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die Forschungen der nächsten Jahre rasch die Versäumnis wieder gut<br />

machen. 1<br />

)<br />

Es ist ja leicht gerade Kinderlieder aufzuzeichnen. Laßt das Kind<br />

sich nur austollen und ihr werdet stille Zeugen dessen sein, was dem<br />

Kindermunde für das kindliche Gemüte meist unbewußt bleibende<br />

Derbheiten entströmen. Die überwiegende Mehrzahl der nachstehenden<br />

Proben verdanke ich einer genauen Beobachtung der auf den<br />

Straßen sich tummelnden Kinder. Keine dieser jugendlichen Personen<br />

wurde etwa nach erotischen Liedern ausgefragt oder auch nur aufgefordert<br />

etwas zu singen. Ein solches Verfahren würde sich sicherlich<br />

nach keiner Seite hin irgendwie rechtfertigen lassen.<br />

Gerichtliche Verhandlungen unserer Tage geben ja leider nur zu<br />

häufig unwiderlegbare Beweise, in welcher Weise man dem kindlichen<br />

Denkvermögen Geschlechtvorgänge delikatester Art suggeriert<br />

Für Lüstlinge und pervers veranlagte Naturen scheinen die dem<br />

Munde einer jugendlichen Person entfließenden schamlosen Redensarten<br />

eine Eigenheit zu besitzen, welche sich zum Stimulans fur die<br />

Geschlechtlust auswächst, wenn es derartigen Individuen gelingt, ein<br />

möglichst großes Maß von Sinnlichkeit und Obszönität dem kindlichen<br />

Gehirne aufzupfropfen.<br />

Es ist das unzweifelhaft eine Gradatio derjenigen Stufe, bei<br />

welcher der mit ungezügelter niederer Sinnlichkeit affizierte Mann<br />

Befriedigung findet, wenn ihm ein weibliches Individuum mit möglichst<br />

obszönen Reden einen Ohrenschmaus traurigster Art bereitet.<br />

Dieses psychopathologische Gebiet müssen wir einer medizinischen<br />

Feder überlassen, mir kommt nur zu, das folkloristische Moment auf<br />

diesem Felde hervorzuheben.<br />

Einige Bemerkungen allgemeiner Art aber sollen gerade bei diesem<br />

Gegenstand nicht unterlassen werden.<br />

Wer unsere Großstadtjugend still beobachtet, wird mehr denn<br />

einmal geradezu erschrecken über die Lieder und Weisen, welche das<br />

junge Volk singt<br />

Infolge der Wohnungnot, des Schlafgängerwesens, der Prostitutionfrage,<br />

wie der Beteiligung am frühzeitigen Erwerb lernt das Kind Vorgänge<br />

auf geschlechtlichem Gebiet kennen, die zur sinnlichen Grübelei<br />

und vorzeitigen Reife fuhren.<br />

1) Die Quellen zur Erforschung des Kinderliedes usw. vermerkt Krauss, Allg.<br />

Methodik d. Volkskunde, Erlangen 1899, S. 68 und, Die Volkskunde in den Jahren<br />

1897—1902, S. 152 ff.

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