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erst den Nachweis erbringen müssen, daß in den anderen Ländern<br />

der Brauch vorher unbekannt gewesen. Schon der Umstand, daß er<br />

unter verschiedenen Formen und die ,Göttin c<br />

unter verschiedenen<br />

Namen auftrat, hätte ihn darauf fuhren müssen, daß er, der Brauch,<br />

international ursprünglich gewesen sei. Ein Tacitus fand die römischen<br />

Götter bei den Germanen wieder, ein Lacroix-Dufour würde sagen,<br />

natürlich, denn Roms Beispiel fand Nachahmung und der römische<br />

Götterkult verbreitete sich unter den Germanen.<br />

Völlig haltlos sind Lacroix's Behauptungen: ,Man wird einsehen,<br />

daß der beständige Anblick der geheiligten Prostitution die Sitten<br />

Babylons untergraben mußte. Und in der Tat war diese gewaltige,<br />

mit mehreren Millionen Einwohnern bevölkerte Stadt, die einen Umkreis<br />

von fast 70 km hatte, bald eine Brutstätte der entsetzlichsten Wollust<br />

geworden.' — Das kann man eben nicht einsehen, denn 1. war der<br />

Anblick der .Prostitution* nicht beständig, sondern nur eine einmal im<br />

Jahr bemerkbare Erscheinung, 2. müßte erst bewiesen werden, daß die<br />

Sitten Babylons durch die .Prostitution' untergraben worden, d. h. ursprünglich<br />

antierotischer Art gewesen sind, 3. konnte die babylonische<br />

großstädtische, noch immer in Ermanglung einer Industriewirtschaft<br />

auf den Bodenertrag angewiesene Bevölkerung innerhalb eines Flächenraumes<br />

von 70 qkm schwerlich je mehr als eine halbe Million Seelen<br />

zählen und 4. nicht um vieles mehr als die Landbevölkerung der entsetzlichsten<br />

Wollust pflegen. Lacroix variiert die biblische Meinung,<br />

Gottes Strafe habe die sündigen Babylonier heimgesucht Das ist die<br />

irrige Auffassung, die sich gleich wie ein unausrottbares Erbübel durch<br />

die von keiner Staatsanwaltschaft beargwöhnte salonwissenschaftliche<br />

Literatur fortpflanzt Babylon Stadt und Reich gingen in Wahrheit<br />

an der Bodenerschöpfung und an den kriegerischen Einfallen ausländischer<br />

Eroberer zugrunde, keineswegs jedoch an der Prostitution,<br />

mag man sie wie immer heißen.<br />

Hart an der richtigen Erkenntnis des wahren Sachverhaltes bewegt<br />

sich Wilhelm Mannhardts Auseinandersetzung, Antike Wald- und<br />

Feldkulte aus nordeuropäischer Überlieferung, Berlin 1877, S. 284f.,<br />

doch auch er kann sich noch nicht vom Bann unserer modernen gesellschaftlichen,<br />

verfeinerten oder veredelten Anschauung losmachen<br />

und die verworrene Phraseologie der Mythologen aufgebea<br />

,Die von Herodot beschriebene babylonische Sitte, daß jede Frau<br />

einmal im Leben im Heiligtum der Aphrodite-Mylitta sich dem ersten<br />

Fremden zu eigen geben mußte, der ihr ein Stück Geld in den Schoß<br />

warf, mag ursprünglich ebenfalls dem Duzifeste [Duzi, Dumuzi, Sohn

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