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1 - Horntip

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aber entfernt sich über die Felder, bis sie den Alten in einer Vertiefung<br />

aus dem Gesichte verschwinden. Hier stecken sie eine Stange<br />

mit einem angebundenen Tuche oder einer Flagge auf, angeblich um<br />

den Platz zu bezeichnen, auf dem sie sich vergnügen und zum Zeichen,<br />

daß hier die Alten nichts zu suchen haben. Alle legen sich auf<br />

die Felder, und wer eine Frau hat, wälzt sich einigemal mit<br />

ihr auf dem Saatacker um. Wie man denken kann, folgen diesem<br />

Beispiel auch die jungen Leute auf ihrem abseits gelegenen Turnplatze.<br />

Man sagt, darnach werde Getreidesegen zum Vorschein<br />

kommen. — Den angeführten Frühlinggebräuchen stehen ganz ähnliche<br />

Erntegebräuche gegenüber. In Kelbra (Gold. Aue, Kr. Sangerhausen)<br />

werden die Schnitter und Schnitterinnen, welche das erste Jahr<br />

mit auf Arbeit gehen, Gesicht gegen Gesicht zusammengebunden<br />

und unter fröhlichem Gelächter der andern einen Hügel hinabgerollt.<br />

In Scharrel (Saterland) sammelten sich früher während<br />

des Roggenmähens allabendlich Schnitter und Schnitterinnen nach getaner<br />

Arbeit auf dem Grünenwege und dem Langhortesch zu Trunk<br />

und Feier. Dann umfaßten die Mädchen die Beine der Schnitter<br />

und die Schnitter die Beine der Mädchen und so aneinander<br />

geklammert rollte und wälzte man sich herum und nannte<br />

das wal en (Strackerjan, Abergl. a. Oldenburg II. 78, 361.) In Hessen<br />

(Gegend von Rinteln) werden Arbeitleute, welche zum erstenmal ein<br />

Erntefeld besuchen, besonders die Männer, die zum erstenmal auf einem<br />

Gute beim Roggenmähen beschäftigt sind, auf Frauenpersonen gelegt<br />

und ihnen nach dem Takte des Liedes ,Als Jakob nach der Mühle<br />

will fahren' das Hinterteil so lange mit einem Sensenstreicher bearbeitet<br />

(,gebritztf), ,bis sie angeloben, etwas zum besten zu geben, was<br />

sie je nach Beschaffenheit ihrer Unterlage kürzere oder längere Zeit<br />

anstehen lassen. 1<br />

W. Mannhardt, Der Baumkultus der Germanen<br />

und ihrer Nachbarstämme, Berlin 1875, S. 480f.<br />

VI. Nach Michael Agricolas Vorrede zum Davidin Psaltari 1551<br />

hat man in Kardien, „wenn die Frühlingsaat gesät wurde, Ukkosschalen<br />

getrunken und Ukkos Korb gesucht, so die Magd und die Frau<br />

berauscht und viele Schandtaten begangen, die man sowohl hören als<br />

sehen konnte/ 1<br />

Castrén, finn. Mythol. 317.<br />

VII. Zur Zeit des estnischen Frühlingfestes zu Ehren des Donnergottes<br />

Ukkos Paudel mußten sich unfruchtbare Weiber beim Ukkowak<br />

einsperren lassen und sich daselbst einer geheimen Zeremonie unterwerfen.<br />

Nachdem der Hausherr frühmorgens nüchtern die Grenzen<br />

seines Ackers umwandelt, begann ein Bacchanal, bei dem namentlich

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