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andere unterlagen. Ein Feind jeden Dogmas war er bei reichem<br />

Wissen ein scharfer logischer Denker, aber ebenso ein feinfühliges<br />

Gemüt, Künstler in seiner ganzen Lebensführung und Lebenshaltung,<br />

niemals auch nur die Form verletzend, aber in dieser niemals blendend,<br />

nach dem Scheine jagend und in ihr aufgehend, sondern immer gediegen<br />

und von hohem Werte, war er ein in jeder Beziehung edler<br />

Mensch, dessen Handeln stets mit seiner Überzeugung im Einklänge<br />

stand, eine gottbegnadete, harmonische Natur.'<br />

Mit diesen Worten charakterisierte Obst in seiner Gedächtnisrede<br />

am 26. Juni 1905 seinen Freund AlphonsStübel und charakterisierte<br />

sich selber damit Merkwürdig, die zwei Freunde sahen einander auch<br />

vom Antlitz wie Brüder ähnlich und beide wetteiferten ihr Lebelang<br />

miteinander in der Liebe zu ihrer Vaterstadt Leipzig und zu dem<br />

Museum fur Völkerkunde. Das ist ein Denkmal ihres Erdenwallens I<br />

Vom 25.—бо. Lebensjahre war Obst auf den Ertrag seiner Feder<br />

angewiesen. Aus seinen Aufzeichnungen erfährt man, daß er während<br />

dieser Zeit in Zeitschriften volle zwölftausend gemeinverständliche<br />

Aufsätze ethnologischen, kultur- und kunstgeschichtlichen Inhaltes<br />

veröffentlichte. Was immer er schrieb, war abgerundet fein, sachlich,<br />

stets belehrend und geistvoll. Seine Besprechungen empfand der Besprochene<br />

als eine Förderung, ja, als eine Wohltat.<br />

Des Himmels Gnade beschied Obst auf seine alten Tage die<br />

höchste Gunst: einen hellen, durchdringenden Verstand, einen jugendfrischen<br />

Lebensmut, ein unverwüstliches Gedächtnis und ein grundgütiges<br />

Herz rein zu bewahren. Über den Haß, den ihm Neider und<br />

Mißgünstige nachtrugen, lächelte er mild versöhnlich wie ein Weiser<br />

des Altertums, denn bei ihm war Wissen mit Erkenntnis und Weisheit<br />

vereinigt. Er war stark, er war mächtig in der Liebe zur armen, zur<br />

elenden Menschheit und zur Menschheitforschung. Für seine Gründung,<br />

das Museum, wußte er eine ganze Welt in Bewegung zu setzen und<br />

in Atem zu erhalten und zum Überfluß verstand er es, das Museum<br />

in den Dienst der Männer der Wissenschaft zu stellen.<br />

Nur der hinfallige, von Krankheit abgequälte Leib eines Obst<br />

schied von uns, doch seine Leistungen und Schöpfungen werden auch<br />

zukünftigen Geschlechtern Zeugenschaft von der Unsterblichkeit wahren<br />

Geistes ablegen. In der Wissenschaft vom Menschen wird der Name<br />

Obst neben dem eines Bastian, Bartels, Post stets in Ehren genannt<br />

werden, auch wenn wir einst längst verschollen sind, die wir<br />

des Glücks seiner persönlichen Freundschaft teilhaftig waren.<br />

Friedrich S. Krauss.

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