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seiner eingeborenen Natur folgt, sobald nicht Umstände, wie Verführung Minderjähriger,<br />

Anwendung von Gewalt, Bestrafung heischen, unbehelligt zu lassen.<br />

Die milde Beurteilung fetischistischer Begehen schreibt sich wohl daher,<br />

daß jeder Mensch, wie dies Hirschfeld im 6. Kapitel der genannten<br />

Abhandlung über „T e і 1 a n z i e hun g" als erster Vertreter dieser Anschauung<br />

erklärend ausführt, fetischistische Gelüste an sich kennt und weiß. Darum<br />

sind ihm dann, selbst wenn sie ihn erschrecken deren ungeheuerlichste Vergrößerungen<br />

nicht durchaus fremd.<br />

Von den dem erwähnten Kapitel des Hirschfeld sehen Werkes vorausgehenden<br />

Abschnitten bringt der erste eine Definition der „großen<br />

Liebesleidenschaf t", im zweiten „G eschlechtstrieb und Geschlechtsverkehr"<br />

wird dargetan, daß der Geschlechtsakt kein Beweis<br />

für die Richtung des Geschlechtstriebes sein kann. In der dritten Auseinandersetzung,<br />

welche „Die Stadien der Liebe" behandelt, gibt Hirschf<br />

e 1 d in seiner streng wissenschaftlichen Art eine anschauliche Schilderung 1<br />

der Grade erotischer Anziehung, die mählich von der „unwillkürlichen Exzitation<br />

der Sinne durch ein begegnendes Objekt" zu dem begehrenden Wunsche<br />

nach Umarmen oder Umarmtwerdenwollen steigt, um endlich in der völligen<br />

Hingabe der Beteiligten zu einander ihre wollusterfüllte Auslösung zu finden.<br />

Auch über die Wechselbeziehungen zwischen Freundschaft und Liebe findet<br />

der Autor das Gleiche wie das Unterscheidende in beiden trefflich charakterisierende<br />

Worte. — Mit seinen Ausführungen über „Dierelative Konstanz<br />

des Geschlechtstriebes", welche das vierte Kapitel bUden, widerlegt<br />

Hirschfeld die Behauptung, daß der Geschlechtstrieb des Menschen einem<br />

starken Variationsbedürfnis unterworfen sei. Er weist nach, daß die eingeborene<br />

Anlage für dessen Richtung, Äußerung und Stärke ausschlaggebend ist.<br />

Im folgenden Abschnitt, der einer Darstellung der „T heorie und<br />

Geschichte der Bisexualität" gewidmet ist, kommt auch der Plagiatstreit<br />

Fließ c/a Weininger, Swoboda, Freud zur Erwähnung. Die<br />

Prätensionen des Berliner Gelehrten finden ihre Erledigung durch nachdrückliche<br />

Konstatierung des von altersher Bekanntseins des Bisexualitätsgedankens.<br />

Ist doch in den philosophischen Systemen Piatos, der Neuplatoniker, der<br />

Gnostiker, der jüdischen, der späteren christlichen, wie der orientalischen Mystiker,<br />

diese Idee der rote Faden, der die intuitiven Ekstasen der В rahminen<br />

mit den wein- und liebeduftigen Entzückungen frommer Sufis eint, der die<br />

schwärmerischen Erhebungen philosophierender griechischer Propheten mit den<br />

tiefdeutigen Spekulationen geistvoller Rabbinen und der ungrundinfüllten Gläubigkeit<br />

eines Jakob Boehme bindet. Der Versuch, die ewige und stete<br />

Gefühlserkenntnis der Zweieinheit allen Wesens als eine neue, „bisher auch<br />

nicht einmal geahnte Tatsache" hinzustellen, wie es von Fließ und seinem<br />

Verteidiger Pfennig geschah, mußte mißglücken. Dieses Unterfangen ist<br />

nur Zeugnis der Lebensfremdheit seines Urhebers, was natürlich dessen Verdienste<br />

um die spezialisierte Ausarbeitung des Gedankens der Doppelgeschlechtlichkeit<br />

wie der Doppelgeschlechtigkeit nicht schmälert.<br />

Das letzte Kapitel „Vom Wesen der Liebe" ist das bereits erwähnte über<br />

die „Teilanz.iehung". Hieran schließen sich 130 Seiten umfassende Angaben<br />

von Personen jeden Alters, Standes und Geschlechtes über ihr Sexualleben.<br />

Vorwiegend ist homosexuelles Material vertreten. Aber selbst in dieser

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