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und ihr Verhältnis zueinander bekannten alten und modernen Literatur. Die<br />

beachtenswerte Ausarbeitung Dr. Kiefer*s leidet jedoch unter einer gewissen<br />

Befangenheit des Urteils, so wenn alle über den fraglichen Gegenstand schreibende<br />

„Christen" (von Dr. Kiefer in Anführungszeichen gesetzt) als „interessierte<br />

Gegner" ausgeschaltet werden. Wie blind in seiner Verneinung muß<br />

der Haß sein, der aus der christlichen Gesinnung eines Autors Zweifel an<br />

dessen Objektivität herleitetI Dr. Kiefer tut durch derartige sich gegen<br />

das Christentum — nicht gegen das übertriebene Kirchentum, was man ihm<br />

nachsehen möchte — wendende Bemerkungen seiner Sache keinen guten Dienst.<br />

Gerade bei Veröffentlichungen an so exponierter Stelle, wie sie die „Jahrbücher"<br />

darstellen, sollte man in seinen Ausdrücken doppelt wählerisch sein<br />

und nicht ohne Rat Anderer Gefühle verletzen, wo man Schonung der Empfindungen<br />

einer sonderen Menschenklasse von der diese bisher nicht übenden<br />

Mehrheit fordert. —<br />

Medizinalrat Dr. P. N ä c k e berichtet über „Einige psychiatrische<br />

Erfahrungen als Stütze für die Lehre von der bisexuellen<br />

Anlage des Menschen". — Dr, med. Iwan Bloch, Dr. med. M.<br />

Birnbaum und nochmals Dr. Benedict Friedlaender sind mit<br />

„Literatur- und kulturgeschichtlichen Beiträgen" vertreten.<br />

Dr. Friedlaender bringt einige Belege zu dem Thema: „Schadet die<br />

Freigabe des homosexuellen Verkehrs der kriegerischen Tüchtigkeit der Rasse ?"<br />

Es sind zwei Briefe der Herzogin Elisabeth Charlotte v. Orleans, der Pfalzgräfin,<br />

über Homosexualität im damaligen französischen Heere und über den<br />

als homosexuell geschilderten Prinzen Eugen, weiter ein Zitat aus Karschs<br />

bereits genanntem Werke über „Das gleichgeschlechtliche Leben der Ostasiaten".<br />

Die drei Notizen sind eine Stütze der Annahme Friedlaenders,<br />

daß homosexueller Verkehr ein Volk nicht verweichliche und nicht zur Degeneration<br />

der Rasse führe, sondern eine Stärkung männlicher Tugenden bewirke.<br />

Eine erschöpfende Bibliographie der Lyrik und Bukolik der Griechen,<br />

welche den ersten Teil einer Abhandlung über den Hermaphroditismus in<br />

der griechischen Dichtung" von Dr. phil. Paul Brandt bildet;<br />

eine Ergänzung der in den vorhergehenden Jahrbüchern begonnenen Zusammenstellung<br />

der „Literatur über Hermaphroditismus beim Menschen"<br />

von Hofrat Dr. Franz v. Neugebauer; die von Dr. jur.<br />

Numa Praetorius bearbeitete Bibliographie der Moderne über das<br />

Thema Homosexualität und der Bericht für 1905/1906 des Wissenschaftlich-humanitären<br />

Komitees beenden das Jahrbuch.<br />

Es ist ein Vorzug der jährlichen Veröffentlichungen des W.-h. K., daß in<br />

ihnen die zugrunde gegebene Frage nicht einseitig behandelt, sondern von<br />

den verschiedensten Standpunkten aus beleuchtet wird. Auf diese Weise allein<br />

kann man dem vielgestaltigen Rätsel der Homosexualität beikommen und es<br />

mählich zur Lösung bringen. Es ist von medizinischer Seite bemängelt worden,<br />

daß der Herausgeber der Jahrbücher dem Laienelemente in diesen einen<br />

zu großen Platz einräume. Dieser Vorwurf wäre berechtigt, wenn das behandelte<br />

Problem ein rein medizinisches wäre. Es ist aber über dies hinaus<br />

ein menschliches, und so hat ein jeder, der in rechter Form zu dem Thema<br />

etwas zu sagen weiß, Anspruch darauf, zu Gehör zu kommen. Durch diese<br />

diskutiven Exkurse gelangt man zur Sonderung des Wertvollen von dem min-

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