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1 - Horntip

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Nach der Schulentlassung kommt das zwölf- bis dreizehnjährige<br />

Mädchen, ein eben vor der oder in der Hauptentwicklung begriffenes<br />

Kind, in das Nähatelier. Putzsucht und Genußsucht wird hier dem<br />

Mädchen förmlich systematisch anerzogen und die steigende Zahl,<br />

welche die Putzmacherinnen, Kleidernäherinnen in der Rubrik Prostitution<br />

ausmacht, zeigt, welche Sphäre in vielen jener Ateliers herrscht<br />

Unstreitig unterliegen diese Mädchen im Wirtschaftkampfe eher<br />

als die Fabrikarbeiterinnen.<br />

Frühzeitig wie die Fabrikarbeiterin verlernt auch das Nähateliermädchen<br />

die wenigen Volkslieder, welche auf der Schule — freilich<br />

nicht immer mit glücklicher Auswahl — gesungen wurden. Gassenhauer,<br />

Tingeltangellieder finden dafür mehr Anklang. Aus den Fabriken,<br />

aus den Ateliers kommen diese Lieder in die Familien. Das ist einer<br />

der Wege, — selbstverständlich nicht der einzige — auf welchem der<br />

Jugend die geistlosesten Tingeltangellieder und unzüchtigsten Gassenhauer<br />

zugänglich gemacht werden. Wir müssen grade diesem Wege<br />

einige Beachtung schenken, weil es das Weib, die zukünftige Mutter,<br />

ist, welche sich zur Verbreitung dieser Unarten hergibt und den edlen<br />

Schatz schöner Volkslieder unbeachtet läßt<br />

Man hat den Vorschlag in der Tagpresse gemacht, durch die<br />

Kinder den Unverstand der Eltern zu bekämpfen, welche sich ja<br />

manches Mal geradezu freuen, wenn der Bub oder das Mädel viel<br />

Alkohol vertragen oder mit lachendem Gesicht Obszönitäten plappern.<br />

Wie diese Bekämpfung stattfinden soll, das wird freilich nicht<br />

genau angegeben und doch hängt gerade davon alles ab. Jeder halbwegs<br />

gesund empfindende Mensch muß wünschen, daß dem Kinde die goldene<br />

Zeit wahrer Kindlichkeit möglichst lange erhalten werde und<br />

möglichst viele der hemmenden Einflüsse beseitigt zu sehen. Ohne<br />

Belehrung der Eltern geht das nicht, und die Schule allein kann den<br />

Kampf gegen unzüchtige Gesänge nur mit Unterstützung des Elternhauses<br />

wirksam aufnehmen.<br />

In mehreren, nicht nur elsässischen Städten hatten sich die Pädagogen<br />

zu beklagen, daß Kinder, halbwüchsige Knaben mit dem Vater<br />

oder dem Onkel usw. laut gemeinsam sangen:<br />

Fischerin, du kleine,<br />

Zeig mir deine Beine,<br />

Zeig mir was dazwischen ist<br />

Weil du eine Jungfer bist<br />

beziehungweise die nicht minder anstößige Variante: ,Zeig mir deine<br />

Beine und was noch dazwischen ist, ob du eine Jungfer bist'.

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