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der kleinscht Numéro/ 1<br />

) (Erzählt in Mobheim, Dorlisheim, Oberehndie<br />

kleinste Nummer/<br />

heim, Barr und Stotzheim, jedenfalls auch sonst noch weitverbreitet)<br />

Anmerkung des Herausgebers der Anthropophyteia, Zur Weihnacht 1905 waren<br />

es gerade 28 Jahre daher, als ein aus Paris nach Wien heimgekehrter reicher Spediteur<br />

in einer feinen Gesellschaft, an der ich als Student teilnahm, den neuesten Pariser Witz<br />

erzählte. Ein Herr betritt ein Geschäft, um Préservatifs zu kaufen. Der Kaufmann sagt<br />

ihm höflichst: ,Bemühen Sie sich gefälligst in den ersten Stock hinauf, im Gang letzte<br />

Türe rechts l' Der Herr rennt hinauf, klopft an und auf das Entrez! tritt er in ein wundervolles<br />

Boudoir ein, wo auf schwellender Ottomane splitternackt eine herrliche junge Dame<br />

ruht, die ihn schmachtend anblickt und ihm mit der Hand auf ihre Voze weist Er ganz<br />

außer sich, stürzt auf sie hin und rammt ihr seinen Zumpt in den Leib hinein. Plötzlich<br />

kriegt er von ihr einen Stoß, daß er zu Boden kollert Sie ruft aus: ,Nr. 7!' — ,Was<br />

soll das heißen?' ruft er bestürzt aus. — ,Das heißt, daß Sie Préservatifs von Nr. 7<br />

brauchen. Ich bin hier die Probiermamsell zur Bequemlichkeit unserer Kunden l' —<br />

Die Schnurre machte damals die Runde durch ganz Wien und, wie die Wer ner tische<br />

Fassung lehrt, auch im Elsaß, allwo sie eine bäuerliche Prägung erfuhr. Sie beweist uns<br />

nur das eine, daß nun auch der harmlose, unverdorbene I^andmann soweit ist, sich die<br />

Segnungen moderner städtischer Kultur ganz anzueignen und daß sich der Unterschied<br />

zwischen Stadt und Land immer mehr verliert<br />

96. Guter Tausch.<br />

In früheren Zeiten gingen aus den Klöstern die Kapuziner in das<br />

Land von Ort zu Ort und bettelten für ihre Mitbrüder. So kamen<br />

die Abgesandten monatelang nicht zum Kloster zurück. Weil sie<br />

jedes Jahr fast dieselbe Tour machten, waren die Mönche ziemlich<br />

bekannt. Ein junger Kapuziner war auch 'mal auf der Bettelei; es<br />

war Samstag und er ging an einem Grasgarten vorbei, wo Wäsche<br />

zum Trocknen aufgehängt war. Halt, dachte er, hier kann ich bei<br />

dem schönen Wetter mein Hemd am besten ungestört wechseln.<br />

Gedacht, getan. Er zog seinen Kapuzrock aus und ebenso das Hemd.<br />

Wie er eben das Hemd über den Kopf zieht, meinte er, die Gartentüre<br />

gehe auf. Blind tappte (-griff) er zu, tappte ein Hemd, das mit<br />

feinen Spitzen versehen war, und zog in der Eile rasch seinen Kapuziner<br />

darüber. Dann legte er ein Geldstück für Wäschelohn auf sein<br />

Hemd und ging weiter.<br />

Am Abend erzählte er gewohnheitgemäß seine Erlebnisse in der<br />

Herberge und teilte allerhand Heiligenbilder aus. Die Quartierleute<br />

1) Diese Selbstpersiflage bäuerlicher Einfalt gehört zu den köstlichsten Eigenschaften<br />

ländlicher Erzählungkunst Gleichzeitig versetzt der Bauer damit dem Städter einen kräftigen<br />

Seitenhieb, indem man alle weiblichen Wesen in der Stadt als geschlechtlichen Wünschen<br />

der Männerwelt willfahrend hinstellt Ob da nicht zuweilen die ländliche Vorstellungweise<br />

auf die städtischen Kreise vom Bauer übertragen wird?

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