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genoß, folgerichtig den unkenntlich aus der Fremde, dem Totenlande<br />

ankommenden Adonis. Ich muß auf die Möglichkeit, vielleicht Wahrscheinlichkeit<br />

hinweisen, daß der Fremde hier ebenso aufzufassen ist,<br />

wie in dem phrygischen Lytiersesgebrauche, in welchem einst — wie<br />

ich jetzt durch zahlreiche, nicht zu mißdeutende nordeuropäische<br />

Analogien mit unumstößlicher Sicherheit beweisen kann — der<br />

am Erntefelde vorbeigehende Fremdling für den Korngeist genommen,<br />

in eine Garbe eingebunden und wirklich oder scheinbar geköpft<br />

wurde/<br />

Die Schlußsätze können als ein Schulbeispiel fur die Verdunklung<br />

eines klaren Tatbestandes durch Heranziehung entfernt liegender, vermeintlicher<br />

Analogien dienen. Das Volk denkt nie gelehrt, d. h. verzwickt,<br />

sondern stets einfach, weil sein Sinn nur auf das nächste, das<br />

sinnlich leicht Erfaßbare gerichtet ist. Einige wirklich zutreffende<br />

Parallelen zu dem babylonischen Brauche gibt Mannhardt selber an<br />

anderen Stellen seiner zwei grundlegenden Werke an, ohne ihre Gleichbedeutung<br />

mit den babylonischen zu merken. Sie sollen hier unter<br />

Zahl II—VII folgen.<br />

IL Bei den Ägyptern hatten diejenigen Frauen, die sich beim<br />

Trauerfeste um das Hinscheiden eines Apis die Haare nicht abschneiden<br />

lassen mochten, die Pflicht, sich einen Tag lang den auf dem Markte<br />

zusammenströmenden Fremden zur Schau zu stellen, einem von ihnen<br />

ihre Schönheit preiszugeben, den Erlös aber der Gottheit zu weihen.<br />

Lukianos, De dea Syria 6.<br />

III. Bei den Esten auf der abgelegenen Insel Moon begehen die<br />

Johannispaare das Beilager. Am 23. Juni oder am 1. Juli (Vorabend<br />

des Heu-Marientages) zündet man dort große Feuer an. An diesem<br />

heiligen Abend ,muß der Mooner eine Beischläferin haben*. Während<br />

nun die Weiber und Mädchen den Rundtanz um das Johannisfeuer<br />

(Heumarienfeuer oder Ledotulli) ausfuhren, gehen die jungen Kerle<br />

um den Kreis herum, beobachten die Mädchen, entfernen sich dann<br />

in den Wald und geben einem Trupp kleinerer Jungen den Auftrag,<br />

ihnen die Auserkorene zu holen. Einer ruft das bezeichnete Mädchen<br />

unter irgendeinem Vorwand aus dem Ring der Tänzerinnen heraus.<br />

Die übrigen Jungen, etwa zehn an der Zahl, umringen die Jungfrau<br />

und schleppen sie mit Gewalt, der eine vorne am Gurt ziehend, die<br />

anderen hinten stoßend über Stock und Stein, über Zäune und Gräben,<br />

bis der Zug nach mehrmaligem Fallen und wiederholtem Ringen bei<br />

dem Harrenden angelangt ist Dieser wirft sie nieder, legt sich neben<br />

sie und schlägt ein Bein über das Mädchen (diese Zeremonie muß er

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