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XII. 40 (unbekannter Dichter). Ziehe mir das Gewand nicht<br />

aus. sondern schau mich so an wie eine Statue aus Marmor und Holz;<br />

wenn du die nackte Liebe des Antiphilos begehrst, wirst du wie an<br />

einem Dornstrauch eine Rosenknospe finden*<br />

Anmerkung. Wahrscheinlich war dies Gedicht die Aufschrift an einer bekleideten<br />

Knabenstatue.<br />

XII, 41 (Meleagros). Nicht mehr besinge ich den Theron als<br />

schön; noch den Apollodotos, einst ein glänzendes Feuer, jetzt nur<br />

noch eine Fackel; ich ziehe die Liebe zum Weibe vor; das Zusammendrücken<br />

der Päderasten mit behaartem Hintern mag den ziegenbespringenden<br />

Hirten am Herzen liegen.<br />

Anmerkung. Dies Gedicht hebt sich merkwürdig von den vielen anderen des<br />

Dichters an Knaben ab ; allerdings haben wir auch eine Reihe Gedichte an Mädchen von<br />

Meleagros, der also anscheinend die Wollust genoß, wo und wie er sie fand, immer<br />

bedacht auf möglichsten Genuß. Die moderne Wissenschaft würde ihn fbisexuell 1<br />

nennen,<br />

ohne damit etwas zu erklären. Übrigens ist M. ein graziöser feinsinniger Poet, von dessen<br />

Schönheit obiges Gedicht keinen Begriff geben kann.<br />

ХП, 22 (Skythinos). Gekommen ist mein großes Leiden, der<br />

schwere Kampf, mein mächtiges Feuer, Elissos, der die zur Liebe geeigneten<br />

Jahre zählt, der die rüstigen 16 hat und mit dieser alle kleinen<br />

und großen Schönheiten, zum Lesen eine Stimme wie Honig, zum<br />

Küssen Lippen wie Honig und zum Insichaufnehmen etwas Tadelloses.<br />

Und wie geht's mir? Er sagt, ich solle ihn nur anschauen; sicher<br />

werde ich oft schlaflos liegen, mit der nichtigen Kypris mit der<br />

Hand kämpfend<br />

Anmerkung. Sehr wichtiges Gedicht, indem es 16 als das »geeignete* Alter<br />

bezeichnet, von welchem an die leiblich sinnliche Liebe üblich war. Doch der Knabe,<br />

vielleicht ein Schüler des Sprechenden — darauf deutet das , Lesen* — will nicht; der<br />

Dichter fürchtet daher, in schlaflosen Nächten der Onanie zu huldigen.<br />

ХП, 232 (Skythinos). Aufgerichtet stehst du jetzt, Namenloser,<br />

und verschwindest nicht; sondern du bist gespannt, als ob du nie aufhören<br />

würdest Aber als mir Nemesenus sich mit dem ganzen Leib<br />

zuneigte, alles bietend, was ich will, da hingst du tot herab. Sei gespannt,<br />

zerreiße, weine; alles umsonst, du wirst kein Mitleid von meiner<br />

Hand finden.<br />

Vgl. oben XII, u und 216.<br />

Anmerkung: Wie man auch damals schon sich bemühte, menschliche Leidenschaften<br />

dadurch zu rechtfertigen, daß man sie den Göttern andichtete, beweist die uns<br />

hier sehr interessierende Version der Phalluskultsage, wie sie Arnobius berichtet, Buch<br />

Vc. 28 Mitte: ,Man erzählt: als der nysaische und semelische Liber annoch unter den<br />

Menschen lebte, habe er nach der Kunde der Unterwelt und nach Erforschung dessen,<br />

was unterhalb des Tartarus sich begebe, Verlangen getragen: Diese seine Begierde sei<br />

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