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Möge der begabte, fleißige, vielseitige Autor uns in den nächsten Bänden<br />

seines Sammelwerks auch die Anmut und Grazie nicht vermissen lassen, welche<br />

sicher jenen Völkern bezüglich des Liebeslebens nicht fehlt. Dadurch erst<br />

wird er uns das „Naturalia non sunt turpia" annehmbar machen.<br />

Dr. P. Traeger urteilt im Archiv für Rassen- und Gesellschafts-Biologie, 3. Jahrgang<br />

1906, Heft 2, S. 278—283.<br />

Anthropophyteia, Jahrbücher für folkloristische Erhebungen und Forschungen<br />

zur Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral. Herausgegeben von<br />

Dr. Friedr. S. Krauss in Wien. I. Bd.: Südslawische Volksüberlieferungen,<br />

die sich auf den Geschlechtsverkehr beziehen. I. Erzählungen.<br />

Gesammelt, verdeutscht und erläutert von Dr. Fr, S. Krauss. Leipzig 1904.<br />

Der Herausgeber hat diesem ersten Bande ein längeres Vorwort vorausgeschickt,<br />

indem er eingehend nicht bloß die wissenschaftliche Berechtigung<br />

des Unternehmens zu begründen, sondern auch zu erwartende Angriffe von vornherein<br />

scharf zurückzuweisen für nötig befindet. Man sollte meinen, das sei<br />

gänzlich überflüssig gewesen. Denn es dürfte wohl kaum einen ernsten Anthropologen,<br />

einen sich mit den körperlichen und geistigen Erscheinungs- und<br />

Entwicklungsfonnen des Menschen beschäftigenden Forscher geben, der je an<br />

dem ersten Satze des Vorworts gezweifelt hätte: „Wer sich wissenschaftlich<br />

mit Volksforschung befaßt, der muß sich auch mit der Entwicklungsgeschichte<br />

der geschlechtlichen Sitten und Bräuche und der auf ihnen beruhenden rechtlichen<br />

und religiösen Anschauungen aufs eingehendste vertraut machen."<br />

Aber Krauss hatte bereits seine Erfahrungen, und seine Befürchtungen<br />

haben sich auch in diesem Falle als berechtigt erwiesen.<br />

Das Jahrbuch erscheint als Privatdruck, der nur an Forscher und Gelehrte<br />

abgegeben werden soll. Damit haben Herausgeber und Verleger getan, was<br />

sie tun konnten, um Mißbrauch und Mißdeutung zu vermeiden. Aber leider<br />

sind sie mit ihrem Unternehmen zu einer Zeit hervorgetreten, wo man sich frei<br />

von aller Prüderie wissen und doch jeden neu angekündigten, nur für Subskribenten<br />

bestimmten Privatdruck mit berechtigtem Mißtrauen betrachten kann.<br />

Wer als Bibliophile oder sonst in den letzten beiden Jahren den deutschen<br />

Buchhandel verfolgt hat, der wird mit Grausen gesehen haben, wie viele<br />

und was für „Privatdrucke" plötzlich als dringendes Bedürfnis empfunden<br />

worden sind. Eine Unmenge pornographischer Bücher der Renaissance und<br />

des 18. Jahrhunderts, mit und ohne literarischen Wert, wurden in diesen<br />

beiden Jahren dem Publikum durch neue Ausgaben in ungekürzter, treuer<br />

Übersetzung, womöglich mit entsprechendem Bilderschmuck, als „Privatdrucke"<br />

zugänglich gemacht. All diesen Neudrucken wurde in gleicher Weise die<br />

Flagge des angeblich wissenschaftlichen, kulturgeschichtlichen Interesses<br />

vorangetragen, um die buchhändlerische Spekulation zu decken.<br />

Das Jahrbuch lief Gefahr, mit diesen plötzlich in Menge auftauchenden,<br />

unerfreulichen Erscheinungen zusammengeworfen zu werden. Nur um ausdrücklich<br />

hervorzuheben, daß es nichts damit zu tun hat und ganz anders<br />

einzuschätzen ist, habe ich diese Dinge hier erwähnt.<br />

Viele werden allerdings auch in dem hier gebotenen Materiale in erster<br />

Linie die allgemeine kulturgeschichtliche Bedeutung sehen. Ich würde das für

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