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wieder in den Reliefs abgebildet erscheint, bestimmt bei den Hinterbliebenen<br />

das Gedächtnis an sein irdisches Walten wach zu erhalten. Diese Bildwerke<br />

in dem Grabe haben einen weit höheren Zweck. Durch magische Formeln<br />

vermochte ihnen der Tote Leben zu verleihen, so daß das Bild zur Wirklichkeit<br />

erstand. Dann sproßte das Korn auf dem Felde, das Feuer brannte,<br />

die Diener arbeiteten und der Verewigte saß dabei und erfreute sich der regen<br />

Tätigkeit, die sich zu seinem Nutz und Frommen vor seinen Augen abspielte.<br />

Was an Nahrungsmitteln hier erstand, war für seinen Tisch bestimmt, ... die<br />

dargestellten Szenen ließen Um die Freuden der Jagd stets von neuem in<br />

Wahrheit und in vollen Zügen genießen."<br />

Wäre dies ein besonderer Zug der altägyptischen Religion, so verdiente<br />

er hier keine Erwähnung, es ist jedoch ein Völkergedanke, dem man überall<br />

in verschiedenen Formen begegnet. Diesen Gedanken erkannte auch Ru­<br />

dolf Kleinpaul, 1<br />

) nur irrt er mit der Annahme eines Überlebsels; denn<br />

was überall noch lebt, hat sich noch nicht überlebt und das überall von<br />

selber Erstandene ist keine Entlehnung. Man entlehnt künstlerische, technische<br />

Fertigkeiten und Worte oder Sprachen, Seuchen und religiöse Systeme,<br />

der Völkergedanke hingegen ist von selbst gewachsen wie das Haar auf<br />

dem Kopfe, weil der Boden und die Wachstumbedingungen dazu von Natur<br />

aus gegeben sind. „Die Fortpflanzung war der Haupttrost der alten Welt,<br />

wenn sie ratlos vor dem Tode stand; wie Dionysos den Feigenbaum vor die<br />

Pforten des Hades pflanzte, so schüttete der Heide die Symbole der Fruchtbarkeit,<br />

Bohnen und Nüsse in die Gräber. Man darf annehmen, daß gewisse<br />

Sitten, die sich noch unter den christlichen Völkern finden, bis auf<br />

diesen Tag keinen anderen Unsterblichkeitglauben predigen."<br />

Halten wir das Wort und den Gedanken fest, so predigen auch die altperuanischen<br />

Grabgefäße mit ihren erotischen Darstellungen einen Unsterblichkeitglauben.<br />

Das sind keine schwer verständlichen oder Deutungen unterworfene<br />

Symbole, vielmehr greifbare Wirklichkeiten, klare Fortsetzungen irdischer<br />

Hochgenüsse im jenseitigen Leben.<br />

3. Vivant Denon beschreibt in seiner Reise in Unter- und Oberägypten,<br />

B. III. und dazu Tafel CXIV, Nr. 47 und 54, ein Frauengrab, wo er zwischen<br />

den Beinen gegen die Geschlechtsteile der Mumie zu einen einbalsamierten<br />

und eingewickelten Zumpt vorfand, der von solcher Größe war, daß er nur<br />

von einem starken Tiere herrühren konnte. Dulaure vermutet, es wäre<br />

eine Stierrute gewesen, „que Гоп aura extrait après la mort de l'animal, et<br />

placé dans ce tombeau comme un préservatif, comme un moyen propre à<br />

détourner les mauvais génies, que les Anciens croyaient occupés à tourmenter<br />

les âmes des morts. 2<br />

) Les Grecs et les Romains plaçaient aussi quelquefois<br />

x<br />

) Die Lebendigen und die Toten in Volksglauben, Religion und Sage,<br />

Leipzig 1898, S. 261.<br />

2<br />

) WeU mir D e n o n s Angabe trotz der geistvollen Erklärung Dulaures<br />

in Ermangelung weiterer Beglaubigungen zweifelhaft erschien, ersuchte ich<br />

meinen Freund Prof. Dr. Alfred Wiedemann in Bonn um eine Auskunft<br />

über den Sachverhalt bei den alten Ägyptern. Er schrieb mir : „ ... da<br />

ich bezüglich Ihrer Fragen erst die Inschriften an den eventuell in Betracht<br />

kommenden Stellen nachlesen wollte. Das Ergebnis war ein negatives. Ge-

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