29.01.2013 Aufrufe

1 - Horntip

1 - Horntip

1 - Horntip

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schaftliche Forschungen an Gelehrte abgegeben wird, bei allen Ethnologen,<br />

Folkloristen und Kulturhistorikern, die etwas über den gewöhnlichen Rahmen<br />

der landläufigen geschichtlichen Betrachtung hinausgehen, die gebührende Beachtung<br />

finden. Es steckt darin, wie ohne weiteres einleuchtet, ein gutes<br />

Stück ernster, mühevoller Arbeit, die leider nicht immer nach Verdienst gewürdigt<br />

wird.<br />

Professor Dr. Th. Achelis urteilt ferner im Globus, Bd. LXXXIX, N0. 6,<br />

S. 97-98-<br />

Krauss, Anthropophyteia. 2. Bd. XVI u. 480 S. Leipzig, Deutsche<br />

Verlagsgesellschaft, 1905. 30 Mk. (Nicht im Handel.)<br />

„Die folkloristischen Erhebungen und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte<br />

der geschlechtlichen Moral", die vor einigen Jahren so erfolgreich<br />

begannen, werden nunmehr fortgesetzt und erweitert. Über die prinzipielle<br />

Stellungnahme der Wissenschaft zu diesen Ermittelungen ist früher schon in<br />

dieser Zeitschrift gesprochen worden, so daß es sich lediglich erübrigt, auf<br />

den Inhalt des vorliegenden Bandes mit einigen Worten einzugehen. Nur eine<br />

allgemeine Bemerkung sei vorab gestattet : wer mit dem Empfinden und Denken<br />

der niederen Volksschichten nur einigermaßen vertraut ist, der weiß, welch<br />

hervorragende Rolle das komische Moment im Sexuellen spielt, wie das besonders<br />

in Liedern und auch in einzelnen pointierten Wendungen unverkennbar<br />

hervortritt. Was uns lediglich lüstern und lasciv erscheint, ist tatsächlich<br />

eines der vielen Mittel, das Lächerliche hervorzukehren — auch das sollten<br />

sich die gestrengen Herren Moralisten gesagt sein lassen, sofern sie überhaupt<br />

noch zu belehren sind. Den Anfang macht eine Sammlung von erotischen<br />

Ausdrücken, Sprichwörtern, Rätseln usw. in Wien, Niederösterreich, Nordböhmen,<br />

muslimischen Zigeimern in Serbien und in der Berliner Mundart. Dann folgen<br />

deutsche Volkslieder, Schnadahüpfeln und spanische Romanzen; darauf magyarische<br />

Reigentanzlieder, Erzählungen aus Niederösterreich, aus Sizilien (von<br />

Pitre), ebässische Erotik und endlich (als Fortsetzung aus dem ersten Bande)<br />

vom Herausgeber südslawische Volksüberlieferungen, die sich auf den Geschlechtsverkehr<br />

beziehen. Einige Umfragen, Miszellen und Besprechungen<br />

der einschlägigen Literatur machen den Beschluß. Außer dem Herausgeber<br />

haben verschiedene Forscher die betreffenden, auf genauester Sachkunde beruhenden<br />

Beiträge gestiftet. Sehr bezeichnend ist die Stellung, die der Klerus<br />

in den südslawischen Darstellungen einnimmt, wo sich der Haß des von<br />

ihm despotisch regierten Volkes rückhaltlos ergießt. Man rächt sich an ihm,<br />

wie Krauss schreibt, indem man ihn, vielfach gewiß mit Unrecht, als das Urbild<br />

der Unsittlichkeit, Verkommenheit darstellt und der Verachtung preisgibt.<br />

Der unwiderstehliche Humor steckt dabei darin, daß sich der allezeit<br />

meineidbereite, durch und durch verlogene, zu jeder schändlichen Gewalttat<br />

hinneigende, immer bramarbasierende, arbeitsscheue Chrovot zum Sittenrichter<br />

über den Priester aufwirft, der doch zumindest weiß, was Ethik und Christentum<br />

ist, wenn es ihm auch zuweilen schwer gemacht wird, in solcher Umgebung<br />

unbemakelt zu bleiben (S. 265). Auch hier ist das komische Moment unverkennbar.<br />

Im übrigen mag noch einmal darauf hingewiesen werden, daß<br />

solche Untersuchungen für den Philologen (dem jetzt eine große Zahl bisher<br />

2

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!