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Ein erotischer Alptraum als Holzschnitzwerk aus<br />

Neu-Irland.<br />

Weiland Dir. Obst zeigte mir am 19. Sept. 1905 im Museum für Völkerkunde<br />

zu Leipzig das mit bunten Farben bestrichene neuirländische Holzschnitzwerk,<br />

von dem wir auf Tafel II. eine Abbildung bringen. Auf einem<br />

bäuchlings liegenden Papua sitzt ein mit Papageienschnabel und Krallen bewehrtes<br />

Fabeltier auf und vollzieht den coitum analem. Dir. Obst sagte<br />

mir — und späterhin bestätigte es mir der Musealassistent Herr Dr. G. A n t z e<br />

nach den Verzeichnissen — das höchst seltsame Stück aus der Sammlung<br />

Weber (1888/3, Nr. 279) wäre vor einem Papuahause aufgestellt gewesen<br />

und seine Bedeutung wäre völlig dunkel. Als Folklorist konnte ich das<br />

Rätsel sofort lösen. Der Papua litt unter erotischen Alpträumen. Um sich<br />

die Besuche des Alps fernzuhalten, stellte er das Schnitzwerk vor dem Hause<br />

auf, damit der Alp im Glauben, der Platz wäre schon besetzt, seines Weges<br />

ziehen und den Mann in Frieden lassen möge.<br />

Die Beweise für meine Deutung liefern ausgiebig die in ihrer Art mustergültigen<br />

Arbeiten von Dr. M. Höf 1er 1<br />

) und Wilhelm Heinrich<br />

Roscher 2<br />

). Beiden ist zufällig meine im Ausland von 1890, S. 324—333,<br />

veröffentlichte Abhandlung über die Mar bei den Südslaven entgangen, in<br />

der ich übrigens mit Rücksicht auf das große Publikum der Wochenschrift<br />

nähere Mitteilungen über erotische Alpträume vermeiden mußte. Hier bemerke<br />

ich, daß sich der südslavische Volksglaube so ziemlich mit dem griechischen<br />

und ganz mit dem rumänischen deckt. Für : die Mar drückt<br />

ihn sagt der Serbe: mora ga jaśi=^ die M. reitet ihn, nun bedeutet,<br />

wie jeder Leser unserer Anthropophytie weiß, jaśiti = reiten, auch den Beischlaf<br />

ausüben und in der gegebenen Verbindung nur dies.<br />

Im folgenden führe ich der Kürze wegen bloß aus Roschers Werk eine<br />

Reihe von Stellen an, die für die richtige Erfassung unseres Bildes von<br />

Bedeutung sind.<br />

!) Krankheitsdaemonen, Arch. f. Relig. Wiss. II. 1899, S. 86—164. —<br />

Deutsches Krankheitsnamenbuch, München 1899. — Medizinischer Dämonismus,<br />

Zentralbl. f. Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, 1900, Heft 1.<br />

— Der Alptraum als Urquell der Krankheits-Dämonen. Janus, Archives intern,<br />

pour l'histoire de la medicine etc. Amst. 1900.<br />

2<br />

) Ephialtes, Eine pathologisch-mythologische Abhandlung über die Alp­<br />

träume und Alpdämonen des klassischen Altertums, Lpz. 1900. — Vergl. über<br />

H ö f 1 e r s und Roschers bezügliche Arbeiten : Krauss, Die Volkskunde

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