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die außer durch ihre sexuelle Pointe auch noch durch wirklichen Witz auf<br />

die Lachmuskeln wirken. Schnurren und Schwanke der Art mit und (häufiger)<br />

ohne Witz sind ja auch bei uns in allen Volkskreisen ein beliebter Unterhaltungsstoff.<br />

Man kann sie in der Bauernschenke und in der Schnapsbude<br />

ebensogut wie in den Studentenkneipen und in den Salons der feinsten Restaurants<br />

und Kaffeehäuser hören; Frauen erzählen sie einander, wenn sie ganz<br />

unter sich sind, und in den Schaufenstern der Buchhandlungen in unseren<br />

Großstädten werden sie als „Literatur" angepriesen. D і e Frage verdient wohl<br />

das ernsteste Interesse des Ethikers und des Soziologen, vor allem aber des<br />

Psychologen, woher es kommt, daß gerade der Geschlechtstrieb, welcher so oft<br />

die Ursache der größten Tragödien des Menschenlebens ist, die Zeugungsvorgänge,<br />

welche uns nur mit der tiefsten Ehrfurcht vor dem geheimnisvollen<br />

Walten der Naturkräfte erfüllen sollten, und das Verhältnis der Geschlechter,<br />

welches die Wurzel aller menschlichen Vergesellschaftung und den Anfang<br />

aller Kulturentwicklung bildet, — daß gerade diese so tiefernsten und wahrhaft<br />

heiligen Dinge am liebsten zum Gegenstande der gemeinsten Unterhaltung<br />

gemacht werden. Auch zur Beantwortung dieser Frage können nur<br />

Sammlungen, wie die vorliegende, das Material beistellen. Ein wesentlicher<br />

Unterschied besteht aber doch zwischen den Zoten und Obszönitäten, die<br />

man sich auch noch bei uns erzählt, und denen der Südslawen. Bei uns erzählen<br />

sich derlei Dinge in der Regel nur die Männer, wenn sie unter sich<br />

sind, oder die Frauen, wenn sie sich vor unberufenen Ohren ganz sicher<br />

wissen; nur ausnahmsweise werden sie (z. B. im Tingltangl) auch beiden Geschlechtern<br />

gemeinsam geboten; aber wohl immer werden die Kinder vor<br />

dem Anhören derselben bewahrt. Anders bei den Südslawen. Denn wir müssen<br />

es doch Krauss glauben, wenn er uns versichert (Vorwort, S. XIX): „Ich<br />

habe keinerlei Geheimnisse auszuplaudern, sondern nur zu berichten, was man<br />

sich in aller Öffentlichkeit und meist auch in Gegenwart<br />

von Kindern, Mädchen und Frauen arglos zu erzählen pflegt."<br />

Von besonderer Wichtigkeit sind die in den Abschnitten XIII (Von der Zeitehe<br />

des Schwiegervaters mit der Schwiegertochter und von der Vielmännerschaft),<br />

XIV (Von der gastlichen Prostitution) und XV (Von der Blutschande)<br />

mitgeteilten Erzählungen. Sie werfen ein grelles Licht auf Geschlechts Verhältnisse,<br />

wie sie, wenn sie nicht tatsächlich noch bestehen, so doch noch vor<br />

kurzem bestanden haben müssen. Es handelt sich hier um deutliche Spuren<br />

polyandrischer Verhältnisse, um Kinderehen (Verheiratung unmündiger Knaben<br />

mit reifen Mädchen) und freiem Geschlechtsverkehre zwischen Schwiegervater<br />

und Schwiegertochter. Auch das Institut der Zeugungshilfe oder des N і y o g a,<br />

wie es im indischen Rechte genannt wird, finden wir bei den Südslawen bezeugt.<br />

Ein österreichischer Serbe, der als Gendarm während einer 24jährigen Dienstzeit<br />

in Bosnien seine Erfahrungen erworben hat, macht nämlich Krauss<br />

folgende Mitteilung: „Wenn es sich in einer Familie trifft, daß die einzige<br />

Söhnerin keine Kinder hat und man fürchtet, daß ihr Stamm ausgewurzelt<br />

wird, so bereden sie (das besorgt gewöhnlich die Schwiegermutter) die Söhnerin,<br />

sie soll einem gewähren, wohl schon einem, der ihnen zu Gesicht steht, weil<br />

er von gutem Geschlechte ist, damit er ihr ein Kind mache, oder sie gewährt<br />

aus eigenem Antriebe ohne deren Einwilligung, denn sie schämt sich vor<br />

ihrer Sippe und den Freundinnen, weil sie keinen Sproß hat, den sie unterm

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