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Weit verzweigt zeigt sich die Homosexualität. Wir gewahren ihre Anzeichen,<br />

sei es auch nur als leise, flüchtige Andeutung, als schnell vergehende<br />

Seelenregung, oder als äußeres mehr weniger prägnantes Merkmal an vielen<br />

auf ihre Normalität stolzen und eifersüchtig sie hütenden Männern und Frauen.<br />

Die von Dr. M. Hirschfeld in seiner, auch als Sonderausgabe erschienenen,<br />

wissenschaftlichen Untersuchung : „V om Wesen der Liebe. Zugleich<br />

ein Beitrag zur Lösung der Frage der Bisexualität,<br />

4 4<br />

welche<br />

das neue Jahrbuch eröffnet, erbrachten vielfachen Nachweise zur biologischen<br />

Bisexualität auch des Menschen sind deshalb von großer Bedeutung, weil<br />

sie den Weg zeigen, auf dem man die Mehrheit zum Verstehen der sonderen<br />

Minderzahl leiten kann.<br />

Kommt gleich praktisch das bisexuelle Empfinden gegenüber dem scharf<br />

hetero- oder homosexuell differenzierten, wie es sich weitaus häufiger findet,<br />

nur wenig in Frage, so ist doch sein durch lebende Beispiele belegtes Vorhandensein<br />

von hohem Werte für die Beurteilung der Homosexuellen von<br />

sehen der andersfühlenden Menge. Indem man an einzelne, bei den<br />

normalen Naturen sich findende verwandte Züge anknüpfen kann, eröffnet<br />

man ihnen das Verständnis für der anderen Neigung. Verständnis ist besser<br />

als Mitleid!<br />

Es wäre daher äußerst wünschenswert, daß die Folkloristen bei ihren<br />

Forschungen auch darauf sehen, wie sich die Volksmeinung, zumal die nicht<br />

verkulturisierter Stämme, der Homosexualität beziehentlich Bisexualität und<br />

deren Vertretern gegenüber verhält. Bezüglich der Bisexuellen gibt Dr. H.<br />

einige Ausdrücke, wie man sie in Berlin für derartige Naturen hat. Wertvoller<br />

als die Kenntnis dieser allzu stark nach Großstadtdekadenz schmeckenden<br />

Bezeichnungen wäre die Auffindung von unter der Landbevölkerung im Schwange<br />

gehenden, das homosexuelle Gebiet betreffende Geschichten.<br />

Man darf vermuten, daß sich im Verlauf dieser Nachsuchungen herausstellen<br />

wird, was Prof. K a r s c h in seinen höchst wertvollen Arbeiten über :<br />

„Uranismus oder Päderastie und Tribadie bei den Naturvölkern" Jahrbuch<br />

für sex. Zwischenstufen III, 1901) und im ersten Bande seiner Sammlung<br />

„Die gleichgeschlechtliche Liebe 44<br />

, „Das gleichgeschlechtliche Leben bei den<br />

Ostasiaten: Chinesen, Japanern und Koreern 4<br />

' nachgewiesen hat: die harmlose<br />

Auffassung und Beurteilung der Homosexualität von Seiten dieser Völker<br />

als eines Naturbedingten und -gewollten. Gelänge es, einen gleichen Nachweis,<br />

wie er von K a r s c h für die Ostasiaten und die indianischen, wie einige<br />

Negerstämme erbracht wurde, auch für die europäischen Völker zu führen,<br />

so würde dies eine weitere Widerlegung der alten, nicht genugsam zu entgegnenden<br />

Fabel sein: die Homosexualität sei eine Kulturerscheinung und<br />

künde den Verfall eines Volkes an. Auch ließe sich aus bezüglichen Erhebungen<br />

der Folkloristik gewiß manches entnehmen, was dazu dienen möchte, Gesetzgeber<br />

und Volk des mehreren von der Ständigkeit des Vorkommens homosexueller<br />

Neigungen und ihrer relativen Unschädlichkeit zu überzeugen.<br />

Wie man jetzt schon dazu gekommen ist, Fetischisten, selbst wenn sie<br />

zur Erlangung der Gegenstände ihres Begehrens sich schädigender Handlungen<br />

schuldig machten, nicht zu bestrafen, weil sie einem unausrottbaren Triebe nachgegeben,<br />

ebenso muß man billig dahin gelangen, den Homosexuellen, welcher

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