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1 - Horntip

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dem Brettchen, besagt, ein Mädchen hat gar keine entwickelten<br />

Brüste, so daß die Brust sich nur wie eine Linse über ein Brettchen<br />

erhebt.<br />

162. Lippe wie —n— Abtrittdeckel; wer große Lippen hat<br />

163. ,Müesch luntle 1<br />

mußt du cacare?<br />

164. Lu si [im Oberelsaß], eine feile Dirne ordinärster Art.<br />

165. Es isch e Luntsch; sie ist eine feile Dirne, kommt wohl von<br />

dem Verbum luntschen = nachlässig, träge auf einem weichen<br />

Lager sitzen, ruhen, liegen.<br />

166. Dis Maidel het in de Lumpe, dieses Mädchen hat in den<br />

Lumpen, bedeutet, sie ist schwanger; ähnliches besagt der Ausdruck<br />

,sie ist hops' oder ,Dis Maidel het ze viel Büewe-<br />

wädel gelullt 1<br />

= dieses Mädchen hat zu viel Bubenpenis ge-<br />

zullt, ohne daß hier gedacht würde an Berührung des Membrum<br />

virile durch weiblichen Mund.<br />

167. Die Frau isch am verliere; die Frau steht in den Wechseljahren,<br />

Klimakterium.<br />

168. Er (oder es) het e Wäjschießer; er bezw. ein Mädchen<br />

(kurzum eine Person) hat einen Wegscheißer. Unter dieser drastischen<br />

Ausdrucksweise versteht man ein Gerstenkorn, welches<br />

sich an das Augenlid setzt. Viele Leute bezeichnen jedes kleine<br />

Knötchen oder Eiterbläschen als .Hürefotzegedings 4<br />

. Z. B. ,Was<br />

haw і wieder for Hürefotzegedings ins Gesicht bekumme', hier<br />

wird gar nicht an einen etwaigen Zusammenhang mit dem urderben<br />

Ausdruck gedacht.<br />

169. Müeter, gib mirLämpläm і bit mi Del net; heißt eigentlich<br />

Mueter, gib mir Lämpläm, і biß mi Seel* nit; bedeutet, Mutter,<br />

gib mir deine Brust, ich beiße dich meiner Seel' nicht (Lämpläm<br />

— Mutterbrust). Man gebraucht diese Redensart bei einem<br />

noch nicht entwöhnten großen, im Sprechen noch stark zurückgebliebenen<br />

Knaben.<br />

Anm. All diese kecken, derben, oft äußerst rohsinnliche Redensarten<br />

atmen einen förmlich mittelalterlichen Geist von ausgelassener<br />

Lebensauffassung So roh und höchst gemein einzelne dieser Redewendungen<br />

lauten, dürfen wir darnach die Elsässer doch nicht als ungehobeltes,<br />

vulgäres Pack* behandeln, wie das oft Politiker des Tages<br />

wünschen. Gerade diesen Politikern sollte das Ergebnis der folkloristischen<br />

Forschung die Augen öffnen, daß der Elsässer im Grund<br />

des Herzens völlig deutsch geblieben ist<br />

William Godelück.

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