6E6C>H8 - Supershit
6E6C>H8 - Supershit
6E6C>H8 - Supershit
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
vom alten Freising<br />
Von Billigweinen und edlen Tropfen<br />
Zur Weinversorgung des fürstbischöflichen Hofes im Freising der Barockzeit<br />
von Florian Notter<br />
Ein wesentliches Kennzeichen des Barockzeitalters,<br />
also etwa des 17. und 18. Jahrhunderts,<br />
stellte die zunehmend stärker werdende<br />
Position einzelner Fürsten innerhalb<br />
ihrer Staaten dar. Seit dem 16. Jahrhundert<br />
war es sowohl den Herrschern europäischer<br />
Großstaaten wie auch den Fürsten kleinerer<br />
Staaten gelungen, unliebsame ständische<br />
Einrichtungen, die teils bedeutende Mitspracherechte<br />
besaßen und die Fürsten somit in<br />
ihrer Machtausübung stark einschränkten,<br />
zurückzudrängen. Entsprechend einem neuen<br />
Herrschaftsideal war die Herrschaftsausübung<br />
dieser Fürsten nicht an Institutionen und<br />
Gesetze gebunden, sondern allein durch Gott<br />
legitimiert. Man spricht dabei heute von „absoluter<br />
Fürstenmacht“, das Barockzeitalter<br />
wird dementsprechend auch als „Zeitalter des<br />
Absolutismus“ bezeichnet.<br />
Da er in seiner Person den gesamten Staat<br />
repräsentierte und ferner auch den Kristallisationspunkt<br />
allen gesellschaftlichen und<br />
kulturellen Lebens darstellte, war ein repräsentatives<br />
Auftreten des Fürsten nach außen<br />
hin zwingend notwendig. Diese Tatsache bildete<br />
das Motiv für eine reiche und prunkvolle<br />
Hofkultur, an die wir heutzutage sofort denken,<br />
wenn wir vom Barockzeitalter sprechen.<br />
Der Bau von großen Schlössern und Gärten,<br />
aufwändige Jagden, Musik- und Theaterveranstaltungen<br />
sowie allerlei Feste müssen<br />
hierzu gezählt werden. Die herausgehobene<br />
Stellung eines Fürsten äußerte sich vor allem<br />
14 Von hier von dort und anderen guten Dingen<br />
aber auch am Essen und Trinken. Mehrmals<br />
täglich konnte er seinen Gästen seinen – vermeintlichen<br />
– Reichtum und seine Bedeutung<br />
vor Augen führen, indem er teure und<br />
exklusive Speisen und Getränke in großen<br />
Mengen auftischen ließ. Zu den teuersten Prestigeprodukten<br />
an einem barocken Fürstenhof<br />
gehörte zweifellos der Wein. Allein an dessen<br />
Mengen und Sortenvielfalt konnte man häufig<br />
die finanziellen Möglichkeiten eines Fürstenhofes<br />
ablesen.<br />
Auch am Hof der Freisinger Fürstbischöfe der<br />
Barockzeit spielte der Wein als Prestigeobjekt<br />
eine ganz herausragende Rolle. Das ist zum<br />
einen ganz deutlich an den Kosten zu erkennen,<br />
die man für das Hofkelleramt – eine Behörde,<br />
die man extra für die Verwaltung der<br />
fürstbischöflichen Weinkellerei geschaffen<br />
hatte – aufwandte: bis zu 9 % der gesamten<br />
Freisinger Staatsausgaben wurden hierfür<br />
gebraucht! Zum anderen war man am Freisinger<br />
Hof der Barockzeit stets an einer möglichst<br />
großen Vielfalt an Weinen interessiert.<br />
Die Rechnungen besagten Hofkelleramtes<br />
weisen tatsächlich einen Bestand an Weinen<br />
aus den unterschiedlichsten Regionen Europas<br />
aus. Grundsätzlich muss man dabei<br />
festhalten, dass das Hochstift Freising in der<br />
angenehmen Lage war, eigene Weingüter zu<br />
besitzen, ein Teil der Weine, die man am Freisinger<br />
Hof trank, also aus eigener Produktion<br />
stammten. Den weitaus gewichtigeren – und<br />
teureren – Teil machten allerdings Weinsorten<br />
aus, die man über den Handel bezogen hatte.<br />
Im Folgenden wollen wir uns sowohl mit den<br />
Weinen aus der Eigenproduktion, als auch mit<br />
den Handelsweinen kurz näher beschäftigen.<br />
Weine aus eigener Produktion<br />
Die Eigenproduktion von Wein für den fürstbischöflichen<br />
Hof war im 17. und 18. Jahrhundert<br />
auf vier bzw. drei Standorte verteilt:<br />
1. Der Südhang des Domberges: seit dem Mittelalter<br />
wurde dort Wein angebaut, der Anbau<br />
jedoch wie überall in Mitteleuropa aufgrund<br />
der durch die „Kleine Eiszeit“ (Ende des 16.<br />
Jahrhunderts) bedingten Klimaveränderung<br />
und der damit verbundenen Verschiebung der<br />
Weinbaugrenzen nach Süden im Lauf des 17.<br />
Jahrhunderts aufgegeben; auf dem Stich von<br />
M. Merian (1642) steht der Weinbau am Dombergsüdhang<br />
offensichtlich noch in voller Blüte.<br />
2. Die Herrschaft Hollenburg in Österreich:<br />
mit Weinbergen in den Orten Hollenburg,<br />
Weißenkirchen und Wagram. 3. Das nähere<br />
Umland von Wien: mit Weinbergen in den<br />
Orten Mauer, Grinzing und Klosterneuburg.<br />
4. Der Ort Gries bei Bozen in Tirol: Weingüter<br />
vor allem auf den Bergen St. Georgen und<br />
Guntschna. Der Besitz der Weingüter im österreichischen<br />
und tirolischen Raum geht auf<br />
Schenkungen der bayerischen Herzöge und<br />
der römisch-deutschen Kaiser an die Freisinger<br />
Kirche im Hochmittelalter zurück.<br />
Die Weingüter wurden von Grunduntertanen<br />
bebaut und gepflegt. Für die Überlassung einzelner<br />
Weingüter waren sie Freising gegenüber<br />
verpflichtet, jährlich eine Grundabgabe in<br />
Form von Wein – „Weinmostdienst“ genannt<br />
– zu leisten. Um den Wein lagern, und teils