29.01.2013 Aufrufe

1 - Horntip

1 - Horntip

1 - Horntip

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schwiegervaters mit der Schwiegertochter und der Vielmännerschaft", „Von<br />

der gastlichen Prostitution", „Von der Blutschande" usw. lauten einige Kapitel<br />

aus der Fülle des Dargebotenen. Es ist allerdings ein überaus heikles und<br />

oft genug ekelerregendes Thema,, das Krauss hier anschlägt, aber naturalia<br />

non sunt turpia, und wer von wissenschaftlichem Streben beseelt ist, wird<br />

nicht über solche urwüchsigen Dinge entrüstet die Nase rümpfen, sondern<br />

vielmehr sie als das auffassen, was sie in Wirklichkeit vorstellen sollen, nämlich<br />

als Beiträge zu der Frage nach den dunkeln Geschlechtsverhältnissen<br />

in der Urzeit. Es ist ja bekannt, daß die Uranfänge der Religionen und<br />

des Kultus sehr innige Beziehungen zu den Zeugungsverhältnissen aufweisen.<br />

Daher sei das Werk allen Ethnologen und Folkloristen aufs beste empfohlen.<br />

Daß es nicht in unwürdige Hände gelangt, hat der Verfasser Sorge<br />

getragen, insofern der Verlag es nicht im Buchhandel abgibt, sondern die<br />

Redaktion behält sich das Recht vor, alle Anmeldungen zu prüfen und Bestellungen<br />

abzulehnen, wenn sie von Leuten ausgehen, die für die rein wissenschaftliche<br />

Auffassung und Beurteilung dieses heiklen Stoffes keine genügende<br />

Reife zu besitzen scheinen.<br />

Prof. Dr. A. Eulenburg-Berlin urteilt in der Deutschen Literaturzeitung vom<br />

16. Juni 1906, N0. 24, S. 1518 :<br />

Anthropophyteia. Jahrbücher für folkloristische Erhebungen<br />

und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte der g e -<br />

schlechtlichenMoral, herausgegeben von Friedrichs. Krauss<br />

(Dr. phil. in Wien). II. Bd. Leipzig, Deutsche Verlags-Aktien-Gesellschaft<br />

1905. XVI u. 480 S. 8°. Geb. Mk. 30.<br />

Der erste Band dieses groß und weitschichtig angelegten volkskundlichen<br />

Sammelwerkes hat bereits an dieser Stelle (DLZ, 1905, Nr. 31, Sp. 1928)<br />

Besprechung und Würdigung gefunden. Diesem ersten, der wesentlich die<br />

auf den Geschlechtsverkehr bezüglichen südslawischen Volksüberlieferungen umfaßte,<br />

ist der vorliegende zweite Band binnen Jahresfrist gefolgt und liefert<br />

mit seinem sehr viel reichhaltigeren und bunteren, zum weitaus überwiegenden<br />

Teile gleichfalls der Eigenarbeit des Herausgebers entstammenden Inhalte<br />

einen erneuten Beweis für die unverwüstliche Schaffensfreudigkeit, die Arbeitskraft<br />

und Arbeitsausdauer des Mannes, dessen Name mit den für Volkspsychologie<br />

und Kulturgeschichte so bedeutsamen folkloristischen Bestrebungen unserer<br />

Zeit in unvergänglicher Weise verknüpft ist. Freilich hat Friedrich S. Krauss<br />

inzwischen auch die bei uns anscheinend fast unvermeidliche Klippe derartiger<br />

Bestrebungen kennen lernen müssen, auf deren drohende Gefahr bereits<br />

in der vorjährigen Besprechung hingedeutet wurde. Er ist von verschiedenen<br />

Seiten nicht bloß der „Unmoralität" geziehen, sondern es ist nach<br />

dieser Richtung hin auch geradezu denunziatorisch gegen ihn vorgegangen<br />

worden, worüber man die näheren, unerquicklichen Einzelheiten im Vorwort<br />

des zweiten Bandes nachlesen mag. Glücklicherweise standen und stehen seinem<br />

Unternehmen Männer zur Seite (wie u. a. der leider kürzlich verstorbene, verdienstvolle<br />

Begründer des Museums für Völkerkunde in Leipzig, B. H. Obst,<br />

und Karl von den Steinen in Berlin, sowie Karl Reiskel in Wien), an deren<br />

Namen allein schon alle derartigen Verdächtigungen hoffnungslos zerschellen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!