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Top Job<br />
von Jason Starr<br />
Bill Moss hat schon vor zwei Jahren seinen<br />
Job in einer Werbeagentur verloren - zu Unrecht<br />
seiner Meinung nach. Nun verdient er<br />
seinen Lebensunterhalt als unterbezahlter<br />
Telefonverkäufer. Diese monotone Tätigkeit<br />
fordert ihn nicht heraus, und so droht<br />
er durch seine Nachlässigkeit und durch<br />
geplante Stellenkürzungen auch noch diese<br />
Arbeit zu verlieren. Ein günstiger Zufall<br />
will es aber, dass er seinem Boss das Leben<br />
rettet, als dieser von einem anderen Kollegen,<br />
der ebenfalls entlassen werden soll, mit<br />
einer Waffe angegriffen wird. So bekommt<br />
er zum Dank nicht die Entlassungspapiere,<br />
sondern den heiß ersehnten Posten als Abteilungsleiter.<br />
An dieser Stelle könnte sich die<br />
ganze Sache ja nun in Wohlgefallen auflösen.<br />
Aber – weit gefehlt. Sowas passiert nicht in<br />
Romanen von Jason Starr. Der Boss erkundigt<br />
sich in Bills alter Firma nach ihm und fördert<br />
den wahren Grund für seine damalige<br />
Kündigung zu Tage. Er treibt ihn in die Enge,<br />
als er ihn mit seinen Erkenntnissen konfrontiert.<br />
Bill hätte nun die Möglichkeit sich seinen<br />
Verfehlungen zu stellen und seinen Hut<br />
zu nehmen, er entscheidet sich aber anders<br />
und tritt die Flucht nach vorne an. Er tötet<br />
seinen Boss, und setzt so eine Kette von Ereignissen<br />
in Gang, die vielleicht nicht geradlinig<br />
aber doch unausweichlich in Richtung<br />
Untergang führen. Jason Starr ist nicht nur<br />
Kenner menschlicher Abgründe, er bezeichnet<br />
sich selbst auch als Spezialist auf den Gebieten<br />
Pferdewetten und Glückspiel. In jeden<br />
Fall sind seiner Bücher äußerst lesenswert.<br />
(Sandra Huber von Bücher Pustet)<br />
Diogenes Taschenbuch, Preis: 9,90 Euro<br />
Nette Aussichten<br />
von Edward St. Aubyn<br />
Nach „Schöne Verhältnisse“ und „Schlechte<br />
Neuigkeiten“ hat Edward St. Aubyn mit „Nette<br />
Aussichten“ den fulminanten Abschluss<br />
seiner Upper-Class-Trilogie geschrieben.<br />
Wie in den beiden Vorgängerwerken nimmt<br />
der Autor seine Leser mit in die Welt der britischen<br />
High Society. Zentrale Hauptfigur im<br />
Geschehen ist der junge Patrick Melrose, ein<br />
reiches, aber gelangweiltes Mitglied der „guten<br />
Gesellschaft“. Seine traurige Kindheit<br />
unter einem bösartigen und brutalen Vater<br />
und einer alkoholsüchtigen Mutter hat Patrick<br />
schwer traumatisiert; er versucht, seine<br />
Perspektivlosigkeit und innere Leere durch<br />
exzessiven Drogenkonsum und wechselnde<br />
Liebschaften zu kompensieren. Vor der Kulisse<br />
einer englischen Gartenparty im Februar<br />
vertraut Patrick erstmals einem Freund an,<br />
zu welchen Traumata die emotionale Kälte in<br />
seiner Familie und die grässlichen Taten seines<br />
Vaters geführt haben. Auf diesem Jahrmarkt<br />
der Eitelkeiten scheinen sich sämtliche<br />
Emporkömmlinge des Britischen Empires zu<br />
versammeln, brillant karikiert von der spitzen<br />
Feder St. Aubyns. Der Leser wird mitgerissen<br />
in den Strudel aus Festvorbereitungen<br />
und Feierwut; der Autor haucht in seiner<br />
brillianten Formulierkraft den hochnäsigen,<br />
aber doch bemitleidenswerten Figuren Leben<br />
ein. Mit unübertrefflicher Klugheit, viel<br />
Witz und Charme, aber auch ironischer Bösartigkeit<br />
und einem Schuss Melancholie rundet<br />
Edward St. Aubyn den Erzählzyklus um<br />
Patrick Melrose würdig ab. Einen Toast auf<br />
den Schriftsteller!<br />
(Simone Frank von Bücher Pustet)<br />
Dumont Literatur- u. Kunstverlag, Preis: 17,90 Euro<br />
Malindi<br />
Bücher<br />
von Troy Blacklaws<br />
Weihnachten in den Siebziger Jahren in<br />
Kapstadt. Eine Familienidylle am Strand:<br />
Grillen, Kricket, Sonnenbad - und plötzlich<br />
ist nichts mehr wie es war. Durch einen unglücklichen<br />
Unfall verliert der 14-jährige<br />
Douglas an diesem Nachmittag seinen Zwillingsbruder<br />
Marsden. Der tragische Vorfall<br />
lässt die Familie zerbrechen. Der Vater, der<br />
sich schuldig fühlt, verlässt die Familie, die<br />
Mutter beschließt daraufhin, dem bisherigen<br />
Leben den Rücken zuzukehren und kauft<br />
ein Haus im öden Hinterland, weit weit weg<br />
vom verhältnismäßig liberalen Kapstadt.<br />
So muss Douglas nicht nur ohne seinen<br />
Zwillingsbruder und seinen Vater zurechtkommen,<br />
er sieht sich urplötzlich auch in<br />
eine ihm völlig fremde Umwelt versetzt,<br />
in der Rassismus, Gewalt und Hass an der<br />
Tagesordnung sind. Als einziger Hoffnungsschimmer<br />
für den Heranwachsenden erweist<br />
sich seine erste Liebe und eine Freundschaft<br />
zu einem farbigen Tankwart, mit dem zusammen<br />
er ein schrottreifes Auto wieder<br />
fahrtüchtig machen und gemeinsam fliehen<br />
will, nach Kapstadt und vielleicht weiter<br />
an den geheimnisvollen Ort, an dem Douglas<br />
seinen Vater vermutet, nach Malindi.<br />
Das vorliegende Debüt von Troy Blacklaws<br />
ist grandios und mitreißend. Seine knappe,<br />
doch sehr lyrische Sprache nimmt sofort gefangen,<br />
seine eindringlichen Bilder bleiben<br />
noch lange im Gedächtnis. Das Drama und<br />
Trauma der Apartheid wird förmlich greifbar<br />
und fühlbar, aber ebenso die großartige<br />
Landschaft Südafrikas.<br />
(Jutta Ederer von Bücher Pustet)<br />
Liebeskind Verlag, Preis: 19,80 Euro<br />
Von hier von dort und anderen guten Dingen 41