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etwas einseitigen Beleuchtung offenbart sich der Reichtum des Lebens, dessen<br />

Mannigfaltigkeit es verschwenderisch über unser Dasein ausschüttet. In welchen<br />

Farbentönen müßte das Bild erleuchten, welche Ein- und Ausblicke würden<br />

sich eröffnen, wenn auch die heterosexuellen Lichter und Schatten eingefügt<br />

wären. Vor diesem Anblick müßten wir wohl verstummen. Sagt doch schon<br />

jetzt bei Betrachtung des unvollständigen Gemäldes der Liebesphänomene der<br />

feinsinnige Forscher im Schlußwort seiner Arbeit:<br />

„Gleichwie ein Kind sich lauschend an seine Mutter schmiegt, so horchten<br />

wir andachtsvoll in steigender Bewunderung auf die Kundgebungen der<br />

Natur; von welcher erstaunlichen Kompliziertheit und Feinheit sind die geringsten<br />

Lebensakte in der gewaltigen Werkstatt des Universums; nie aber<br />

ist die schaffende Natur erfindungsreicher und weiterblickend, als wenn es<br />

sich um die Liebe handelt. [ ;<br />

„Welche Vermessenheit, welche Naivität, vergleichbar der eines Kindes,<br />

das nach dem Monde greift, mit schwachem Menschenverstände eingreifen zu<br />

wollen in die tiefen gewaltigen Gesetze der Anziehung, die zu erkennen wir<br />

eben erst anheben, welche Respektlosigkeit vor dem Walten einer höheren<br />

Kraft, eines höheren Wesens» !<br />

„Wer dem Naturphänomen der Liebe gebieten will, könnte mit demselben<br />

Rechte Gebote erlassen, daß der Stein nicht mehr fallen, der Blitz nicht<br />

mehr einschlagen, die Wolke am Sonntag nicht mehr regnen soll. Die Natur<br />

stellt die Gesetzmäßigkeit höher als die Zweckmäßigkeit, der Mensch aber<br />

kann nur wünschen und schauen, tasten und trachten, reden und raten, doch<br />

rechten und richten steht ihm nicht an . .<br />

Als zweite Veröffentlichung des Jahrbuchs folgt ein Aufsatz von Elisabeth<br />

Dauthendey über „Die urnische Frage und die Frau".<br />

Die in der Schule Nietzsche-Zarathustras gereifte Dichterin tritt mit mahnenden<br />

Worten vor ihre Geschlechtsgenossinnen, sie erinnernd an ihre Verantwortlichkeit<br />

als Liebende, Gattin, Mutter und Erzieherin. Denn jede Frau kann<br />

„vor dieses Lebensrätsel so nahe hingestellt werden, daß sie über ihr eigenes<br />

und das Schicksal und Leben anderer in einschneidender Weise zur Beurteilung<br />

und Entscheidung gedrängt wird 44<br />

. Mit ihrem Appell an die Mütter*<br />

lichkeit des Weibes dürfte die Autorin den rechten Ton getroffen haben, um<br />

die Frau für die homosexuelle Frage zu interessieren. Der Mütter — klinge<br />

es gleich noch so wunderlich — muß sich auch die Wissenschaft in ihrem<br />

Kampfe für die Befreiung der Homosexuellen versichern. Auch die Homosexuellen<br />

selbst sollten sich nicht, wie dies manche unter ihnen lieben, als<br />

Weiberhasser gebärden, ein gleiches gilt für die Bisexuellen — sie sind ja<br />

doch auch einer Mutter Sohn.<br />

Dem Aufruf Elisabeth Dauthendeys an das Herz des Weibes reihte sich<br />

die an den Verstand aller appellierende naturwissenschaftliche Begründung<br />

der nötigen Modifizierung der bezüglichen Strafbestimmungen von Dr. Benedict<br />

Friedlaender an. „Eine Kritik der neueren Vorschläge<br />

zur Abänderung des § 17 5 м leitet die Abhandlung ein. Es werden<br />

die bei den mancherlei Wünschen und Entwürfen zutage getretenen Widersinnigkeiten,<br />

ja Lächerlichkeiten, gegeißelt und widerlegt. An Hand des als<br />

bestes sich erweisenden italienischen Gesetzes formuliert dann Friedlaender<br />

seine Vorschläge, welche „die Ungleichmäßigkeit in der' strafgesetzlichen

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