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1 - Horntip

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in bester Absicht dem Hilfbedürftigen ein Arschermittwoch für die<br />

Zunge leichter zu machen hoffte. Der böse Tag nahte, endlich in<br />

seiner Not fragte der Vikar doch die Köchin: ,Sag Sie mir, was habb<br />

Sie an Bauk?' — ,Awer, Herr l'abbé 1<br />

, versetzte die Gefragte verblüfft<br />

und verschämt ,Non, sag Sie mir, was Sie habb an Bauk?' — ,Ah<br />

das kann ich jo gar nit sage! S'isch jo schimpfli.' — Jck muß wissen<br />

absolument', drängte der Sprachunkundige. ,Hab's vergesse 1<br />

, wehrte<br />

die Köchin. — ,Nix habb vergeß', drängte ungestüm der Vikar. Endlich<br />

sprach die Köchin: Д Fotz, wenn Sie's wisse wolleI Kann mer<br />

awer so froge wie a Säuipelz?' — ,Bon! A-Fotz! Merci I і<br />

In der Kirche<br />

machte der Vikar nur wenig Worte und sprach: ,Ame Mittwock is<br />

Afotzemittwockl Alle soll komm Afotz zu holen 1 Surtout Männer soll<br />

komm das zu hol/ Man kann sich kaum vorstellen, wie diese Worte<br />

aufgenommen wurden. Die Weiber taten entrüstet, ebenso die Männer,<br />

viele mußten aber später doch lachen.<br />

41. Diebgelüste. 1<br />

)<br />

Kirchendiebe, sogenannte Opferstockräuber, die mit Leimruten<br />

aus den Opferstöcken das von mildtätigen Gläubigen gestiftete Geld<br />

herausziehen, statteten auch der Synagoge einen Besuch ab. Bei der<br />

Dunkelheit mußte man vorsichtig vorgehen. Nach nicht langem Suchen<br />

fand man zwei große Gefäße mit Wein. Beide Räuber taten sich an<br />

dem Fund gütlich und mehr als ihnen zuträglich war. Dann suchten<br />

sie in allen Räumen und Kästen nach Habseligkeiten. Auf einmal<br />

kam man an ein Schränkchen, das wohl verschlossen war. Aha, da<br />

mußten Wertstücke drin sein. Kräftig hämmerten die Kerle an dem<br />

Schloß herum und so laut, daß dem einen bangte, man werde auf<br />

der Straße schließlich doch aufmerksam werden. Licht durfte beileibe<br />

keins gebrannt werden, da die Lage zu gefährlich war. Jch will mal<br />

scheißen gehen, denn das halt ich nicht aus', sprach der eine und<br />

setzte sich in einen Winkel, um einen Haufen zu pflanzen. Der andere<br />

wühlte in den im Schrank befindlichen Schubladen und stieß plötzlich<br />

auf eine Schublade mit sonderlichem Inhalt ,Verklemmi! ich<br />

i) Wir bringen auch diese nach verschiedenen Richtungen bemerkenswerte Erzählung,<br />

die im Elsaß in christlichen Kreisen umläuft. Erzählt wurde sie in dieser Fassung in<br />

Colmar im Oberelsaß. Üb die Geschichte auch anderswo bekannt, entzieht sich näherer<br />

Kenntnis. Der Folklorist kann es nur mit Freuden begrüßen, Material zu bekommen, um<br />

daran untersuchen zu können, welcher Art die Erzählungen bezw. Anschauungweise von<br />

christlichen und nichtchristlichen Konfessionen sind. Es wird nicht das uninteressanteste<br />

Kapitel in der Folklore sein, welches davon handelt, was eine Religiongemeinschaft der<br />

anderen andichtet und zuschreibt, namentlich was Erotik betrifft.

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