochter<br />

der hochheiligen Maria, das kluge, edle und liebenswürdige Wesen, ist die<br />

Erzieherin und in gewisser Weise die Gründerin eures demütigen Institutes gewesen. Ihr<br />

werdet niemals vergessen können, welch glücklicher Tag der ihrer Ankunft bei uns war.<br />

Es war der 14. September 1897, der fünfte Tag der Novene zu unserer lieben Frau von La<br />

Salette, jener geheiligte Tag der Erhöhung des heiligen Kreuzes: wunderbares, aber unvermeidliches<br />

Zusammentreffen von Seiten jener, die auf dem Berg von La Salette die<br />

hochheilige Jungfrau gesehen hatte und ihren Namen umwandeln sollte in den der Schwester<br />

Maria vom Kreuz. Es war zehn Uhr morgens, als Schwester Maria vom Kreuz auf dem<br />

Platz Santo Spirito eintraf; ich erwartete sie auf der Schwelle des heiligen Tempels.<br />

Als ich sie erblickte, konnte ich nicht umhin auszurufen: Woher kommt mir so viel Ehre<br />

zuteil, daß eine Bevorzugte der Muttergottes mich besucht? Aber sie warf sich sofort<br />

auf die Knie, bat um den Segen des Priesters, dann betrat sie das Haus des Herrn und<br />

wohnte in tiefster Sammlung dem erhabenen Meßopfer bei. Ihr alle, meine Schwestern, wie<br />

auch ihr, meine Waisenkinder erwartetet sie in dem großen Sprechzimmer. Ihr wart in<br />

großer Erwartung, so, als ob ihr durch ein irdisches Wesen hindurch die heiligste Jungfrau<br />

in Person sehen solltet. Und nicht nur sie sehen, sie in eurer Mitte besitzen:<br />

welche mütterliche Führerin und welche Herrin! Bei ihrem Eintritt seid ihr von Hochachtung<br />

und Liebe ergriffen auf die Knie gefallen und habt ihren Segen erbeten. Aber<br />

die demütige Dienerin des Herrn, verwirrt, warf sich selbst auf den Boden und bat um<br />

den Segen des Dieners Gottes für sich und für euch. So war die Ankunft in unserem armen<br />

Institut.<br />

Ich will nicht weiter an die Wunder erinnern, die sie hier wirkte. Mein Gott!

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!