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Skatologische Inschriften.<br />

Eine Umfrage von K. Reiskel.<br />

L Bevor hier mehrere Proben der Musa latrinae verzeichnet werden,<br />

wie sie häufig in öffentlichen oder allgemein zugänglichen Abtritten zu<br />

finden sind, dürften wohl einige geschichtliche Bemerkungen über die<br />

Latrinen angebracht sein.<br />

Die Errichtung solcher Anstalten läßt sich nicht immer auf hygieinische<br />

Rücksichten zurückfuhren, weil manche Kulturvölker eine geraume<br />

Zeit ohne sie ihr Auskommen gefunden hatten, und hingegen<br />

bei primitiven Völkern schon sehr oft Latrinen angetroffen wurden,<br />

was wohl nur auf die Furcht vor Zauberern zurückzufuhren sein dürfte,<br />

damit nach den abergläubischen Ansichten der /Wilden' die Exkremente<br />

vor dem Einflüsse oder Mißbrauche durch Zauberer geschützt werden.<br />

(Siehe Scatalogic Rites of all Nations. By Captain John G. Bourke.<br />

Washington. 1891, Seite 134 fr.) Im alten Rom gab's nur öffentliche<br />

Latrinen, ausgenommen den Kaiserpalast, wo aus Marmor konstruierte<br />

Klosette zum Privatgebrauche bestanden. Als Kuriosum sei erwähnt,<br />

daß erst im Jahre 1533 in Paris eine Verordnung erschien, die für<br />

jedes Haus einen Abtritt vorschrieb und in Madrid erst im Jahre 1760.<br />

Früher und auch später noch bestand die Gewohnheit, bei eintretender<br />

Dunkelheit die gewissen Gefäße aus den Fenstern auf die Gasse zu<br />

gießen. (Siehe Larousse, Grand dictionnaire universel, 8. Band.<br />

Seite 634.)<br />

Seit jeher sind aber an den Wänden der Latrinen zwischen kräftigen<br />

Kotstrichen poetische Ergüsse der Besucher zu lesen. Die Luft der<br />

Latrinen muß fur viele Besucher etwas Inspiratorisches haben; denn<br />

sie bringt manchen, dem die Regeln der Dichtkunst wohl unbekannt<br />

sind, dazu, Verse zu schmieden, und sie dann an die Wand zu schreiben.<br />

Es gibt aber auch viele, die irgendeinen schon bekannten, dem Orte<br />

angepaßten Ausspruch an die Wand schreiben. Schon Martial sagt<br />

in seinen Epigrammen (XII. LXI. 7—11.).

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