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1 - Horntip

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anderen: ,Hast du nichts gesehen? 1<br />

— Ja/ — fNa warum hast du nichts<br />

gesagt?* .Warte nur, s' kommt' schon wieder durch das Gemach. 1<br />

Richtig, abermals schwebte die Gestalt einher. Rasch sprang der eine<br />

Bursche auf, doch noch rascher schwebte das Gespenst zur Türspalte<br />

hinaus. Der Bursche nicht faul, reißt die Tür auf und sah die Gestalt,<br />

eine schöne Frau, schon auf der halben Treppe gehen. ,Was macht<br />

Ihr da 1<br />

, rief der Bursche. Die Gestalt blieb stehen, wendete sich um<br />

und sprach: ,So jetzt bin ich erlöst Schon lang mußt ich wandern.<br />

Als Lohn nimm den Schatz, der an der Stelle liegt, wo du eben<br />

stehst 1<br />

Der Bursche war ebensowohl erschrocken ab erfreut und um<br />

die Stelle zu bezeichnen, hob er sein Hemd auf und pflanzte einen<br />

ordentlichen Haufen, indem er dachte, dieses Zeichen würde keiner<br />

verwischen. Doch wie er am glücklichsten ist, fühlt er sich plötzlich<br />

gepackt ,Dü Söikaib' (Du Schweinehund) tönt es an seine Ohren,<br />

,schiß mer in min Hem 4<br />

(machst mir in mein Hemd). Bei diesen<br />

groben Worten erwachte der glückliche Träumer aus seinem Märchenglück<br />

und flog unsanft aus dem Bette.<br />

[Diese Erzählung ist psychologisch wie physiologisch von hoher<br />

Bedeutung, da sie für das Traumleben wichtig ist Siehe dazu Bd. IV,<br />

Roman. Meistererzähler Nr. 130, Seite 103I]<br />

16. Seltsame Meinung.<br />

In Mühlbach — zwischen Molsheim und Schirmeck im Breuschtal<br />

liegend — lebte ein Ehepaar wobei die Frau das Regiment führte.<br />

Beide Eheleute versprachen eine Wallfahrt nach Mariental bei Hagenau.<br />

Sie machten sich bald nach diesem Versprechen auf den Weg, da der<br />

Verkehr mit der Eisenbahn damals noch nicht war. Als sie Dorlisheim<br />

— bei Molsheim — passierten, fing es an zu regnen und da die<br />

Frau keinen Schirm ihr eigen nannte, schlug sie nach alter vielverbreiteter<br />

Gewohnheit die Röcke von hinten nach vorn über den Kop£<br />

Die Frau ging vor dem Mann und betete. Alle Leute, welche den<br />

Aufzug sahen, schlugen entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen.<br />

Allgemach bemerkte die Frau, daß die Leute auf der Straße etwas<br />

Außerordentliches an ihr wahrnahmen. Sie drehte sich also nach ihrem<br />

armen Ehemann um und fragte, was die Leute zu ,wundern 4<br />

hätten.<br />

,Ei 4<br />

, sprach der Pantoffelheld, ,die Menschen wundern sich, daß du auch<br />

das Hemd mit in die Höhe gezogen hast 4<br />

— .Tauber Kerl 4<br />

, entgegnete<br />

die Frau, .warum hast du mir's nicht schon früher gesagt? 4<br />

— Ja і ha<br />

g'meint du hasch s a so versprochen *)<br />

1) Die Schnurre ist schon sehr alt, vergleiche Jakob Frey: Gartengesellschaft.

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