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lesen, um die grenzenlose Schurkerei zu erkennen, die man wider unsere<br />

Volkseele begangen und auch damit wir über die Mittel zur Entwurzelung<br />

des schändlichsten Afterglaubens reiflich nachsinnen können. Aller diese greuliche<br />

Spuk und Wahn beruht auf sexuellen Irrvorstellungen und es ist gewiß,<br />

daß die beiden Verfasser des Hexenhammers ParaphUetiker waren, nicht einseitige,<br />

sondern vielseitige, die selbst einen Marquis de Sade mit ihrer ausschweifenden<br />

Phantasie und Ruchlosigkeit in der Befriedigung ihrer Lüste<br />

weitaus in den Schatten stellen. Sie begnügten sich nicht mit der Verübung<br />

ihrer eigenen Schandtaten, vielmehr sorgten sie dafür, daß die Menschheit<br />

auf Jahrhunderte hinaus im maßlosesten Jammer verelenden soll. Für die<br />

Ergründung paraphiletischer Neigungen liefert der Hexenhammer gar kostbare<br />

Stoffe.<br />

Das sind die Kodifikatoren des sexuellen Wahns, dessen Wahrhaftigkeit<br />

die mit der Folter erpreßten Aussagen bekräftigten und den die unglücklichen<br />

Opfer zumeist auf dem Scheiterhaufen büßten. Man lese darüber G. Dubois-Desaulles<br />

Werk nach, wo mit wenigen Sätzen auf einigen Seiten<br />

die ganze Hinfälligkeit und Nichtigkeit des Zauberwahns bloßgelegt wird.<br />

Man schlage z. B. den Prozeß Pierre Fontaines aus d. J. 1651 bei D.<br />

(S. 105—107) auf, wo auf sehr vage Anschuldigungen der Sodomie hin ein Unschuldiger<br />

gehängt, erwürgt und verbrannt wurde. Man vergleiche auch dazu<br />

aus dem Jahre 1453 den Prozeß Guillaume Edelines (S. 150 f.). — Deutsch<br />

wird der Hexenhammer wie eine nächtliche Spukgestalt in hellem Sonnenlicht<br />

wirken. Seine Zaubergewalt beruhte für die Menge in seiner lateinischen<br />

Umkleidung. Jetzt sieht auch der Laienbruder gleich ein, daß ihn ein lächerlicher<br />

Popanz eitel mit Entsetzen erfüllt hat. Krauss.<br />

Rau, Hans: Die Verirrungen in der Religion. Leipzig 1905. Leipziger Verlag,<br />

G. m. b. H. — XVIII, 456 S. gr. 8°. (Beiträge zu einer Geschichte<br />

der menschlichen Verirrungen. В. I: Die Religion.)<br />

Am 21. Mai 1906 verstarb zu Berlin der Verfasser dieses Buches, erst<br />

24 Jahre alt. Aus seiner Feder waren bis dahin — nach einer Bemerkung<br />

im Monatber. d. Wissenschaft.-humanitär. Komitees — bereits zwanzig Werke<br />

erschienen. Davon kenne ich außer dem vorliegenden nur Grillparzers Liebesleben<br />

worin R. entgegen der modernen schranzenhaften Verhimmelung Grillparzers<br />

durch die Literaturgeschichtenmacher den Nachweis von G.'s sexueller<br />

Impotenz erbringt, von der die Grenzen seines geistigen Schaffens bestimmt<br />

wurden. Es wird noch lange dauern, ehe diese Arbeit gebührende Würdigung<br />

findet; denn dazu bedarf es eines Verständnisses, das man nur aus dem<br />

sorgsamen Studium der Paraphilie gewinnt. Dazu war R. sichtlich vorbereitet,<br />

nicht so zur Abfassung des vorliegenden Buches, zu dem ihm die unerläßlichen<br />

endlosen Vorstudien auf dem Gebiete der Volk- und Völkerkunde noch abgingen.<br />

Er schrieb, ausgehend von der vorgefaßten Meinung, es gäbe in<br />

der Religion Verirrungen und daß ein wirklicher Gegensatz zwischen Heiden-

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