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Aus Baruchs Bemerkung geht hervor, daß sich die Vorgänge<br />

unter freiem Himmel auf den Feldern abspielten, ähnlich wie bei den<br />

Serben, wovon in der Anthropophyteia I. S. 7, Nr. 8 und 9 zu lesen<br />

steht Hier droht der Pope den Leuten, er werde ihnen neun Vögelstätten<br />

errichten, falls sie nicht endlich von den Begattungen auf den<br />

Feldern (zur Erhöhung von deren Fruchtbarkeit) ablassen. Gesetzt,<br />

er hätte seine Drohung verwirklicht und den Leuten unter den Bäumen<br />

vor der Kirche die Beilagergelegenheiten eingerichtet, ihnen dazu seinen<br />

Segen erteilt und vielleicht auch noch Spenden für die Kirche dafür<br />

eingehoben, so würde er nichts anderes getan haben, als seine Berufgenossen,<br />

die Priester des Melittaheiligtums zu Babylon. Hero dot<br />

sah nur mehr den kasernierten oder richtiger templisierten Brauch vor<br />

sich, ein Überlebsei des älteren Feldopferkultes, von dem die einheimischen<br />

Männer, die Städter, nichts mehr wissen mochten, den<br />

jedoch die Frauen als die getreuen Bewahrerinnen des Glaubens ehrenhalber,<br />

wenn auch nicht mehr alljährlich, so doch noch einmal im<br />

Leben einhielten, so etwa wie die reichen Großstadtjüdinnen einmal<br />

in ihrem Erdenwallen das rituelle Bad, die Mikwah, besuchen, um vor<br />

der Trauung mit dem Geliebten, noch dem Rabbiner oder dem Gemeindesekretär<br />

die Quittung (in Wien über 14 Kronen) über die Leibwaschung<br />

im Gemeindebad vorweisen zu können. Der Nachweis über tägliche<br />

Hausbäder oder den alljährlichen Besuch eines teueren Modebades<br />

genügt den Frommen unter keiner Bedingung.<br />

Auch Paul Lacroix (Pierre Dufour) fuhrt in seiner im J. 1851<br />

erschienenen Histoire de la prostitution diese Stellen aus H er od o t<br />

und Baruch an und erläutert sie derart unverständig, daß es sich<br />

nicht verlohnen würde, darauf hinzuweisen, wäre nicht sein Werk vor<br />

vier Jahren durch Adolf Stilles Übersetzung in deutschen Landen<br />

zu außerordentlicher Verbreitung und großem Ansehen gelangt Er<br />

sagt: ,Diese heilige Prostitution, die sich mit dem Kultus der Melitta<br />

oder Venus Urania auch auf der Insel Cypern und in Phönizien ausbreitete,<br />

ist eine historisch beglaubigte Tatsache, so ungeheuerlich, so<br />

wunderbar und unwahrscheinlich sie auch erscheinen mag/ — Für den<br />

Folkloristen haften ihr weder Ungeheuerlichkeit, noch Wunderbarkeit,<br />

noch Unwahrscheinlichkeit an. — ,Das Beispiel Babylons fand Nach-<br />

; ahmung, und der Melittakult verbreitete sich mit der ihn begleitenden<br />

Prostitution in Asien und Afrika bis tief nach Ägypten sowohl wie<br />

nach Persien. In jedem dieser Länder führte die Göttin einen anderen<br />

Namen und mochte auch ihr Kult neue Formen zeigen, so erschien<br />

doch die heilige Prostitution immer darunter. 1<br />

— Lacroix hätte vor-

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