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1 - Horntip

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tum und Christentum bestünde. Naturforscher, die von Metaphysik nichts<br />

wissen mögen, erklären jede Religion für eine Verirrung des menschlichen<br />

Geistes und alle Religionen für einander gleichwertig. Das ist ihre Religion.<br />

(Wie ich als Folklorist darüber denke, das sagt der Mönch aus bei K u 1 k e -<br />

Krauss: Um holder Frauen GunstI Ein Künstlerroman aus dem Rinascimento,<br />

Leipzig 1905.) R. begriff richtig, daß alle religiöse Exstase mit geschlechtlichen<br />

Dingen enge verbunden sei, doch übersah er, daß die Exstase noch<br />

keine Religion ist und er verfällt in den Fehler, die Religion für die Handlungen<br />

der Exstatiker verantwortlich zu machen. Das ist beiläufig so, als<br />

ob man die Erzschürfer dafür anklagen wollte, weil irgendein Bösewicht friedliche<br />

Wanderer erdolchte. R. hätte folgerichtig zunächst beweisen müssen,<br />

daß es keine Missetäter gebe, wenn nie eine Religion erstanden wäre. Reifliches<br />

Nachdenken hätte ihn darauf geführt, daß alle Versuche der Religionen,<br />

veredelnd auf die Ethik der Menschen einzuwirken, eigentfich erfolglose Versuche<br />

geblieben sind. Der Grausamkeit, die dem Geschlechttrieb entspringt,<br />

kann man nicht mit den sanften Mitteln und sei es mit denen des geläutertsten<br />

religiösen Systems wirksam begegnen. Bei alledem ist R/s Buch sehr gut<br />

lesbar, in gewissem Sinne sogar recht unterhaltlich und belehrend. Als eine<br />

Stoffsammlung wird es manchem Leser willkommen sein.<br />

Krausa.<br />

Villiot, Jean de: La Flagellation à travers le Monde. Oeil pour Oeil. Episode<br />

de l'insurrection Macédonienne. Paris, Charles Carrington, 1905,<br />

XXI, 285, gr. 8 0.<br />

Dieses Buch ist bloß in 300 Exemplaren für Subskribenten aufgelegt worden.<br />

Man müßte es in allen Zeitschriften für Menschenmord, nicht aber in einer<br />

über menschliche Zeugung eingehend besprechen. Den Griechen und Bulgaren<br />

ist es eingefallen, im Namen ihrer Sprachen und ihrer Nationalitäten<br />

zu plündern, sengen, brennen, morden und *zu schänden, die Türken und<br />

Albanesen wieder ihrerseits meinen, das wäre ein unbefugter Eingriff in ihre<br />

durch Jahrhunderte geheÜigten Herrscher- und Hoheitrechte. Und so wetteifern<br />

denn diese drei kriegerischen Machtgrößen in der Ausübung der greulichsten<br />

Schändlichkeiten. De Villiot ist ein Spezialist ersten Ranges in<br />

realistischer Darstellung derartiger Vorkommnisse, nur verklärt er sie einigermaßen,<br />

indem er aus dem Höllenspektakel von Unzucht und Gewalt einen<br />

Roman herausschälte. Alles, was er ohne Schonung der Nerven seines Lesers<br />

vorbringt, beruht auf grausamen Tatsachen, doch dies alles sind Kleinigkeiten,<br />

nichtige Scherze dem gegenüber, was die Revolution im russischen<br />

Reiche seit den letzten drei Jahren an Missetaten verschuldet hat. Wir haben<br />

das Gruseln verlernt. Die gesamte Presse aller Kulturvölker bietet uns Tag<br />

für Tag in breitester Öffentlichkeit Berichte über entsetzlichere russische Vorkommnisse<br />

dar und wir sind schon nahezu abgestumpft für derartige Reizungen.<br />

Wäre De Villi o ts Buch, diese furchtbare, nervenzerreißende Anklageschrift

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