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12. Jahrgang, Heft 1 (Mai 1982) - Bienvenue sur Le CatholicaPedia

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- 32 - XII<br />

persönlich anwesend war und ganz unter dem Einfluß seiner arianischen Hofbischöfe stand.<br />

Sogar der päpstliche <strong>Le</strong>gat stimmte der Verurteilung des Athanasius zu.<br />

Nicht viel anders war es auf der Synode zu <strong>Mai</strong>land im Jahre 355. Der Kaiser erreichte<br />

von den Bischöfen die Verurteilung des Athanasius; nur drei blieben standhaft,<br />

die zur Strafe in die Verbannung gehen mußten. Liberius beugte sich jedoch nicht und<br />

mußte deshalb nach Beröa / Thrazien in die Verbannung. Von Soldaten beim Gottesdienst<br />

überfallen, entging Athanasius nur wie durch ein Wunder der Verhaftung und floh in die<br />

ägyptische Wüste.<br />

Aber es sollte noch schlimmer kommen. Gegen sein Versprechen, dem aus Rom verbannten<br />

Liberius treu zu bleiben, wählte ein Großteil des römischen Klerus den Archidiakon<br />

Felix, der dem nicänischen Glaubensbekenntnis anhing, zum Gegenpapst. Er ließ sich<br />

von drei arianischen Bischöfen weihen und nahm mit den Arianern die Kirchengemeinschaft<br />

auf. Schließlich unterzeichneten der loo-jährige Bischof Ossius von Cordoba, einer der<br />

bedeutendsten Bischöfe des weströmischen Reiches, der maßgebend am Konzil von Nicäa beteiligt<br />

war, sowie etwas später Papst Liberius, Glaubensbekenntnisse, welche die Wesensgleichheit<br />

des Sohnes mit dem Vater nicht zum Ausdruck brachten. So sagt Athanasius:<br />

"Nachdem Liberius zwei Jahre verbannt gewesen war, gab er nach. Und aus Angst vor dem<br />

angedrohten Tode ließ er sich verleiten zu unterschreiben". 1)<br />

Der hl. Hieronymus berichtet: "Liberius ließ sich, des Exils überdrüssig geworden,<br />

dazu verleiten, die häretische Irrlehre zu unterschreiben, und kehrte wie ein<br />

Triumphator nach Rom zurück." 2)<br />

Bei der Glaubensformel des Liberius dürfte es sich um eine auf der Synode von<br />

Sirmium aufgestellte Erklärung handeln. Sie sollte zwischen den radikalen Arianern, welche<br />

die Gottunähnlichkeit Jesu behaupteten und den gemäßigten Arianern sowie den Katholiken<br />

vermitteln und hob deutlich die Gottähnlichkeit Jesu hervor. Liberius soll sogar<br />

erklärt haben, er schließe alle von der Gemeinschaft im Glauben aus, die nicht die Ähnlichkeit<br />

Jesu "dem Wesen nach und in allem" lehren.<br />

Durch die Unterwerfung unter eine zumindest zweideutige Formulierung sowie<br />

durch die von manchen für noch schmachvoller gehaltene Preisgabe des Athanasius, den er<br />

aus der Kirchengemeinschaft ausschloß, erkaufte sich Liberius die Rückkehr nach Rom.<br />

Hier konnte er zwar bald den Gegenpapst zur Abdankung zwingen, aber seine schwache Haltung<br />

ließ sein Ansehen als Papst sinken, so daß er auf den weiteren Bischofskonferenzen<br />

ohne Ansehen war, vielleicht sogar nicht einmal mehr eingeladen wurde.<br />

Nach dem Tode des Kaisers Konstantius (361) verlor der Arianismus, der sich<br />

bereits in zahlreiche Richtungen aufgespalten hatte, immer mehr an Stoßkraft, obwohl<br />

der Kaiser des Ostreiches Valens (364 - 378) ein fanatischer Arianer war. Bei Athanasius<br />

wechselten auch in diesen Jahren Rückkehr und Flucht, bis ihm schließlich vom Jahre<br />

367 bis zu seinem 373 erfolgten Ableben einige Jahre der Ruhe vergönnt waren.<br />

Diese trostlose Lage der Kirche mit ihren Verwirrungen, Zerwürfnissen und ihren<br />

Versagen der Hirten, sogar des Papstes, wird oft mit der gegenwärtigen Situation verglichen.<br />

Aber wir müssen sehr vorsichtig sein! Der "Fall Liberius" ist nicht der "Fall<br />

Montini und Wojtyla"! Und in M. <strong>Le</strong>febvre einen zweiten Athanasius zu sehen, ist auch<br />

Nonsens.<br />

Wie Herr Dr. Hugo Maria Kellner in seinem Artikel: "Allein, wird der Menschensohn,<br />

wenn er wiederkommt, den Glauben auf Erden finden?" (EINSICHT, Dez. 198o, S. 198 ff)<br />

ausführt, ist nach menschlichem Ermessen die gegenwärtige Apostasie von über ca. 99 %<br />

des Klerus und Großteile des gläubigen Volkes irreparabel. Es muß also damit gerechnet<br />

werden, daß die Kirche, welche gemäß Christi Wort (Matth. 18,18) die Pforten der Hölle<br />

nicht überwältigen werden, nur eine ganz kleine Herde sein wird. Außerdem wird sie staác<br />

von Laien geprägt sein; ganz besonders, solange eine ordnungsgemäße Hierarchie nicht besteht.<br />

Dadurch ist nun doch ein Anknüpfungs- bzw. Vergleichspunkt mit der Epoche des<br />

Arianismus gegeben:<br />

Im Jahre 1859 veröffentlichte Kardinal Newman in der Zeitschrift "The Rambler"<br />

den Artikel "Über das Zeugnis der Laien in Fragen der Glaubenslehre". Die <strong>Le</strong>itidee dieses<br />

Aufsatzes ist der "Consens fidelium" (die Übereinstimmung der Gläubigen), d.h. als<br />

Antwort auf ihre Gebete vermag die "Ecclesia docta" (d.s. die Laien) durch den Beistand<br />

des Hl. Geistes die apostolische Tradition zu bewahren, zu verteidigen und weiter zu<br />

überliefern. Als Beispiel, daß dieser gläubige Sinn des Volkes immer beachtet wurde,<br />

seien zwei Stellen aus der Bulle Pius IX. von 1854, die die Definition der Unbefleckten<br />

Empfängnis enthält, zitiert: " Obwohl Uns aus den uns zugegangenen Bittschriften, wir<br />

möchten doch endlich die Unbefleckte Empfängnis der heiligen Jungfrau definieren, die<br />

Ansicht der meisten Unserer Mitgenossen im Bischofsamt durchaus klar war, so haben wir

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