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1 - Horntip

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Frauen recht verlegen, tat verschämt und weigerte sich, seine Kunst<br />

zu zeigen. Jedoch der Obergespann und der Gerichtpräsident stellten<br />

ihm 25 Stockstreiche in Aussicht, so daß er sich lieber dem Gebote<br />

der Unanständigkeit fügte. Er ließ seine leinenen Hosen herab, hielt<br />

sie mit der Linken über den Pudendis fest, lehnte sich mit der rechten<br />

an den Tisch an, hob etwas das linke Bein in die Höhe, zeigte dem<br />

löblichen Publikum den nackten Allerwertesten und nun kam klar und<br />

deutlich, in seltsamer Klangfarbe die chrowotischpatriotischnationale<br />

Hymne herausgetönt:<br />

Noch ist nicht Chrowotien verloren,<br />

Weilen wir des Lebens uns erfreu'nl<br />

Herren und Frauen riefen divnol za cudo krasno! (göttlich!<br />

wunderbar herrlich!) und ihre Hochwohlgeboren, die ailergnädigste<br />

Frau Obergespannin und die hochmögende, gnädige Frau Stuhlrichterin<br />

näherten sich dem naturwüchsigen Musikinstrumente und<br />

überzeugten sich durch Augenschein, da nije privara (daß kein Betrug<br />

mitunterlaufe).<br />

Die zweite Pièce, die er den Herrschaften — man entschuldige<br />

hier das üble Wort, doch ich weiß kein besseres — vorfarzte, hießen<br />

sie den Rakóczymarsch. Ich war leider nicht Herr meiner Lachmuskeln<br />

und machte mich wider Willen auffällig; daher wiesen mich<br />

die anderen noch vor Schluß des Konzertes hinaus.<br />

Anmerkung. Der Heilige Augustinus berichtet De Civitate<br />

Dei XVI, 24, von einem Manne, der eine außerordentliche Fertigkeit<br />

in der Farzkunst erlangt hatte und es verstand, seine Fürze zu Melodien<br />

auszugestalten. Anfangs der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts<br />

trat öffentlich zu Paris, Brüssel und anderen Städten (nicht<br />

in Wien) auch ein französischer Petoman, ein Kunstfarzer auf, der<br />

bedeutendes Aufsehen erregte. Man braucht von solchen Virtuosen<br />

gar nicht gering zu denken. Meines Erachtens ist ihre Kunst nicht<br />

um ein Haar minderwertiger als die chro wo tischer Akademiker, die<br />

Götter, Mythen und unerhörte urchrowotische Könige erfinden, oder<br />

sonstwie der Welt einen übelduftenden blauen Dunst vorzumachen<br />

pflegen. Zu solchem Ulk gehört weder Verstand noch Witz, sondern<br />

etwas ganz anderes, während der Petoman eine natürliche Begabung<br />

zur höchsten künstlerischen Vollendung ausgebildet haben muß, um<br />

die Aufmerksamkeit eines zahlenden Publikums auf sich zu lenken.

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