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Hermann Obst, Direktor des Museums für Völkerkunde in Leipzig ;<br />

Dr. Guiseppe Pitre, Herausgeber des Archivio per lo studio delle tradizioni<br />

popolari in Palermo ; Dr. med. Isak Robinsohn in Wien und<br />

anderen Gelehrten. I. Band Südslawische Volksüberlieferungen, die sich<br />

auf den Geschlechtsverkehr beziehen. I. Erzählungen. Gesammelt, verdeutscht<br />

und erläutert von Dr. Friedrich S. Krauss. Leipzig, Deutsche<br />

Verlag-Aktien-Gesellschaft, 1904. (Privatdruck. Nur für Gelehrte, nicht<br />

für den Buchhandel bestimmt.) XXII, 530 Seiten, lex. 8°.<br />

Eine Entwicklungsgeschichte der geschlechtlichen Moral ist noch nicht<br />

geschrieben worden und wird voraussichtlich noch lange nicht geschrieben<br />

werden können. Und doch hängen mit der Geschichte der Geschlechtsmoral<br />

die großen Fragen des Ursprunges und der frühesten Entwicklung der Ehe<br />

und der Familie aufs innigste zusammen. Trotz aller Arbeiten aber, die von<br />

Bachofen bis auf Westermarck der Geschichte der Familie und der<br />

Ehe gewidmet worden sind, und trotz allem, was seit Westermarck darüber<br />

geschrieben worden ist, wird auch heute noch kein vorsichtiger Forscher behaupten,<br />

daß diese großen und auch für die zukünftige Entwicklung der Ehe<br />

und des Verhältnisses der Geschlechter hochwichtigen Fragen bereits endgültig<br />

gelöst seien — eben weil es uns noch an den nötigen Erhebungen<br />

und Forschungen über das Sexualleben der Völker fehlt. Darum wird man<br />

die „Jahrbücher für folkloristische Erhebungen und Forschungen zur Entwicklungsgeschichte<br />

der GeschlechtsmoraT*, welche Friedrich S. Krauss im<br />

Vereine mit einer Anzahl hervorragender Ethnologen und Mediziner herausgibt,<br />

nur dankbar begrüßen können. Um so dankbarer wird man für diese<br />

„folkloristischen Erhebungen und Forschungen" sein, wenn sie uns, wie der<br />

vorliegende Band, nur ausschließlich Tatsachenmaterial geben, und<br />

zwar die zuverlässigsten Tatsachen, wie sie in den aus dem Mande des Volkes<br />

gesammelten Überlieferungen selbst enthalten sind — „Überlieferungen, in denen<br />

sich das Volk selber absichtslos schildert und unbewußt Zeugenschaft von<br />

seinem Fühlen und Denken, von seinem Tun und Treiben ablegt" (Vorwort<br />

S. IX). Unbedingt wird man dem Herausgeber zustimmen, wenn er (ebendaselbst)<br />

sagt: „Wer sich in unserem Sonderfalle über das Widerwärtige und Ekelerregende<br />

der geschlechtlichen Vorgänge entrüstet und sich der Beschäftigung<br />

mit ihnen schämt, der gleicht dem Mediziner, der aus Abscheu am Seziertische<br />

nicht arbeiten mag, der ist nicht reif für die Volksforschung .... Wenn<br />

man es der Volksforschung aus irgendwelchen Gründen und Rücksichten erschwerte<br />

oder gar verwehrte, Erhebungen dieser Art zu pflegen, so würde<br />

man ihre Entwicklung unterbinden, gleichwie die medizinische Wissenschaft<br />

so gut wie gelähmt wäre, müßte sie zur Schonung zartempfindender Seelen<br />

auf Sektionen und Vivisektionen verzichten, scheute sie vor der Mephitis der<br />

Seziersäle und vor den cadaverum sordes zurück.**<br />

Dieser erste Band ist (mit Ausnahme der letzten paar Seiten) ganz den<br />

südslawischen Volksüberlieferungen, die sich auf den Geschlechtsverkehr beziehen,<br />

gewidmet und enthält nicht weniger als 371 Erzählungen im Urtexte<br />

mit deutscher Übersetzung. Diese Erzählungen sind zumeist darauf berechnet,<br />

durch die derbe Schilderung der geschlechtlichen Vorgänge (oft auch in Verbindung<br />

mit dem Exkrementellen) die Heiterkeit der Zuhörer zu erwecken;<br />

nur verhältnismäßig wenige Schnurren und Schwanke finden sich darunter,<br />

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