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1 - Horntip

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genommen wurden. Flugs steckte jener den feinen Bissen in das Maul<br />

Kaum aber drückte er ihn an den Backen, da zerging der Schick:<br />

,0 dü verdammter Hüreseckell Din Schick isch jo veritawler Scheißdreck<br />

1<br />

, prustete und kotzte der diesmal Gefoppte mühsam hervor. In<br />

der Tat war der Schick sorgfältig mit Kot gefüllt Doch was sagte<br />

der Spender? ,Hör emol 1<br />

, ließ er sich vernehmen, ,z* letzscht 1<br />

) hesch<br />

dü mir e absunderlicher Win ze süffe gen! Weisch 2<br />

) du was? Min<br />

Düwack 3<br />

) isch ganz in der Nähe von dim Rebstück gewachsen<br />

[Diese Geschichte klingt an Poggio Bracciolini an. Vergleiche<br />

Romanische Meistererzähler Bd. IV, Seite 70.]<br />

40. Aschermittwoch. 4<br />

)<br />

Der gute alte Ortpfarrer war gestorben. Da die Fastenzeit vor<br />

der Türe stand, hielt es schwer, bis zur Neubesetzung der armen<br />

Gebirgpfarrei einen Stellvertreter zu bekommen. Endlich fand sich<br />

ein welscher junger Vikar, welcher bis zum Aschermittwoch zu<br />

bleiben hatte. Die deutsche Sprache machte ihm große Beschwerden,<br />

doch gedachte er den Fastenbrief vorlesen zu lassen. Wie aber den<br />

Aschermittwoch ankündigen? Die ganze Kirche würde sich ja vor<br />

Lachen wälzen, wenn er dieses schwer zu behaltende Wort unrichtig<br />

sprach; dazu hatte er gehört, daß man diesen Mittwoch in der Volkssprache<br />

noch anders nannte. Alle Redeübungen bei ihm wohlwollenden<br />

Leuten halfen nichts. ,Wie ick bihalt so swere Wort?' jammerte er.<br />

.Monsieur l'abbé', raeinte ein kecker junger Mensch, ,wenn Sie die<br />

Köchin fragen, was sie hinten am Bauch hat, geht es wohl?* Der<br />

Geistliche wies das mit Entrüstung zurück, obwohl der junge Bursche<br />

і) Kürzlich. 2) Weißt du. 3) Tabak.<br />

4) Diese Erzählung ist historisch erst denkbar, nachdem das Elsaß französisch geworden<br />

war und die Sprachgrenze sich verschoben hatte. Im allgemeinen steht die<br />

elsässische katholische Geistlichkeit auf einer anerkennenswerten Stufe von Geistesbildung<br />

und in den allerletzten Jahren — seit Bestehen der katholischen Fakultät an der Universität<br />

Straßburg macht sich das Bestreben bemerkbar, die Höhe, auf welcher die wissenschaftliche<br />

Bildung evangelischer Theologen steht, ebenfalls allgemein zu erklimmen. — An<br />

verschiedenen Lesarten bezw. Darstellungarten ist gerade bei dieser Geschichte kein<br />

Mangel. Bald begnügt man sich mit dem ,Habsvergeß', so daß der Pfarrer den Habsvergeßmittwock*<br />

verkündet und das Aschenzeichen das ,Habsvergeßzeichen* bezeichnet.<br />

Bald sagt die Köchin ,e Seichloch 4<br />

, dann ,Hoor am Büch*. Kurzum je nach dem Kreis<br />

der Anwesenden wechselt der Grad von Derbheit.<br />

Für die Naivetät der Volksanschauung spricht, daß man auch nicht im geringsten<br />

Anstoß nimmt an derartigen Geschichtchen. Man will nur die Sprachunkenntnis des<br />

Gebildeten verspotten. Mit dem Maßstab der Logik darf man freilich solche Volkserzählungen<br />

nicht messen wollen.

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