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1 - Horntip

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und sich daselbst einem Fremden überlassen. Ein Teil von ihnen<br />

hält es aber aus Stolz, den ihnen ihr Reichtum einflößt, unter ihrer<br />

Würde, sich mit den anderen auf gleiche Stufe gestellt zu sehen und<br />

diese lassen sich in geschlossenen Wagen vor den Tempel fahren.<br />

Dort bleiben sie sitzen, hinter sich eine große Menge von Dienern,<br />

die sie begleitet haben. Die große Mehrzahl aber setzt sich, das Haupt<br />

von Schnurenkränzen umwunden, im Tempelgarten nieder. Es ist<br />

ein beständiges Kommen und Gehen. Man sieht nach allen Himmelrichtungen<br />

durch ausgespannte Seile getrennte Gänge fuhren, in<br />

denen sich die Fremden ergehen und die Weiber erwählen, die<br />

ihnen am besten gefallen. Wenn eine Frau einmal an diesem Orte<br />

Platz genommen hat, darf sie nicht eher nach Hause zurückkehren,<br />

als bis ihr ein Fremder Geld in den Schoß geworfen und mit ihr<br />

außerhalb des geweihten Raumes Umgang gepflogen hat Der Fremde<br />

muß, wenn er ihr das Geld zuwirft, dazu sagen: ,Ich rufe die Göttin<br />

Melitta an!' Die Assyrier nennen nämlich die Venus Melitta. Wie gering<br />

auch die Summe sein mag, niemals darf sie zurükgewiesen<br />

werden, das Gesetz verbietet es, denn dieses Geld wird geopfert Sie<br />

muß dem ersten, der ihr ein Geldstück zuwirft, folgen und darf keine<br />

Person zurückweisen. Wenn sie endlich durch die Preisgabe ihres<br />

Körpers an einen Fremden ihren Verpflichtungen gegen die Göttin<br />

nachgekommen ist, kehrt sie nach Hause zurück; und niemals wird<br />

sie sich darnach, soviel man ihr auch bieten möchte, verführen lassen.<br />

Diejenigen Weiber, die eine schöne Gestalt oder ein schönes Angesicht<br />

haben, verweilen nicht lange im Tempel, die häßlichen dagegen<br />

bleiben länger, weil sie dem Gesetze nicht bald genügen können, ja,<br />

einige bleiben sogar drei oder vier Jahre dort. 1<br />

Wenn H ero dot von einem schändlichen oder garstigen Gesetz<br />

spricht, so gibt er damit nur seiner Meinung Ausdruck, nicht der der<br />

Assyrer in Babylon. Wir besitzen eine um zwei Jahrhunderte ältere<br />

Aufzeichnung dieses Brauches vom Propheten Bar uch (Kap. 19): ,Die<br />

Frauen sitzen, von Stricken umgürtet, am Wegrande und verbrennen<br />

wohlriechende Opfergaben. Wird nun eine von einem Fremden zum<br />

Beischlaf aufgefordert, so schmäht sie ihre Nachbarin, daß jene nicht<br />

wie sie selber fur würdig erachtet worden, von diesem Manne besessen<br />

zu werden und die Umgürtung ihrer Schnüre gelöst zu sehen. Jeder,<br />

der sich mit einer dieser geweihten Frauen vermischen will, muß die<br />

Enden dieser Schnüre ergreifen und so seine Eroberung unter die<br />

Bäume fortziehen, die ihren Schatten über die Vollendung der Mysterien<br />

breiten. 1

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