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eine Unterschätzung halten und würde auch sehr bedauern, wenn der Herausgeber<br />

in den folgenden Bänden diesem allgemeineren Interesse bei der Auswahl<br />

des Stoffes zu sehr Rechnung trüge. Der streng wissenschaftliche Charakter<br />

des Unternehmens könnte leicht dabei Einbuße erleiden. Was uns in<br />

dem vorliegenden ersten Bande gegeben wird, ist mit geringen Ausnahmen<br />

ein wertvolles Material, geeignet, auf eine ganze Reihe von wissenschaftlichen<br />

Disziplinen befruchtend und Aufschluß gebend zu wirken. Krauss hat damit<br />

den positiven Beweis für die Berechtigung des Jahrbuchs erbracht. Ethnologen<br />

und Soziologen, Juristen und Historiker können sich hier überzeugen,<br />

welche Bedeutung für ihre Wissenschaften eine methodische Erforschung der<br />

geschlechtlichen Anschauungen und Sitten eines Volkes gewinnen kann, wie<br />

manche Aufklärung aus dieser vernachlässigten Erkenntnisquelle zu schöpfen<br />

ist. Nicht als ob man sie bisher überhaupt nicht beachtet hätte. Krauss selbst<br />

war einer der Hauptmitarbeiter der älteren Sammlung „Kryptadia", die man<br />

als Vorläuferin des Jahrbuchs betrachten kann. Es sei ferner nur an Schmidts<br />

Veröffentlichungen aus der Indischen Erotik erinnert. Es lag auch nicht,<br />

oder doch nur zu einem kleinen Teil, an einer gewissen Scheu vor solchen<br />

Forschungen, daß man sie bisher nicht energischer und erfolgreicher angriff.<br />

Die tiefere Ursache sind meines Erachtens die besonders großen Schwierigkeiten,<br />

die sich gerade hier in doppelter Hinsicht dem Forscher und Reisenden<br />

entgegenstellen. Er mag sich Freundschaft und Vertrauen in noch so<br />

hohem Maße gewonnen haben, nach der Seite der religiösen Vorstellungen,<br />

des Aberglaubens und der geschlechtlichen Anschauungs- und Empfindungsweise<br />

wird man das Innerste und Letzte stets mit hartnäckigem Mißtrauen<br />

verschließen, einem Jeden gegenüber, der nicht zugehörig ist, in dem man<br />

einen Fremdfühlenden und Andersdenkenden ahnt. Das gilt ebenso zwischen<br />

verschiedenen Bildungssphären desselben Volkes wie zwischen fremden. Die<br />

eigenen Volksgenossen der unteren Schichten sind uns heute in dieser Beziehung<br />

vielleicht noch ebenso unbekannt wie Asiaten und Afrikaner. Ein<br />

tieferer Einblick, der Wahres und Wirkliches enthüllt, ist nur schwer und<br />

selten zu gewinnen. So ist das Material über die geschlechtlichen Anschauungen<br />

der verschiedenen Völker in der ethnologischen Literatur ziemlich<br />

dürftig. Auf der einen Seite sind es nur einzelne Züge, die der oder jener<br />

Reisende mitteilte, nicht systematisch Erforschtes. Die Angaben beschränken<br />

sich meist nur auf einige Bemerkungen über die geringere oder größere<br />

Freiheit im Verkehr der Geschlechter. Daß solche nicht sehr zuverlässig<br />

sind, beweisen die sich so häufig direkt widersprechenden Darstellungen. Es<br />

handelt sich ja auch um ein Gebiet, wo die Lust zu fabulieren sich leichter<br />

zu regen scheint. Auf der anderen Seite wandte sich die Forschimg mehr den<br />

äußeren Begleiterscheinungen der geschlechtlichen Sitten zu, den verschiedenartigen<br />

Manipulationen an den Geschlechtsteilen, phallischen Darstellungen,<br />

erotischen Tänzen und dergleichen.<br />

So manche wichtige Beobachtung mag aber auch unverwertet geblieben<br />

sein, nur deshalb, weil sich aus begreiflichen Gründen der Publikation Schwierigkeiten<br />

entgegenstellten. Diesem Übelstande abzuhelfen, wird die Aufgabe<br />

des neuen Jahrbuches sein. Ist aber einmal eine Stätte geschaffen, wo statt<br />

allgemeiner Urteile tatsächliches Material rückhaltlos und ungeschminkt niedergelegt<br />

werden kann, dann wird auch die methodische Erforschung dieser wich-

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