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Ausgabe online lesen.... - beim AWO Ortsverein Herborn eV

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55. JAHRGANG HEFT 4 JULI/AUGUST 2010<br />

Würfel fallen auch<br />

im Netz<br />

Internet-Glücksspiel und die Folgen<br />

awo.org<br />

G 11394


IN DIESER AUSGABE<br />

4<br />

20<br />

21<br />

22<br />

24<br />

30<br />

<strong>AWO</strong> aktuell<br />

Elfriede Eilers über Kurt Partzsch<br />

10<br />

18<br />

Titel<br />

Online-Glücksspiel und die Folgen<br />

12<br />

Kommunen in der Krise<br />

Die Finanznot der Kommunen:<br />

Interview mit dem Erfurter Oberbürgermeister Bausewein<br />

16<br />

Serie<br />

Serie Armut: „Move it! – Ferienfreizeiten mit<br />

Schwerpunkt Partizipation“<br />

Internationales<br />

Fachinformationen<br />

Impressum<br />

Publikationen<br />

Ländermagazin<br />

Rätsel<br />

Titel: picture alliance/Design Pics<br />

BLICKPUNKT<br />

Wolfgang Stadler<br />

Bundesvorsitzender<br />

Unverantwortlicher Sparkurs<br />

Der langjährige <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzende und Ehrenvorsitzende<br />

Kurt Partzsch würde am 26. Juli 2010 100 Jahre alt werden. Zeit<br />

seines Lebens war er ein engagierter Sozialpolitiker und Streiter<br />

für ein gerechtes Miteinander in der Gesellschaft.<br />

„Sozialleistungen bedeuten nicht Wohlfahrt statt Freiheit, sondern<br />

Freiheit durch Wohlfahrt. Dem Einzelnen soll die Möglichkeit<br />

zu seiner Persönlichkeitsentfaltung, die Chance zur individuellen<br />

Selbstverwirklichung durch den, seiner sozialen Verantwortung<br />

bewußten, Staat gewährleistet sein“, so Partzsch auf der<br />

<strong>AWO</strong>-Bundeskonferenz 1971. Er spricht damit etwas für einen<br />

Sozialstaat Selbstverständliches an, was nach den derzeitigen<br />

Plänen der Bundesregierung nicht mehr selbstverständlich sein<br />

soll. Wenn ausgerechnet Hartz IV Empfänger das Elterngeld gestrichen<br />

wird, mehrt das die Armut ihrer ohnehin schon benachteiligten<br />

Kinder. Wenn rigoros an der Förderung von Arbeitslosen<br />

gespart wird, verringert das ihre Chancen auf Qualifizierung für<br />

den Arbeitsmarkt und fördert den Mini-Lohnsektor, wo jetzt schon<br />

Millionen Bürger von ihrer harten Arbeit nicht leben können. Und<br />

wenn Hartz IV Empfänger künftig nicht mehr rentenversichert<br />

werden, führt das Millionen Betroffene direkt in die Altersarmut.<br />

Das ist sozial unverantwortlich, nimmt die Chance zur individuellen<br />

Selbstverwirklichung und hemmt die Möglichkeit der Persönlichkeitsentfaltung.<br />

Die Menschen erwarten zu Recht von der<br />

Bundesregierung, dass notwendige Sparmaßnahmen und konkrete<br />

Schritte zur Verbesserung der Einnahmen des Staates sozial<br />

ausgewogen sein müssen. Die Regierungskoalition belastet jedoch<br />

völlig einseitig die sozial Schwachen und Hilfebedürftigen,<br />

statt die starken Schultern angemessen zur Finanzierung des Sozialstaates<br />

heranzuziehen. Gerade die Verantwortlichen und<br />

Profiteure der Finanzkrise müssen einen entscheidenden Beitrag<br />

zur Krisenbewältigung leisten. Nur so kann ein Sparkurs überhaupt<br />

in weiten Teilen der Bevölkerung Akzeptanz finden.<br />

Als Folge der durch Maßlosigkeit auf den Finanzmärkten verursachten<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise sind insbesondere die<br />

Kommunen in Finanznot geraten. Unter diesem Druck werden etwa<br />

Kita-Gebühren erhöht und Zuschüsse im Jugendbereich gekürzt,<br />

Suchtberatungsstellen geschlossen und Stellen für die Arbeitsmarktqualifizierung<br />

gestrichen. Die Mehrzahl der Menschen<br />

bekommt die Auswirkungen bereits konkret zu spüren. Besonders<br />

betroffen sind aber auch und vor allem diejenigen, die auf Leistungen<br />

der öffentlichen Daseinsvorsorge angewiesen sind.<br />

Setzt sich diese verantwortungslose Politik durch, verlieren<br />

die Bürgerinnen und Bürger weiter das Vertrauen in staatliche Institutionen<br />

und wenden den politisch Handelnden ihren Rücken<br />

zu. Dies wäre zweifellos eine zusätzliche Belastung für den Zusammenhalt<br />

unserer Gesellschaft. Deshalb wird der <strong>AWO</strong><br />

Bundesverband mit einer 'Kampagne gegen Sozialabbau' die<br />

Diskussionen und das Gesetzgebungsverfahren kritisch und konstruktiv<br />

begleiten.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

Foto: <strong>AWO</strong><br />

3


4 <strong>AWO</strong> AKTUELL<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

„Integration ist mehr als Deutschkenntnisse“<br />

Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege bei Bundesminister de Maizière<br />

Hinten v.l.n.r.: Gerhard Timm (BAGFW); Clemens Graf von Waldburg-Zeil (DRK); Brigitte Döcker (<strong>AWO</strong>); Bundesinnenminister<br />

Thomas de Maizière (BMI); Prälat Peter Neher (DCV); Heinz Knoche (DRK), vorne v.l.n.r.: Eberhard Jüttner (Der Paritätische);<br />

Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg (BAGFW); Pfarrer Klaus-Dieter Kottnik (DW der EKD).<br />

Im Mai 2010 haben sich Vertreter/<br />

-innen der in der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Freien Wohlfahrtspflege<br />

(BAGFW) zusammengeschlossenen<br />

Wohlfahrtsverbände<br />

mit dem Bundesminister des Innern<br />

Thomas de Maizière zu einem<br />

Grundsatzgespräch zum Thema Migration<br />

und Integration verständigt.<br />

Die Präsidentin der BAGFW<br />

Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg<br />

unterstreicht: „Die Spitzenverbände<br />

sind zu einer aktiven Mitwirkung<br />

dieser `Schlüsselaufgabe´<br />

der deutschen Politik bereit. Die<br />

Schärfung des Profils der Migrationsberatung<br />

für erwachsene Zuwanderer<br />

(MBE) und eine Erweiterung<br />

ihres Aufgabenportfolios sind<br />

hierbei zwingend.“<br />

In vielen Fällen sind Menschen<br />

mit Migrationshintergrund unter ihrer<br />

Qualifikation beschäftigt oder arbeitslos,<br />

weil ihre im Ausland erworbenen<br />

beruflichen Qualifikationen<br />

in Deutschland keine Anerkennung<br />

finden. Die Bundesregierung will<br />

hier durch ein gesetzlich geregeltes<br />

Anerkennungsverfahren Abhilfe<br />

schaffen. Hier kann die Kompetenz<br />

der Migrationsberatung für erwachsene<br />

Zuwanderer genutzt werden.<br />

„Sinnvoll ist es, insbesondere<br />

bei den Integrationsvereinbarungen<br />

und der Anerkennung von beruflichen<br />

Qualifikationen, die Verantwortlichkeiten<br />

des MBE auszuweiten“,<br />

so die BAGFW-Präsidentin.<br />

Das System der Integrationsberatung<br />

müsse weiterentwickelt und die<br />

einseitige Ausrichtung auf Integrationskurse<br />

aufgebrochen werden.<br />

„Gelungene Integration ist mehr<br />

als Deutschkenntnisse“, pointierte<br />

die Präsidentin der BAGFW die<br />

Forderungen der Spitzenverbände.<br />

„Die MBE muss noch stärker als bisher<br />

der zentrale Türöffner und Vermittler<br />

zu allen Diensten und Angeboten<br />

werden, die Zuwanderer dabei<br />

unterstützen, ein selbstständiges<br />

Leben in Deutschland führen zu können.<br />

Der Bedarf sowohl in der gezielten<br />

Beratung von Zuwanderern<br />

zu Leistungen aus dem Gesundheits-<br />

und Pflegebereich als auch in<br />

der Beratung von Einrichtungen bei<br />

der Entwicklung kultursensibler Angebote<br />

ist enorm.“<br />

Text und Foto: BAGFW


Augen auf! – <strong>AWO</strong> Fotowettbewerb<br />

„Arm in einer reichen Gesellschaft“<br />

Armut in Deutschland hat viele Gesichter<br />

– denn jeder achte Bürger<br />

in unserem Land ist direkt oder indirekt<br />

von Armut betroffen. Auf<br />

diese Tatsache und ihre Folgen<br />

möchte die <strong>AWO</strong> den Blick richten,<br />

und zwar sprichwörtlich:<br />

Der <strong>AWO</strong> Fotowettbewerb „Arm<br />

in einer reichen Gesellschaft“ ruft<br />

Profis wie ambitionierte Hobbyfotografen<br />

und junge Talente auf, ihren<br />

Blick auf die immer größere<br />

Kluft zwischen Arm und Reich in<br />

unserem Land zu schärfen und sich<br />

kritisch und kreativ mit diesem Thema<br />

auseinanderzusetzen.<br />

Ziel des Wettbewerbs ist es,<br />

die Wahrnehmung und das öffentliche<br />

Bewusstsein für die Ursachen<br />

und Folgen der Armut zu fördern –<br />

also Augen auf und mitgemacht!<br />

Der Wettbewerb findet im Rahmen<br />

des „Europäischen Jahres gegen<br />

Armut und soziale<br />

Ausgrenzung“ und mit<br />

Unterstützung des Deutschen<br />

Verbandes für Fotografie<br />

(DVF) statt. Es winken<br />

tolle Preise, die prominent<br />

auf der Messe „photokina“<br />

verliehen werden.<br />

Einsendeschluss ist der<br />

15. August 2010.<br />

Anmelden, mitmachen, gewinnen!<br />

Weitere Infos:<br />

www.awo-fotowettbewerb.org<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

5


6 <strong>AWO</strong> AKTUELL<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

„Kurt Partzsch war ein ausgezeichneter Demokrat“<br />

Kurt Partzsch würde am 26. Juli dieses Jahres 100 Jahre alt werden. Partzsch<br />

war von 1971-1983 <strong>AWO</strong> Bundesvorsitzender und anschließend Ehrenvorsitzender<br />

der <strong>AWO</strong>. Enge Wegbegleiterin in seiner Zeit <strong>beim</strong> Bundesverband war<br />

Elfriede Eilers. Seit 1950 ist Eilers in der <strong>AWO</strong> aktiv und war von 1972-1990<br />

stellvertretende Bundesvorsitzende. Das <strong>AWO</strong>magazin befragte sie zu der Person<br />

Kurt Partzsch, ihre Zusammenarbeit mit ihm und seine Arbeit für die <strong>AWO</strong>.<br />

Über die langjährige Arbeit von Kurt Partzsch für den <strong>AWO</strong> Bezirksverband<br />

Hannover finden Sie einen Beitrag im Ländermagazin dieser <strong>Ausgabe</strong>.<br />

Frau Eilers, Sie haben in Ihrer Zeit<br />

als stellvertretende Bundesvorsitzende<br />

mit Kurt Partzsch zusammengearbeitet.<br />

Was hat Ihn<br />

ausgezeichnet?<br />

Ich muss sagen, mit Kurt Partzsch<br />

zusammenzuarbeiten hat schon<br />

Spaß gemacht. Er war ein ausgezeichneter<br />

Demokrat, der auch<br />

Widerspruch vertragen konnte. Er<br />

war ein Vorsitzender, der keine<br />

einsamen Beschlüsse fasste und immer<br />

neugierig fragte. Vor den Vorstandssitzungen<br />

haben wir – der<br />

Vorsitzende, seine beiden Stellvertreter<br />

und der Geschäftsführer –<br />

uns immer zu einer Vorbesprechung<br />

getroffen. Alles wurde dann<br />

noch einmal vom Geschäftsführer<br />

vorgetragen und anschließend eine<br />

gemeinsame Linie für die Sitzung<br />

abgestimmt.<br />

Kurt Partzsch legte sehr viel<br />

wert auf Fachwissen. Dazu muss<br />

man wissen: Bereits aus der Zeit<br />

von Lotte Lemke hatte die <strong>AWO</strong><br />

ausgezeichnete Kontakte zu Fachleuten.<br />

Diese waren nicht immer<br />

Sozialdemokraten, standen in ihrem<br />

Denken aber der SPD und<br />

der <strong>AWO</strong> nahe und wurden in<br />

die Arbeit unserer Fachausschüsse<br />

– ob Jugendwohlfahrtsausschuss,<br />

Jugendausschuss oder Familienausschuss<br />

– eng eingebunden.<br />

Wir haben als Vorstand mit Kurt<br />

Partzsch immer zugesehen, dass<br />

wir Fachleute für unsere Arbeit gewinnen.<br />

Elfriede Eilers<br />

Kurt Partzsch war in Niedersachsen<br />

ein anerkannter Sozialminister.<br />

War das von Vorteil für die inhaltliche<br />

Arbeit der <strong>AWO</strong>?<br />

Ja natürlich. Kurt Partzsch war ein<br />

hoch angesehener und kompeten-<br />

ter Sozialpolitiker. Er kam zwar,<br />

wenn ich recht erinnere, aus dem<br />

Ingenieurbereich, aber er ist immer<br />

die 'soziale Schiene' gefahren.<br />

Welche Maßnahmen waren für die<br />

<strong>AWO</strong> in der Zeit von Kurt Partzsch<br />

von Bedeutung?<br />

Wir haben da etwas gemacht,<br />

was später auch wieder eingeschlafen<br />

ist: den Reisedienst der<br />

<strong>AWO</strong>. Das waren keine so Tralala-<br />

Urlaube. Sie waren immer mit gesundheitlichem<br />

Anspruch. Sobald<br />

sich die Möglichkeiten eröffneten<br />

haben wir den Donauraum entdeckt.<br />

An der Donau und seitlich<br />

der Donau sind ja viele Heilbäder.<br />

Als erstes fuhr dort jedoch der Kurt<br />

in seinem eigenen Urlaub, von seinem<br />

eigenen Geld bezahlt, hin<br />

und hat sich das Ganze angesehen.<br />

Er hat das nicht gemacht, um<br />

festzulegen, was gemacht werden<br />

soll, sondern er wollte wissen worum<br />

es bei diesen Reiseangeboten<br />

geht; ob das auch das Richtige ist<br />

für unsere Leute. Es kam auch vor,<br />

dass er sagte: 'Nee das ist nichts'.<br />

Er hat also all diese Sachen nicht<br />

so einfach überlassen, sondern er<br />

selbst hat sich vorher – obwohl er


auch mit Arbeit belastet war – ein<br />

Bild machen wollen.<br />

Gibt es Anekdoten oder Skurrilitäten<br />

von damals.<br />

Ja, es gab so eine Anekdote: Kurt<br />

hatte zum Beispiel immer zwei Uhren.<br />

Wie, links und rechts oder zwei an<br />

einem Arm?<br />

Meistens links und rechts und er<br />

hatte die eine auch eingestellt.<br />

Dann hat er durchaus vor Sitzungen<br />

gesagt, mal sehen ob wir gegen<br />

halb elf eine kleine Pause einlegen...<br />

Dann ging aber auch um<br />

halb elf seine Uhr und er sagte<br />

'Halt, es ist Zeit zur Pause'. In der<br />

Beziehung war er sehr korrekt,<br />

aber ohne dass es penetrant war.<br />

Daran merkte man den Minister,<br />

der zahlreiche Termine wahrzunehmen<br />

hat; jemand der eine große<br />

Verwaltung leitet. Wenn man in<br />

solcher Arbeit steckt, ist das selbstverständlich.<br />

Aber es hat mir dennoch<br />

an ihm gefallen. Auf der<br />

anderen Seite haben wir sie natürlich<br />

ein wenig belächelt, diese<br />

Überkorrektheit.<br />

Er hatte auch immer so eine<br />

kleine Bürste bei sich, um möglichst<br />

Fussel oder Schmutz auf seinem<br />

Anzug von den Schultern zu<br />

wischen. Er war bestimmt ein sehr<br />

penibler und sehr ordentlicher<br />

Mann. Unabhängig davon: Es war<br />

ein sehr angenehmes Zusammenarbeiten<br />

mit ihm. Da wurde nie danach<br />

geschaut wer ist oben, wer<br />

ist unten. Wir waren Gleiche unter<br />

Gleichen.<br />

Wie war sein Ansehen im Gesamtverband?<br />

Ich hatte den Eindruck, dass man<br />

ihn immer wahrgenommen hat. Ich<br />

meine natürlich nicht bis in das<br />

kleinste Seniorencafé. Da haben<br />

manche wohl nicht gewusst, dass<br />

sie einen Minister als Vorsitzenden<br />

haben. Aber im Großen und Ganzen<br />

war er bekannt und anerkannt.<br />

Inwieweit wurde die Arbeit, das<br />

Wirken von Kurt Partzsch nach<br />

seinem Ausscheiden als Bundesvorsitzender<br />

fortgeführt.<br />

Naja, jeder empfindet das, was er<br />

im Aufbau mitgemacht hat, natürlich<br />

als das Nonplusultra. Da ist<br />

man vielleicht doch etwas befangen.<br />

Aber im Großen und Ganzen<br />

muss ich sagen – vor allem mit<br />

Blick auf die Arbeit in den Fachausschüssen<br />

–, dass dies nachgewirkt<br />

hat. Es hat noch Jahre später<br />

viele Leute gegeben, die sich bedankt<br />

haben für die gute Arbeit.<br />

Interview: Peter Kuleßa<br />

Fotos: Erwin Tälkers und<br />

<strong>AWO</strong> Bezirksverband Hannover<br />

Kurt Partzsch (* 26. Juli 1910 in Dresden; † 5. August 1996) war<br />

ein Ingenieur und Sozialpolitiker der SPD in Niedersachsen. Mitglied<br />

der Sozialistischen Arbeiterjugend und der SPD seit 1925, Verfolgung<br />

der Familie im so genannten Dritten Reich, aktive Unterstützung<br />

bei der Wiedergründung der SPD in Hannover. Kurt Partzsch war<br />

von 1934 bis 1945 auf dem Gebiet der Geophysik für die Erdölforschung<br />

im In- und Ausland tätig, seit 1946 arbeitete er als Bauingenieur<br />

in Hannover, er war verheiratet und hatte zwei Töchter.<br />

Als langjähriger Niedersächsischer Sozialminister (1961-1974)<br />

unterstützte er, wie er es aus seiner sozialdemokratischen Familientradition<br />

gewohnt war, sein Leben lang die Arbeiterwohlfahrt. Von<br />

1959 bis 1986 war Kurt Partzsch Vorsitzender des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes<br />

Hannover e.V. Zwischen 1971 bis 1983 amtierte<br />

Partzsch als Vorsitzender des <strong>AWO</strong>-Bundesverbandes, von 1983 bis<br />

1996 war er <strong>AWO</strong>-Ehrenvorsitzender. Nach <strong>AWO</strong> Gründerin Marie<br />

Juchacz, Robert Görlinger, Heinrich Albertz und Lotte Lemke, war er<br />

der fünfte Vorsitzende des <strong>AWO</strong> Bundesverbandes.<br />

Kurt Partzsch mit der<br />

langjährigen <strong>AWO</strong><br />

Geschäftsführerin und<br />

Vorsitzenden Lotte<br />

Lemke<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

7


8 TITEL<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010


Glücksspiel im Internet.<br />

Gefahren und Folgen.<br />

In Deutschland gibt es derzeit circa 250.000 Menschen, die ein<br />

pathologisches Glücksspielverhalten haben. Süchtige Glücksspielerinnen<br />

und Glücksspieler gibt es in allen sozialen Gesellschaftsund<br />

Altersgruppen. Das Glückspiel zeichnet sich dadurch aus, dass<br />

der Spielausgang überwiegend vom Zufall bestimmt ist und es einen<br />

äußeren Anreiz in Form eines Geldgewinns gibt. Viele Menschen<br />

bewerten ihr Spielverhalten als harmlos und sind sich nicht<br />

bewusst, dass auch das Glücksspiel zu immensen Beeinträchtigungen<br />

der eigenen Lebensqualität führen kann.<br />

Die Folgen des pathologischen Glücksspiels sind für Betroffene wie<br />

Angehörige zumeist fatal: hohe Verschuldung, drohende Obdachlosigkeit<br />

(infolge von Mietschulden), starke Beeinträchtigung des<br />

Berufslebens (drohende Arbeitslosigkeit), Vernachlässigung von Familie<br />

und Kindern, soziale Isolation, Beschaffungskriminalität und<br />

vor allem starke psychische Belastungen wie Depressionen, Selbstmordgedanken<br />

und Selbstmordversuche. Bei ambulant betreuten<br />

Klienten im Jahr 2008 zeigte sich laut einer Umfrage, dass pathologische<br />

Spieler (im Vergleich zu anderen Suchtkranken) die höchsten<br />

Schulden aufweisen. Bei 21 Prozent der Befragten betrug die<br />

Verschuldung mehr als 25.000 Euro. Krankhaftes Spielen kann<br />

also auch das Armutsrisiko erhöhen.<br />

Glücksspielangebote im Internet boomen. Die Risiken untersucht Tobias<br />

Hayer von der Universität Bremen in seinem Beitrag.<br />

(bos/kup)<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

9


10 TITEL<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

1) Was unterscheidet die Suchtgefahr <strong>beim</strong><br />

Online-Glücksspiel von herkömmlichen<br />

Glücksspiel-Suchtgefahren?<br />

Mit zunehmender Technologisierung haben diejenigen<br />

Glücksspiele an Bedeutung gewonnen, die über<br />

moderne Informations- und Kommunikationsmedien<br />

angeboten werden. Vor allem das Internet hat zu einem<br />

bemerkenswerten Strukturwandel auf dem internationalen<br />

Glücksspielmarkt geführt, da nunmehr<br />

auch das eigene Wohnzimmer oder sogar der eigene<br />

Arbeitsplatz zur Spielstätte umfunktioniert werden<br />

kann und ein Aufsuchen traditioneller Spielorte nicht<br />

mehr zwingend notwendig ist. Dieser Trend lässt<br />

Hemmschwellen und Berührungsängste schwinden<br />

und macht Spielformen wie Roulette, Automatenspiele,<br />

Poker oder Sportwetten für breite Bevölkerungsschichten<br />

attraktiv. Aus gesundheitswissenschaftlicher<br />

Perspektive muss jedoch vor den Suchtgefahren<br />

des Online-Gambling gewarnt werden. Neben der<br />

24-stündigen Verfügbarkeit und der breiten Produktpalette<br />

bedingen Faktoren wie eine hohe Ereignisdichte,<br />

der einfache bargeldlose Zahlungsverkehr<br />

und die Möglichkeit einer anonymen Spielteilnahme<br />

das vergleichsweise hohe Suchtpotential. Eine weitere<br />

Besonderheit sind die sogenannten Demospieloder<br />

Trainingsseiten. Dort können Spielinteressierte<br />

um Spielgeld „zocken“, ohne Geld zu verlieren. Gefällt<br />

den Teilnehmer/-innen dieses Spielangebot oder<br />

werden etwa <strong>beim</strong> Pokerspiel schnelle (monetäre) Erfolgserlebnisse<br />

erzielt, wartet die Echtgeldseite nur<br />

einen Mausklick weiter.<br />

2) Gibt es empirisch belastbare Tendenzen<br />

in diesem Glücksspielsegment?<br />

Aufgrund der Neuartigkeit des Internet-Glücksspiels<br />

steckt die Forschung zu diesem Themenkomplex<br />

noch in den Kinderschuhen. Einige Befragungsstudien<br />

deuten allerdings darauf hin, dass sich unter<br />

den Online-Spielern ein relativ großer Anteil von<br />

Personen mit glücksspielbezogenen Belastungen befindet.<br />

Erste größere Untersuchungen mit repräsentativen<br />

Stichproben scheinen diese Tendenzen und somit<br />

die mit dem Online-Glücksspiel einhergehenden<br />

Suchtgefahren zu bestätigen. Unklar bleiben bislang<br />

die dahinter stehenden Wirkzusammenhänge: Erhöhen<br />

die zahlreichen Glücksspiel-Internetseiten das<br />

Ausmaß spielbedingter Probleme auf der Bevölkerungsebene<br />

oder nehmen Glücksspielsüchtige 'lediglich'<br />

eine weitere, bequem zugängliche Spielofferte<br />

wahr, um ihre spezifischen Bedürfnislagen zu befriedigen?<br />

Die wissenschaftlichen Abhandlungen zeigen<br />

ebenso, dass sich die Demospielseiten vor allem bei<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen großer Beliebtheit<br />

erfreuen. Entsprechend stellt sich die – nicht<br />

nur suchtpräventiv relevante – Frage, ob der regel-<br />

mäßige Besuch derartiger virtueller Plattformen als<br />

Türöffner für das 'Weiterzocken' auf Echtgeldseiten<br />

anzusehen ist. In der Gesamtbetrachtung verweisen<br />

die vorliegenden empirischen Befunde daher zweifellos<br />

auf die Notwendigkeit, wirkungsvolle Maßnahmen<br />

zu ergreifen, die im Dienste der Abwehr von<br />

Suchtgefahren stehen.<br />

3) Was kann zu einem effektiven<br />

Spielerschutz im Internet beitragen?<br />

Das Online-Gambling ist in Deutschland laut Glücksspielstaatsvertrag<br />

verboten. Ob dieses Verbot tatsächlich<br />

die Zieldefinition des Spielerschutzes erfüllt,<br />

erscheint jedoch fragwürdig. Vielmehr ist aufgrund<br />

der typischen Charakteristika des Internets anzunehmen,<br />

dass eine lückenlose technische Überwachung<br />

illusorisch anmutet, bestehende Verbote problemlos<br />

umgangen werden können und sich ein illegaler<br />

Markt etabliert, den Privatunternehmen mit Geschäftssitzen<br />

in Steueroasen wie Malta oder Gibraltar dominieren.<br />

Falls eine effektive sowie effiziente Kontrolle<br />

des Zugangs zu Glücksspielen im Internet nicht zu<br />

realisieren ist, bietet sich als politische Regulationsalternative<br />

eine restriktive Zulassung ausgewählter<br />

Spielformen unter staatlicher Aufsicht an. Diese Rahmenbedingungen<br />

erlauben noch am ehesten die Ausgestaltung<br />

eines Online-Glücksspielangebotes, die<br />

den Grundprinzipien des Spielerschutzes gerecht<br />

wird. Interessanterweise bringt vor allem das internetbasierte<br />

Glücksspiel zahlreiche Optionen für eine<br />

verbindliche Verankerung von suchtpräventiven Handlungsmaßnahmen<br />

mit sich. Hierzu zählt z.B. die Chance,<br />

das Spielverhalten jedes Kunden lückenlos festzuhalten<br />

und im Zeitverlauf zu beobachten. Ausgewählte<br />

Parameter, wie etwa die Spielfrequenz bzw.<br />

-dauer, die Einsatz- bzw. Verlusthöhe oder die Entwicklungsdynamik<br />

des Spielverhaltens, könnten individuelle<br />

Gefahrenpotenziale im Zusammenhang mit<br />

dem Internet-Glücksspiel frühzeitig wiederspiegeln<br />

und das Umsetzen von Interventionsmaßnahmen anzeigen.<br />

4) Was können Organisationen wie<br />

die <strong>AWO</strong> im Rahmen dieser Thematik<br />

mit ihrer Arbeit leisten?<br />

Grundsätzlich bedarf es einer kontinuierlichen und<br />

nachhaltigen Öffentlichkeitsarbeit in Bezug auf die<br />

Suchtgefahren von Glücksspielen im Allgemeinen und<br />

des Online-Gambling im Besonderen. Da die psychischen<br />

und finanziellen Kosten eines exzessiven<br />

Spielverhaltens in der Regel schwerwiegend ausfal-


len und Betroffene – wenn überhaupt – Versorgungsangebote<br />

erst nach langjähriger Fehlentwicklung<br />

und somit 'eigentlich zu spät' aufsuchen, ist den<br />

Komponenten der Früherkennung und Frühintervention<br />

besondere Bedeutung beizumessen. Wie erste<br />

Erfahrungen zeigen, spielt das Internet mit seinen<br />

'niedrigschwelligen' Zugangsmöglichkeiten hierbei<br />

eine durchaus zentrale Rolle: Zum einen kann die Internetpräsenz<br />

der eigenen Hilfeeinrichtung als Orientierung<br />

für Ratsuchende dienen und den Weg in das<br />

Suchthilfesystem ebnen. Zum anderen bietet die Nutzung<br />

einer direkten computervermittelten Kommunikation<br />

in Form von Chats, E-Mails, Online-Beratungen<br />

oder Kurzmitteilungen (SMS) diverse Ansatzpunkte,<br />

um die Versorgungsstrukturen zu optimieren<br />

und bedarfsgerecht zuzuschneiden, etwa in der<br />

psychologischen Betreuung, der Aufklärung und der<br />

Nachsorge. Abgesehen von einer gut funktionierenden<br />

Netzwerkarbeit insbesondere mit den Schuldnerberatungsstellen<br />

und den Selbsthilfegruppen sollte<br />

sich das Suchthilfesystem in Zukunft verstärkt auch<br />

um bisher vernachlässigte Zielgruppen kümmern und<br />

spezielle Unterstützungsangebote auf- bzw. ausbauen<br />

– etwa für jene Kinder, die mit einem glücksspielsüchtigen<br />

Elternteil aufwachsen.<br />

Weiterführende Literatur<br />

Text: Tobias Heyer<br />

Foto: picture-alliance/Design Pics<br />

Hayer, T., Bachmann, M. & Meyer, G. (2005).<br />

Pathologisches Spielverhalten bei Glücksspielen<br />

im Internet. Wiener Zeitschrift für Suchtforschung,<br />

28 (1-2), 29-41.<br />

Meyer. G. & Bachmann. M. (2005). Spielsucht<br />

– Ursachen und Therapie. Heidelberg: Springer.<br />

Meyer, G. & Hayer, T. (2010 ). Problematisches<br />

und pathologisches Spielverhalten bei Glücksspielen:<br />

Epidemiologie und Prävention. Bundesgesundheitsblatt,<br />

53, 295-305.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

11


12 KOMMUNEN IN DER KRISE<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

„Der reine Ost-West-Vergleich<br />

trägt aus meiner Sicht<br />

längst nicht mehr“<br />

In der vergangenen <strong>Ausgabe</strong><br />

des <strong>AWO</strong>magazins haben<br />

wir den Bielefelder Oberbürgermeister<br />

Pit Clausen zu den<br />

Auswirkungen leerer Kassen<br />

in seiner Stadt befragt. Im vorliegenden<br />

Heft kommt der Erfurter<br />

Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) zu Wort. Idee war es, einen Eindruck<br />

zu erhalten, worin mit Blick auf die anstehenden Sparmaßnahmen in den Kommunen<br />

mögliche Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen West- und Ostdeutschland bestehen.<br />

In zahlreichen Kommunen sind die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise und<br />

die Folgen der Steuerpolitik der Bundesregierung spürbar. Das <strong>AWO</strong>magazin hat sich<br />

bei den <strong>AWO</strong>-Einrichtungen und Trägern umgehört und nach den konkreten Auswirkungen<br />

für sie gefragt. Auf den Seiten 14-15 finden Sie eine kleine Übersicht. Diese gibt sicher<br />

kein vollständiges Bild, aber verschafft einen ersten Eindruck über Konsequenzen für<br />

die soziale Arbeit vor Ort.


Herr Bausewein, zahlreiche Kommunen in Deutschland<br />

kämpfen offensichtlich mit finanziellen Problemen,<br />

was sind die Ursachen?<br />

Die Ursachen liegen auf der Hand: Eine der schwersten<br />

Finanz- und Wirtschaftskrisen in der Geschichte<br />

der Bundesrepublik ist jetzt unmittelbar bei den Kommunen<br />

angekommen. Gerade im Bereich der Gewerbesteuer,<br />

einer der wichtigsten kommunalen Einnahmequellen,<br />

haben wir im Vergleich zum Vorjahr<br />

einen prognostizierten Rückgang um fast 20 Prozent<br />

zu verkraften. Aber auch die sinkenden Schlüsselzuweisungen<br />

des Landes sorgen für Mindereinnahmen<br />

von mehr als 20 Millionen Euro. Auf der anderen<br />

Seite haben die Kommunen stetig steigende <strong>Ausgabe</strong>n<br />

zu bewältigen, allein der Bereich der Sozialleistungen<br />

wächst in Erfurt jährlich um 3 Millionen Euro.<br />

Was tun Sie in Erfurt bzw. was müssen Sie tun, um<br />

diesen finanziellen Schwierigkeiten zu begegnen?<br />

Wir müssen in erster Linie unsere <strong>Ausgabe</strong>n reduzieren<br />

– und damit fangen wir bei uns selbst, innerhalb<br />

der Verwaltung, an. In diesem Jahr werden<br />

über 200 frei werdende Stellen nicht neu besetzt.<br />

Aber auch bei den externen <strong>Ausgabe</strong>n im Bereich<br />

der freiwilligen Leistungen kommen wir um Kürzungen<br />

nicht herum. Dies geschieht mit Augenmaß und<br />

in einem für alle erträglichen Rahmen. So konnte beispielsweise<br />

das kostenfreie Mittagessen für Kinder<br />

aus sozial benachteiligten Familien in Kindertagesstätten<br />

und Grundschulen beibehalten werden. Andererseits<br />

müssen wir aber auch auf die Einnahmenseite<br />

blicken – so sieht der Erfurter Haushalt moderate<br />

Erhöhungen bei den direkten Steuern, wie der<br />

Gewerbesteuer, der Grundsteuer und der Hundesteuer,<br />

aber auch bei Gebühren vor.<br />

Können Sie neben ihren gesetzlichen Pflichtaufgaben<br />

auch noch freiwillige Leistungen für die Stadt „locker<br />

machen“? Sprich: Welche Möglichkeiten haben Sie<br />

überhaupt noch, um Ihre Stadt zukunftstauglich zu<br />

gestalten?<br />

Ich hoffe, dass die Steuerkraft mittelfristig wieder auf<br />

ein Maß ansteigt, das es uns überhaupt ermöglicht,<br />

unsere freiwilligen Leistungen langfristig zu finanzieren.<br />

Weiteren finanziellen Spielraum werden wir<br />

durch interne Einsparungen sowie der besseren Nutzung<br />

von Synergieeffekten erzielen. Entscheidend für<br />

die Zukunftstauglichkeit ist jedoch etwas anderes:<br />

Bund und Land müssen einsehen, dass man Kommunen<br />

zur Erfüllung ihrer Aufgaben mit genügend Geld<br />

ausstatten muss. Die Politik der letzten Jahre, in der<br />

man den Kommunen immer mehr Aufgaben zugewiesen<br />

hat, muss beendet werden.<br />

Bis 2013 soll rund 35 Prozent der Kleinkindeltern ein<br />

Betreuungsplatz angeboten werden. Dieses Ziel wird<br />

in letzter Zeit augenfällig in Frage gestellt? Was ge-<br />

denken Sie zu tun, damit dieses Ziel erreicht werden<br />

kann?<br />

Diese Marke ist in Erfurt bereits erreicht, wie in fast<br />

allen größeren Städten in den neuen Bundesländern.<br />

Bei den Kindern im dritten Lebensjahr erreicht Erfurt<br />

eine Betreuungsquote von 82 Prozent. Wir profitieren<br />

an dieser Stelle von der Infrastruktur aus der Vorwendezeit.<br />

In Thüringen gilt übrigens seit wenigen<br />

Wochen das kinderfreundlichste Kita-Gesetz in ganz<br />

Deutschland, das jedem Kind ab dem ersten Lebensjahr<br />

zehn Stunden Betreuung am Tag garantiert.<br />

Ist ein Ende der Finanzmisere absehbar? Wenn nein,<br />

was muss getan werden, um den Kommunen weiter<br />

Handlungsspielraum zu geben?<br />

Auch wenn die Talsohle in Bezug auf die Konjunktur<br />

erreicht ist, so sehen die Steuerschätzungen für die<br />

kommenden Jahre nicht den Anstieg bei den Einnahmen<br />

voraus, der notwendig wäre – die Jahre 2011<br />

und 2012 werden darum nicht minder schwierig.<br />

Um den Kommunen weiter Handlungsspielraum zu<br />

geben, halte ich es für unabdingbar, <strong>beim</strong> Beschluss<br />

von Gesetzen, die direkte Auswirkung auf die kommunale<br />

Finanzausstattung haben, die Kommunen zu<br />

beteiligen.<br />

Ist eine gewisse Resignation, ein Abwenden innerhalb<br />

der Erfurter Bürgerinnen und Bürger von 'ihrer'<br />

Stadt spürbar. Nehmen Apathie und Desinteresse zu?<br />

Das Gegenteil ist der Fall. Nach wie vor sind wir eine<br />

Stadt mit sehr dynamischer Entwicklung, das erkennen<br />

und honorieren die Bürger. Das Interesse und<br />

der Grad der Beteiligung an den Entscheidungen<br />

innerhalb Erfurts sind so hoch wie nie. Ob Bürgerbeteiligungshaushalt,<br />

Kulturkonzept, Klimaschutzforum<br />

oder die Umgestaltung des Angers, der Haupteinkaufsstraße<br />

der Stadt – jeder kann sich in diese Entscheidungsprozesse<br />

einbringen. Und die Angebote<br />

Andreas Bausewein wurde 1973 in Erfurt geboren.<br />

Er ist verheiratet und Vater von drei Kindern.<br />

Nach Tätigkeiten als Elektroinstallateur und einem<br />

Studium zum Diplom-Sozialarbeiter/Sozialpädagoge<br />

(FH) absolvierte Bausewein ein Aufbaustudium<br />

an der Pädagogischen Hochschule<br />

Erfurt / Universität Erfurt und schloss dieses als<br />

Diplom-Pädagoge ab. Tätigkeiten <strong>beim</strong> Berufsfortbildungswerk<br />

in der Justizvollzugsanstalt Tonna<br />

und als Qualifizierungskoordinator <strong>beim</strong> Deutschen<br />

Gewerkschaftsbund in Thüringen folgten.<br />

Im September 2004 wurde er für die SPD in<br />

den Thüringer Landtag gewählt. Seit Juli 2006<br />

ist Andreas Bausewein Oberbürgermeister der<br />

Stadt Erfurt.<br />

▲<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

13


14 KOMMUNEN IN DER KRISE<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

werden intensiv wahrgenommen. Erfurt ist eine enorm<br />

lebenswerte Stadt, aus meiner Sicht eine der schönsten<br />

– wenn nicht sogar die schönste – in Deutschland.<br />

Das wissen auch die Erfurter Bürger, sie leben<br />

gern in ihrer Stadt.<br />

Gibt es aus Ihrer Sicht zwischen ost- und westdeutschen<br />

Kommunen gravierende Unterschiede in den<br />

Auswirkungen der angespannten Finanzsituation auf<br />

die tagtäglichen Aufgaben der Städte und Gemeinden?<br />

Wenn ja, worin bestehen diese?<br />

Dramatische Einschnitte in<br />

das soziale Netz vor Ort.<br />

Beispiele.<br />

Fast überall leiden Eltern unter der angekündigten<br />

oder bereits beschlossenen Erhöhung der Kita-<br />

Gebühren – beispielsweise in der Stadt Weil im<br />

Kreis Lörrach um bis zu 50 Prozent. Zugleich droht<br />

der wichtige Ausbau insbesondere der Betreuungsangebote<br />

für Unter-Dreijährige, unter der kommunalen<br />

Finanznot vollends ins Stocken zu geraten. Unter<br />

anderem finanziert die Stadt Weil im Kreis Lörrach<br />

keine neuen öffentlich geförderten Zusatzjobs mehr,<br />

damit droht auch dem <strong>AWO</strong>-Projekt einer „Second-<br />

Hand-Halle“ das Aus. Ebenso den freiwilligen Sprachkursen<br />

im Integrations-Bereich.<br />

Beispielsweise hat der Freistaat Sachsen die Jugendpauschale<br />

gekürzt, damit ist unter anderem im<br />

Kinder- und Jugendhaus Torgau eine Fachkraft gestrichen<br />

worden, ebenso im Familienzentrum in Eilenburg.<br />

Für zahlreiche Mitarbeiter musste die Wochenarbeitszeit<br />

von 38 auf 30 Stunden reduziert werden,<br />

das führt zu harten Einschnitten etwa bei der Mobilen<br />

Jugendarbeit im ländlichen Raum sowie dem Erzieherischen<br />

Kinder- und Jugendschutz, konkret bei<br />

Streetwork-Projekten und der Jugendberatung in Eilenburg,<br />

Delitzsch, Torgau und im Kinder- und Jugendhaus<br />

Bad Düben.<br />

In Dresden wurden Kita-Sanierungen in der Größenordnung<br />

von 4 Millionen Euro für 2011 und<br />

2012 verschoben sowie Sanierungen von Schulen in<br />

Die Steuerkraft im Osten Deutschlands ist tendenziell<br />

geringer, bei den Realsteuern liegen die ostdeutschen<br />

Kommunen im Schnitt bei 45 Prozent des<br />

Westniveaus. Der reine Ost-West-Vergleich trägt aus<br />

meiner Sicht längst nicht mehr, hier müsste man sich<br />

jedes Bundesland im Detail ansehen. Es gibt vermutlich<br />

in Nordrhein-Westfalen Kommunen, denen es finanziell<br />

schlechter geht, als manch ostdeutschem<br />

Zentrum.<br />

Interview: Peter Kuleßa<br />

Foto: Stadt Erfurt<br />

zweistelliger Millionenhöhe auf 2013 und später. In<br />

den Sommerferien gab es keine Grundreinigung der<br />

Schulen und Horte, um Kosten zu sparen. Im Erzgebirge<br />

wurde die Förderung der Kita-Fachberatung<br />

um 7 Prozent gekürzt.<br />

Beispielsweise hat der Landkreis Ludwigslust für<br />

2011 die Schulsozialarbeit gekürzt, für die <strong>AWO</strong> ist<br />

damit ein Standort weggefallen. Durch drastische<br />

Kürzungen für das Projekt Hagenower Aussiedlerinitiative<br />

ist die generationenübergreifende Arbeit im<br />

Jugendclub nicht mehr möglich. Weitere Einschnitte<br />

stehen für die sozialpädagogische Familienhilfe und<br />

die stationäre Jugendhilfe im Raum.<br />

Der Kreis Schleswig-Flensburg hat die Mittel für<br />

das Soziale Training für straffällige Jugendliche um<br />

10 Prozent gekürzt, damit ist die Fortführung des<br />

<strong>AWO</strong>-Angebots akut gefährdet, da es sowieso völlig<br />

unterfinanziert ist und die <strong>AWO</strong> bereits im vergangenen<br />

Jahr 8000 Euro zuschießen musste.<br />

Im Kreis Ostprignitz-Ruppin steht die Fahrbibliothek,<br />

die im ländlichen Raum Jung und Alt mit Büchern<br />

und Medien versorgt, vor der Schließung.<br />

Ebenso droht dem Jugendclub in Rheinsberg das Aus<br />

und es gibt einen Rückstau bei der Sanierung und<br />

Ausstattung zahlreicher Kitas im Rahmen der Fehlbedarfsfinanzierung.


Im Kreis Bautzen muss die Suchtberatungsstelle eine<br />

10-prozentige Mittelkürzung verkraften. Ebenso der<br />

Jugendclub.<br />

Der Kreis Mühlheim an der Ruhr will sämtliche<br />

Zuschüsse für Beratungsstellen und Dienste um 20<br />

Prozent kürzen. Die Stelle der <strong>AWO</strong>-Schuldnerberatung<br />

müsste gestrichen werden. Der Drogenmedizinischen<br />

Ambulanz droht das Aus. Die Arbeit mit Spielmobilen<br />

ist in Gefahr. Der präventive Jugendschutz<br />

muss reduziert werden.<br />

Unter anderem haben die Bürgermeister und<br />

Kämmerer im Kreis Wesel Kürzungen im Jugend- und<br />

Sozialbereich von bis zu 25 Prozent angekündigt.<br />

Das gefährdet unter anderem die Existenz des Behindertenfahrdienstes,<br />

des Betreuungsvereins, der Jugendgerichtshilfe,<br />

der Beratung „Frauen helfen Frauen“,<br />

die Förderung ausbildungsmotivierender Maßnahmen<br />

und das Jugendkulturzentrum.<br />

Der <strong>AWO</strong> Kreisverband Chemnitz u. U. e.V. arbeitet<br />

seit 1995 im Bereich der Neuen Ambulanten<br />

Maßnahmen mit den Projekten Täter-Opfer-Ausgleich,<br />

Betreuungsweisung, Sozialer Trainingskurs, Anti-Aggressivitätskurs<br />

für Jungen und junge Männer sowie<br />

dem Sozialen Trainingskurs 'MiA' für Mädchen und<br />

junge Frauen. Die Zielgruppe der Maßnahmen sind<br />

mehrfach strafrechtlich in Erscheinung getretene Jugendliche<br />

und Heranwachsende im Alter zwischen<br />

14 und 21 Jahren.<br />

Der Ansatz des Jugendgerichtsgesetzes lautet<br />

„Erziehung statt Strafe“, um der Entwicklung dissozialer<br />

Verhaltensweisen entgegenzuwirken. Dies ist zugleich<br />

die Grundhaltung der Projekte, die im JGG<br />

verankert sind.<br />

Die statistische Auswertung der Fallzahlen in den<br />

vergangenen Jahren zeigt, dass ein gleichbleibender<br />

Bedarf der Zielgruppe zur Integration in die Projekte<br />

besteht. Grundvoraussetzung für eine qualitative und<br />

zeitnahe pädagogische Intervention ist eine bedarfsgerechte<br />

und konstante Finanzierungssicherheit.<br />

Die Bereiche sind von den Kürzungen auf Landesebene<br />

und den damit verbundenen Sparzwängen<br />

in den Kommunen unmittelbar betroffen. Eine<br />

pauschalisierte Kürzung in Höhe von 5,87 Prozent<br />

der Maßnahmen führt letztlich zu konkreten Einschnitten<br />

in den Angeboten. Dies bedeutet für die<br />

Arbeit eine Verminderung der bisher zur Verfügung<br />

stehenden Arbeitszeit, was zu einer Verringerung der<br />

tatsächlichen Kontaktzeit zwischen den SozialpädagogInnen<br />

und den Jugendlichen führt. Letztlich bedeutet<br />

dies: Einschnitte sowohl für die Jugendlichen,<br />

als auch für die SozialpädagogInnen müssen in Kauf<br />

genommen werden.<br />

Konkret in der Umsetzung der pädagogischen<br />

Arbeit bedeuten fehlende Mittel:<br />

– eingeschränkte Möglichkeiten in der individuellen<br />

Fallbegleitung (z.B. Begleitung zu Ämtern und Behörden)<br />

durch Verringerung der Wochenarbeitszeit;<br />

– geringere Betreuungskapazitäten;<br />

– Öffentlichkeits- und Gremienarbeit muss minimiert<br />

werden;<br />

– Freizeitaktivitäten mit den Jugendlichen nur noch<br />

eingeschränkt möglich.<br />

Es ist hinsichtlich der weiter angedrohten Sparzwänge<br />

zu befürchten, dass Projekte wie die der<br />

Neuen Ambulanten Maßnahmen, nur noch in geringerem<br />

Umfang oder nicht mehr vorhanden sein können.<br />

In der Folge finden die beschriebenen Jugendlichen<br />

keinen Zugang mehr zu entsprechenden Maßnahmen<br />

und verlieren damit die Möglichkeit einer<br />

auf sie zugeschnittenen und notwendigen Begleitung.<br />

Hier stellt sich zweifellos die Frage, wer sich<br />

dann um die Jugendlichen bemühen wird? Es besteht<br />

unter anderem die Gefahr, dass sie von Gruppen<br />

aufgefangen und beeinflusst werden, die einer demokratischen<br />

Gesellschaftsstruktur widersprechen.<br />

Textzusammenstellung:<br />

Karin Deckenbach/Peter Kuleßa<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

15


16 SERIE<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

„Move it! –<br />

Ferienfreizeiten mit<br />

Schwerpunkt Partizipation“<br />

Im Rahmen des' Europäischen Jahres zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung'<br />

wurden vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales 40 so genannte 'Leuchtturm-Projekte'<br />

in Deutschland ausgewählt, die 2010 eine besondere Förderung erhalten.<br />

Das Projekt „Move it! – Ferienfreizeiten mit Schwerpunkt Partizipation“ des Landesjugendwerks<br />

Thüringen wurde, neben zwei weiteren Projekten der <strong>AWO</strong>, aus den über<br />

800 bundesweit eingereichten Projekten hierfür ausgewählt. In der vergangenen <strong>Ausgabe</strong><br />

des <strong>AWO</strong>magazins berichteten wir über ein Projekt aus Freiburg.


Eine Realität,<br />

die zur Tat zwingt<br />

Trotz aller Zahlen und Fakten die<br />

für eine wachsende Armut auch<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

sprechen, wird Armut im Allgemeinen<br />

gerne aus dem öffentlichen Bewusstsein<br />

verdrängt. Ausgangspunkt<br />

für das Projekt „Move it! –<br />

Freizeiten mit Schwerpunkt Partizipation“<br />

war die tägliche Arbeit<br />

des Jugendwerks mit chancenarmen<br />

Kindern und die Schlussfolgerungen<br />

daraus.<br />

Das Problem der Kinderarmut<br />

speziell in Thüringen ist keine negative<br />

Zukunftsvision, sondern faktische<br />

Realität. Die erschreckenden<br />

Zahlen nach Angaben des Landesjugendrings:<br />

„In Thüringen erhalten<br />

mehr als 58.000 Kinder<br />

und Jugendliche unter 15 Jahren<br />

(= 23,2%) ein Sozialgeld. [...] In<br />

den größeren Städten Thüringens<br />

steigt der Prozentsatz sogar bis<br />

weit über 30% (z.B. Erfurt 34,2%)<br />

– Tendenz steigend!“. Untermauert<br />

werden diese Zahlen durch die<br />

von sozial benachteiligten Kindern<br />

hoch frequentierten Angebote der<br />

<strong>AWO</strong>-Ortsjugendwerke sowohl in<br />

Städten wie auch in eher ländlich<br />

geprägten Regionen.<br />

Armut führt zu Bildungsarmut,<br />

zu Chancenarmut und vermindert<br />

die Möglichkeiten gesellschaftlicher<br />

Teilhabe. Armut führt ebenso<br />

zu direkter und indirekter sozialer<br />

Ausgrenzung, wie etwa die Ausführungen<br />

des 3. Armutsberichts<br />

der Bundesregierung belegen. Dass<br />

sich dauerhaft von Armut, Diskriminierung<br />

und Ausgrenzung betroffene<br />

Menschen vom Gemeinwesen<br />

abwenden belegt unter anderem<br />

die zurückgehende Wahlbeteiligung.<br />

Auf längere Sicht kann es<br />

dazu kommen, dass die wachsende<br />

Ungleichheit in der Gesellschaft<br />

auch Auswirkungen auf das Funktionieren<br />

der Demokratie an sich<br />

zur Folge hat.<br />

Was das Jugendwerk<br />

dagegensetzt<br />

Aus diesem Grund hat das Landesjugendwerk<br />

Thüringen als politische<br />

Interessenvertretung von Kin-<br />

dern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

das Projekt „Move it!“<br />

entwickelt. Im Rahmen der Werte<br />

Emanzipation und Solidarität ist es<br />

oberstes Ziel des Jugendwerkes,<br />

sich für die Entwicklungschancen<br />

und soziale Teilhabe dieser Zielgruppe<br />

einzusetzen. Im Ausbildungskonzept<br />

des Bundesjugendwerkes<br />

(2007) lautet es dazu unter<br />

anderem: „Wir wollen Kinder und<br />

Jugendliche befähigen, ihre Wünsche<br />

und Bedürfnisse selbst zu erkennen.<br />

Wir wollen sie selbst dazu<br />

befähigen, diese der Gesellschaft<br />

gegenüber dann auch zu benennen.“<br />

Nicht nach dem Motto 'Wir<br />

machen was für Arme', sondern Inklusion<br />

heißt das Prinzip.<br />

Die Ferienfreizeiten des „Move<br />

it!“-Projektes sind so gestaltet, dass<br />

Kinder und junge Erwachsene aus<br />

allen sozialen Schichten als Teilnehmende<br />

oder als Betreuer/-in<br />

angesprochen werden.<br />

Durch eine Schulung in der 1.<br />

Phase sollen Betreuer/-innen innerhalb<br />

der Ausbildung zum Jugendgruppenleiter<br />

für die besonderen Erfordernisse<br />

und Bedarfe der Betroffenen<br />

sensibilisiert werden. Grundlage<br />

ist ein respektierender, wertschätzender<br />

und auf intersubjektiver<br />

Anerkennung beruhender Umgang<br />

miteinander. Die Teilnehmenden erlangen<br />

Wissen und Handlungskompetenz<br />

im Umgang mit Kindern<br />

aus sozial benachteiligten Milieus<br />

und selbst ein reflektiertes und gestärktes<br />

Bewusstsein. Dies ermöglicht<br />

ihnen, ihr soziales Umfeld<br />

und die Struktur ihrer Alltagswelt<br />

auch nach dem Projekt bewusst zu<br />

gestalten und sich aktiv für ihre sozialen<br />

Rechte und Entwicklungschancen<br />

einzusetzen. Mit der Unterstützung<br />

durch die Mitarbeiter/<br />

-innen des Landesjugendwerks gestalten<br />

und 'teamen' diese MultiplikatorInnen<br />

in der 2. Phase die Ferienfreizeiten<br />

für Kinder vor Ort.<br />

Neben dem Ausbau der Kommunikationsstrukturen<br />

zu internen<br />

Partnern wie Ortsjugendwerken<br />

und <strong>AWO</strong>-Kreisverbänden oder<br />

externen Partnern wie Jugendclubs,<br />

liegt der Fokus dabei auch<br />

auf der Kooperation mit Akteuren<br />

aus Lokalpolitik oder Vereinen.<br />

Diese sollen so konkret auf die Si-<br />

tuation von Kindern und Jugendlichen<br />

aufmerksam gemacht und<br />

hinsichtlich ihrer Verantwortung für<br />

die Gesellschaft als demokratisch<br />

gewählte Mandatsträger oder als<br />

gemeinnützige Institutionen gefordert<br />

werden. Im Rahmen der Jugendwerkspädagogik<br />

sind die Ferienfreizeiten<br />

darüber hinaus so<br />

gestaltet, dass die Kinder Teilhabeund<br />

Mitbestimmungserfahrungen<br />

sammeln können, weil sie als mündige<br />

Menschen wahrgenommen<br />

und ihre Bedürfnisse ernst genommen<br />

werden.<br />

Letztlich bieten die Freizeiten<br />

eine 'Spielwiese' für (späteres)<br />

emanzipiertes Auftreten und Handeln.<br />

Der innovative Mehrwert für<br />

dieses Projekt erstreckt sich darauf,<br />

eine selbstbestimmte Identität<br />

zu entwickeln und so größere soziale<br />

Fähigkeiten – unabhängig von<br />

der sozioökonomischen Situation<br />

ihrer Eltern – aufzubauen und die<br />

eigene Empathie zu stärken.<br />

Text: Christian-Friedrich Lohe<br />

und Alexandra Schubert<br />

Foto: Landesjugendwerk<br />

Thüringen<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

17


18 INTERNATIONALES<br />

Erste Behausung der<br />

Kamaiya nach ihrer Neuansiedlung:<br />

eine Lehmhütte<br />

mit Latrine (hinten links)<br />

und einem Gestell zum<br />

Trocknen des Geschirrs<br />

(vorne rechts).<br />

Personentransport in<br />

Rikschas: eine Chance für<br />

die Männer der Kamaiya,<br />

sich ein eigenes Einkommen<br />

zu erwirtschaften.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

Nepal: Ehemalige<br />

Leibeigene bebauen<br />

jetzt ihr eigenes Land<br />

Ingrid Lebherz über ihren Projektbesuch<br />

Seit Oktober 2009 hat <strong>AWO</strong> International einen<br />

neuen Projektpartner in Nepal. Die Organisation<br />

SPACE arbeitet im Terai, im Tiefland<br />

Nepals, mit 1.530 Familien ehemaliger „Sklavenarbeiter/innen“<br />

und unterstützt sie bei ihrem neuen<br />

schwierigen Leben in Freiheit. In Nepal gab es bis<br />

zum Jahr 2002 zwischen 500.000 und 600.000<br />

Menschen, die jahrzehntelang als sogenannte „bonded<br />

labour, kamaiya“ leben mussten: Sie hatten sich<br />

als Bauern wegen Wucherzinsen bei Großgrundbesitzern<br />

verschuldet und mussten mitsamt ihrer Familien<br />

die Schulden abarbeiten. Im Juli 2002 trat in<br />

Nepal ein neues Gesetz in Kraft, das diese schweren<br />

Menschenrechtsverletzungen verbot, die Schulden<br />

für nichtig und die Kamaiya zu freien Menschen erklärte.<br />

Daraufhin teilte die Regierung den Kamaiya<br />

auch eigenes Land zu. Im April dieses Jahres hat<br />

Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin von <strong>AWO</strong> International,<br />

zusammen mit der Nepal-Referentin von<br />

<strong>AWO</strong> International, Rejína Joshi, die Projektregion<br />

im Distrikt Bardiya besucht.<br />

Frau Lebherz, Sie haben das Projekt im Terai nun<br />

persönlich kennengelernt. Wie war denn Ihr erster<br />

Eindruck?<br />

Es war dort sehr heiß, um die 40 Grad im Schatten,<br />

und sehr staubig. Kurz vor dem Monsun waren die<br />

Felder fast abgeerntet. Die Ochsenkarren waren permanent<br />

unterwegs, um die Weizenbündel, die noch<br />

von Hand mit Sicheln geschnitten werden, zu den<br />

Dreschplätzen zu fahren. Neben Weizen werden in<br />

Bardiya noch Linsen, Reis und Sonnenblumen angebaut.<br />

Wir sind in die neu entstandenen Ansiedlungen<br />

gefahren und haben mit den Familien gesprochen,<br />

die dort in einfachen Lehmhütten leben. Durch<br />

unser Projekt gibt es jetzt Latrinen und Holzgestelle<br />

zum Trocknen von Geschirr, damit es nicht mehr auf<br />

dem schmutzigen Boden stehen muss. Das sind kleine<br />

Maßnahmen, aber sie tragen dazu bei, die hygienischen<br />

Bedingungen zu verbessern und Durchfallerkrankungen<br />

zu reduzieren. Außerdem unterstützen<br />

wir die Menschen bei Brunnenbohrungen, damit sie<br />

die langsam entstehenden Hausgärten, in denen Gemüse<br />

angebaut wird, bewässern können.<br />

Wie geht es in der Projektregion jetzt weiter?<br />

Das ist je nach rechtlichem Status der Ansiedlungen<br />

unterschiedlich: Es gibt einige, die noch um ihre endgültigen<br />

Landtitel kämpfen müssen. Die von der Regierung<br />

neu angesiedelten Bauernfamilien waren bei<br />

den alteingesessenen Nachbarn/innen nicht ohne<br />

weiteres willkommen. Von Menschen, die selbst nicht<br />

viel haben und in ungeklärten Landbesitzverhältnissen<br />

leben, wurden sie als Bedrohung und Konkurrenz<br />

empfunden. Die Lage entspannte sich vor allem<br />

dadurch, dass SPACE in der Region Lehmhütten für<br />

„Kinderzentren“ errichtete. Dort erhalten die Kinder<br />

ergänzenden Unterricht, der ihnen den Anschluss an<br />

die staatlichen Schulen ermöglichen soll. Und dies


Fotos: <strong>AWO</strong> International<br />

funktioniert! Das heißt: Das neue Bildungsangebot<br />

für alle Kinder hat Spannungen abgebaut und zur<br />

Akzeptanz der Neuankömmlinge beigetragen.<br />

In anderen Siedlungen, in denen die Familien seit<br />

drei bis fünf Jahren leben, gehört ihnen das Land bereits.<br />

Und dort sieht es gleich ganz anders aus: Die<br />

Wohnhäuser sind generell größer, das Gemeinschaftshaus<br />

hat manchmal sogar ein Dach aus Ziegeln.<br />

Dort sehen die Menschen auch deutlich besser<br />

ernährt aus und treten selbstbewusster auf.<br />

Heißt das, dass <strong>AWO</strong> International sich dann zurückziehen<br />

kann?<br />

Nein, denn dann kommt der zweite Schritt: Wenn die<br />

allergrößte Not überwunden ist, geht es darum, die<br />

Situation der Familien zu stabilisieren und sie dabei<br />

zu unterstützen, sich Zugang zu staatlichen Förderprogrammen<br />

zu verschaffen. Solche Programme in<br />

den Bereichen Landwirtschaft, Bildung und Gesundheit<br />

gibt es seit Abschaffung der Monarchie vor drei<br />

Jahren. Doch leider sind sie zu wenig bekannt und<br />

werden deshalb auch kaum in Anspruch genommen.<br />

Außerdem möchten wir erreichen, dass die Bauern<br />

und Bäuerinnen ganzjährig soviel produzieren können,<br />

dass sie nicht mehr für einige Monate im Jahr<br />

bei ihren ehemaligen Großgrundbesitzern als Tagelöhner/innen<br />

für umgerechnet 1,50 Euro am Tag anheuern<br />

müssen. Weitere Ziele sind, dass die Menschen<br />

in der Projektregion drei Mahlzeiten am Tag zu<br />

sich nehmen können, dass die Kinder mindestens bis<br />

zur 8. Klasse die Schule besuchen und dass alle Erwachsenen,<br />

<strong>lesen</strong>, schreiben und rechnen lernen, vor<br />

allem die Frauen. Denn bei den Frauen der Kamaiya<br />

beträgt die Analphabetenrate zurzeit noch 80%.<br />

Wie sieht denn die Situation der Frauen in Bardiya<br />

im Allgemeinen aus?<br />

Ich empfand sie als sehr bedrückend. Die Frauen arbeiten<br />

von früh bis spät sehr hart. Sie bekommen im<br />

Durchschnitt sechs Kinder, das erste oft schon mit 16<br />

Jahren, und haben dadurch ein eindeutig höheres<br />

gesundheitliches Risiko als Männer. Kein Wunder,<br />

dass ihre Lebenserwartung unter 60 Jahren liegt. Oft<br />

sind sie ganz auf sich gestellt, weil die Männer für<br />

Wochen oder Monate woanders arbeiten müssen.<br />

Führt <strong>AWO</strong> International dementsprechend auch spezifische<br />

Maßnahmen für Frauen und Männer durch?<br />

Ja! Die Frauen haben angefangen, Spargruppen zu<br />

bilden. Sie sparen im Monat zusammen einen Kleinst-<br />

betrag, der dann im Notfall, z.B. bei Krankheit eines<br />

Kindes, an ein Gruppenmitglied zinsgünstig geliehen<br />

wird. Die Idee war, dass sie damit auch Investitionen<br />

tätigen können, um z.B. eine kleine Hühnerzucht aufzubauen.<br />

Aber im Moment dient die Spargruppe<br />

noch dem einzigen und wichtigen Zweck, nicht wieder<br />

zum Geldverleiher gehen zu müssen, der Wucherzinsen<br />

bis zu 70% nimmt.<br />

Die Männer haben einen ganz anderen Versuch<br />

gestartet: Acht Männer haben Rikschas erhalten, mit<br />

denen sind sie jetzt in der Distrikthauptstadt Personen<br />

transportieren. Mit einem Teil ihres Verdienstes werden<br />

die Rikschas in den nächsten 15 Monaten abbezahlt.<br />

Danach soll die nächste Gruppe Rikschas erhalten.<br />

Ich bin sehr gespannt, ob die Männer diese<br />

Geschäftsidee erfolgreich umsetzen.<br />

Das Interview führte Christiane Eitel<br />

(<strong>AWO</strong> International).<br />

Spenden für die Kinder in den<br />

Notlagern von Haiti:<br />

<strong>AWO</strong> International leistet nach dem Erdbeben in<br />

Haiti Hilfe in vier Flüchtlingslagern bei Port-au-<br />

Prince. 16.000 Menschen leben dort unter äußerst<br />

prekären Bedingungen. Besondere Not leiden<br />

die oft schwer traumatisierten Kinder. Für<br />

die Einrichtung von Schutzräumen für die Kinder<br />

in den Flüchtlingslagern bitten wir um Spenden.<br />

Unterstützen Sie unsere Arbeit in den Camps!<br />

<strong>AWO</strong> International e.V.<br />

Stichwort „Erdbeben auf Haiti“<br />

Spendenkonto 10 11 12<br />

Bank für Sozialwirtschaft,<br />

BLZ: 100 205 00<br />

Frauen der Kamaiya in<br />

Bardiya <strong>beim</strong> Besuch von<br />

<strong>AWO</strong> International mit<br />

Rejína Joshi, Nepal-<br />

Referentin (links), und<br />

Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin<br />

(2. von rechts).<br />

In einem Gemeindezentrum<br />

in Bardiya lernen<br />

Frauen in Alphabetisierungskursen<br />

<strong>lesen</strong> und<br />

schreiben.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

19


20 FACHINFORMATIONEN<br />

■ B EHINDERUNG<br />

BIENE fliegt zum siebten Mal<br />

durchs Netz<br />

Der Wettbewerb der Aktion Mensch und<br />

der Stiftung Digitale Chancen für die besten<br />

barrierefreien deutschsprachigen<br />

Webseiten startet mit neuen Kategorien<br />

und höheren Mindestanforderungen. „In<br />

den vergangenen Jahren haben wir uns<br />

bei den Kategorien an den Funktionen<br />

orientiert, die eine Webseite enthielt,<br />

denn davon hing in der Regel ab, welche<br />

Internet-Techniken eingesetzt wurden.<br />

Die Funktionen waren also ein gutes<br />

Unterscheidungsmerkmal“, fasst Iris<br />

Cornelssen, Projektleiterin für die BIENE<br />

bei der Aktion Mensch, die bisherige<br />

Zuordnung zusammen. „Mittlerweile<br />

nutzen aber fast alle Webseiten eine<br />

Kombination verschiedener technischer<br />

Lösungen. Deshalb haben wir gemeinsam<br />

mit dem Fachlichen Beirat des Wettbewerbs<br />

entschieden, neue Kategorien<br />

zu bilden. Entscheidend sind jetzt die<br />

Tätigkeitsbereiche der Teilnehmer.“ Die<br />

neuen Kategorien sind:<br />

– Unternehmen (Öffentliche und private<br />

Unternehmen, private Bildungseinrichtungen)<br />

– Organisationen (Verbände, Stiftungen,<br />

Nichtregierungsorganisationen)<br />

– Verwaltung (Kommunen, Bundes- und<br />

Landesbehörden, öffentliche Bildungseinrichtungen)<br />

– Tagesaktuelle Medien<br />

Außerdem haben die Veranstalter<br />

die Mindestanforderungen für die Teilnahme<br />

erhöht.<br />

Webseiten, die sich um eine BIENE<br />

bewerben, müssen es deshalb Nutzerinnen<br />

und Nutzern mindestens ermöglichen,<br />

einen Transaktionsvorgang, beispielsweise<br />

eine Anmeldung oder eine<br />

Abfrage, einen Einkauf oder eine Buchung<br />

komplett barrierefrei abzuwickeln.<br />

Wenn diese Kriterien erfüllt sind, ist es<br />

grundsätzlich auch möglich, Teillösungen<br />

einzureichen. Eine Ausnahme machen<br />

die Veranstalter für Angebote tagesaktueller<br />

Medien. Diese müssen nicht<br />

zwingend einen Transaktionsvorgang<br />

enthalten. Um in dieser Kategorie anzutreten,<br />

müssen die Angebote von einer<br />

eigenständigen Vollredaktion gepflegt<br />

werden. Das heißt, dass wesentliche Tei-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

le des Mediums durch Redakteure dieses<br />

Mediums selbst erstellt werden und<br />

nicht von anderen Seiten übernommen<br />

werden.<br />

Wie in den vergangen Jahren entwickeln<br />

die Veranstalter das Testverfahren<br />

und den Kriterienkatalog des Wettbewerbs<br />

gemeinsam mit dem Fachlichen<br />

Beirat weiter.<br />

Ob Anbieter bei der Gestaltung ihrer<br />

Webseite die Grundlagen der barrierefreien<br />

Gestaltung berücksichtigt haben,<br />

können Interessenten bereits vorab<br />

auf der Webseite des Wettbewerbs unter<br />

www.biene-wettbewerb.de anhand<br />

von neun Basisanforderungen überprüfen,<br />

die die Veranstalter gemeinsam mit<br />

dem Fachlichen Beirat auf Grundlage<br />

des BIENE-Kriterienkatalogs ausgewählt<br />

haben. Dort können Anbieter und Agenturen<br />

auch ihre Webseiten bis zum 15.<br />

Juli 2010 zum Wettbewerb anmelden.<br />

Zudem haben Nutzerinnen und Nutzer<br />

die Möglichkeit, Webseiten, die sie im<br />

Sinne der Barrierefreiheit für vorbildlich<br />

halten, für eine BIENE vorzuschlagen.<br />

Über die BIENE<br />

Seit 2003 prämieren die Aktion Mensch<br />

und die Stiftung Digitale Chancen die<br />

besten deutschsprachigen barrierefreien<br />

Angebote im Internet mit einer BIENE.<br />

BIENE steht für „Barrierefreies Internet<br />

eröffnet neue Einsichten“, aber auch für<br />

Kommunikation, gemeinsames Handeln<br />

und produktives Miteinander. Rund<br />

1.800 Unternehmen und Organisationen,<br />

Behörden und Ministerien, Städte<br />

und Gemeinden sowie Vereine und Verbände<br />

aus Deutschland, Österreich, der<br />

Schweiz und Südtirol haben sich bislang<br />

mit Webseiten am Wettbewerb beteiligt.<br />

Die Ausschreibungsfrist für die BIE-<br />

NE 2010 endet am 15. Juli 2010. Die<br />

Preisverleihung findet am 10. Dezember<br />

2010 in Berlin statt. Weitere Informationen<br />

zum Wettbewerb gibt es unter<br />

www.biene-wettbewerb.de oder bei:<br />

Pressestelle der Aktion Mensch,<br />

Iris Cornelssen und<br />

Christian Schmitz,<br />

Heinemannstraße 36,<br />

53175 Bonn,<br />

Tel.: 0228/2092-377 oder -364<br />

E-Mail: iris.cornelssen@aktionmensch.de<br />

christian.schmitz@aktion-mensch.de<br />

www.aktion-mensch.de<br />

(pm)<br />

■ U MWELT<br />

Umweltberatung<br />

Oldtimer im Heizungskeller<br />

Alte Autos sind eine kostspielige Liebhaberei.<br />

Aber wer 'liebt' schon seinen alten<br />

rußigen Heizkessel im Keller? Hier<br />

wird die Modernisierungsinvestition oft<br />

aus Geldmangel oder nicht gut erwogener<br />

,Sparsamkeit’ meist verzögert. Wie<br />

<strong>beim</strong> Auto nehmen allerdings die Wartungs-<br />

und Reparaturkosten mit dem Alter<br />

zu.<br />

Ein zentraler Aspekt sind die erreichbaren<br />

Einspareffekte bei der Modernisierung:<br />

Ein moderner Gasbrennwertkessel<br />

braucht meist um 10-15 Prozent<br />

weniger Energie als die veraltete Kesseltechnik.<br />

Bei Häusern mit größerem Verbrauch<br />

spielen diese Heizkosteneinsparungen<br />

die Modernisierungskosten in<br />

wenigen Jahren oft schon wieder ein.<br />

Die Kesselmodernisierung ist also ökonomisch<br />

wie auch ökologisch eine lohnende<br />

Maßnahme!<br />

Wie schafft ein neuer Brennwertkessel<br />

diese Spareffekte?<br />

Zum einen sammeln sich <strong>beim</strong> lang genutzten<br />

Kessel mit der Zeit Ruß- und<br />

Kalkablagerungen, die die Wärmeübertragung<br />

erschweren. Zum anderen haben<br />

neue Kesselsysteme auch neuere,<br />

energiesparendere Technologien. Die<br />

Regelungstechnik kann besser sein,<br />

Energiesparpumpen benötigen nur einen<br />

Bruchteil des Stroms und arbeiten<br />

bedarfsgerechter. Als wichtigster Faktor<br />

kommt auch der Brennwerteffekt zum<br />

Wirken: Die Abgase werden demnach<br />

soweit abgekühlt, dass der enthaltene<br />

Wasserdampf kondensiert und so Abgase<br />

aus dem Schornstein kommen, die unter<br />

Umständen nur noch lauwarm und<br />

damit sehr energiearm sind. Während<br />

bei alten Kesseln um die 200 Grad heiße<br />

Abgase im Schornstein Zug erzeugten,<br />

wird jetzt das Abgas mit einem Ventilator<br />

herausgedrückt. Man benutzt dabei<br />

meist ein doppelwandiges Abgasrohr.<br />

Dabei wird im Außenrohr die Zuluft<br />

für den Kessel angesaugt und durch<br />

die im Innenrohr herausgedrückten Abgase<br />

vorgewärmt. Die Abgase werden<br />

so zusätzlich abgekühlt.<br />

Sofern dieses doppelwandige Rohr<br />

wegen der niedrigeren Temperaturen<br />

auch preiswert aus Plastik sein kann,


halten sich die Mehrkosten dafür in<br />

Grenzen und sind oft sogar günstiger<br />

als eine Schornsteinsanierung – falls diese<br />

einmal nötig wäre.<br />

Ob Sie einen Brennwertkessel im<br />

Keller haben, erkennen Sie oft schon am<br />

doppelwandigen Abgasrohr und daran,<br />

dass Kessel sowie Abgasrohr außen<br />

eher kühl sind. Und wenn schon über<br />

Heizungsmodernisierungen nachgedacht<br />

wird, sollten auch weitergehende Chancen<br />

der BHKW-, Solar-, Holzheiz- oder<br />

Wärmerückgewinnungstechnik mit in<br />

die Überlegungen einfließen.<br />

Weitere Infos<br />

Michael Lange, Umweltberatung<br />

<strong>beim</strong> <strong>AWO</strong> Bundesverband,<br />

Tel.: 030/26309-155;<br />

E-Mail: michael.lange@awo.org<br />

(lan)<br />

Impressum<br />

Herausgeber: <strong>AWO</strong>-Bundesverband e.V.,<br />

Blücherstr. 62/63, 10961 Berlin,<br />

Tel. 030/26309-0, Fax 030/26309-32599<br />

E-Mail: info@awo.org, awo.org<br />

Redaktion <strong>AWO</strong>magazin:<br />

Tel. 030/26309-4553,<br />

Fax 030/26309-324553<br />

E-Mail: awomagazin@awo.org<br />

Redaktion: Peter Kuleßa (v. i. S. d. P.).<br />

Länderredaktionen: Axel Sommer (Berlin),<br />

Sabine Ivert-Klinke (Schleswig-Holstein), Beate<br />

Rink-Pohl (Bremen), Martina Bartling (Niedersachsen),<br />

Klaus Neubauer, Erwin Tälkers<br />

(Nordrhein-Westfalen), Sigrid Wieder (Hessen),<br />

Arnd von Boehmer, Ute Eisenacher (Baden-Württemberg).<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung<br />

der Redaktion. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos kann keine<br />

Haftung übernommen werden. Die Redaktion<br />

behält sich vor, Leserzuschriften zu kürzen.<br />

Das <strong>AWO</strong>magazin erscheint nach Drucklegung<br />

mit zeitlichem Abstand <strong>online</strong> unter<br />

www.awo.org. Redaktionelle Beiträge im<br />

<strong>AWO</strong>magazin, die <strong>online</strong> gestellt sind, werden<br />

nicht gesondert honoriert.<br />

Layout: Monika Penno, Bonn.<br />

Anzeigen: NetworkMedia GmbH, Stresemannstraße<br />

30, 10963 Berlin, Michael Blum,<br />

Claudia Härtig; Tel.: 030/ 25594-160, Fax:<br />

-190; E-Mail: haertig@nwmd.de. Es gilt<br />

Anzeigenpreisliste Nr. 29 v. 01.01.2010.<br />

Anzeigenschluss 6 Wochen vor dem 1. des<br />

Erscheinungsmonats.<br />

Druck: L. N. Schaffrath, Geldern<br />

Jahresabonnement: Das <strong>AWO</strong>-Magazin<br />

erscheint zweimonatlich und kostet 6 Euro<br />

(zzgl. 7% MwSt.) Adressenänderungen an<br />

den <strong>AWO</strong>-Bundesverband senden. Abbestellungen:<br />

3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres.<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

21


22 PUBLIKATIONEN<br />

■ R ECHTSEXTREMISMUS<br />

Gefahren in Osteuropa<br />

Rechtextreme Parteien und neofaschistische<br />

Gruppen werden zu einem immer<br />

größeren Problem für die neuen Demokratien<br />

Osteuropas. Erschreckende Wahlerfolge<br />

in Ungarn und der Slowakei machen<br />

ebenso Schlagzeilen wie die blutige<br />

Jagd auf Minderheiten durch paramilitärische<br />

Gruppen oder Skinheads in<br />

Serbien oder Tschechien.<br />

Das Buch 'Aufmarsch. Die rechte<br />

Gefahr aus Osteuropa' zeigt die Gefahren<br />

rechtsradikaler Parteien und faschistischer<br />

Gruppen in den relativ jungen<br />

Demokratien Osteuropas auf. Die beiden<br />

Autoren Gregor Mayer und Bernhard<br />

Odehnal – beide Korrespondenten<br />

deutschsprachiger Medien in Osteuropa<br />

– beleuchten ausführlich den aufkommenden<br />

Rechtsextremismus in Ungarn,<br />

Tschechien, der Slowakei, Bulgarien,<br />

Kroatien und Serbien. Die sehr empfehlenswerte<br />

Lektüre zeigt anhand aktueller<br />

gesellschaftspolitischer Vorgänge den<br />

dramatischen Rechtsruck der letzten Jahre<br />

und warnt davor, diese Entwicklungen<br />

innerhalb der Europäischen Union<br />

als Folklore abzutun und sie nicht zu bekämpfen.<br />

Zwar gäbe es nicht mehr die traditionellen<br />

nationalistischen Parteien in<br />

Osteuropa, so die Autoren. Diese hätten<br />

aber mit ihrer jahrelangen Hetze gegen<br />

Minderheiten bereits den Boden für die<br />

neu aufkommende Rechte bereitet. An<br />

der Spitze der neuen Parteien und Organisationen<br />

stehen Studenten oder<br />

Facharbeiter, die Mitglieder der paramilitärischen<br />

Gruppen kommen oft aus der<br />

Mittelschicht. Es gäbe eine weit reichende<br />

gesellschaftliche Akzeptanz für diese<br />

Bewegungen, so Mayer und Odehnal.<br />

Ausführlich wird der Fokus auf Ungarn<br />

gerichtet, wo die rechtsextreme<br />

Partei 'Jobbik' nicht nur bei den Europawahlen<br />

gut abschnitt und drei Vertreter<br />

ins europäische Parlament entsenden<br />

konnte; sie wurde vor wenigen Wochen<br />

mit 13 Prozent bei den ungarischen Parlamentswahlen<br />

zur drittstärksten Partei<br />

gewählt. Gregor Mayer zeigt in seinem<br />

Beitrag auf, welch gesellschaftliches Klima<br />

in Ungarn vorherrscht und welche<br />

Konsequenzen aus den politischen Erfolgen<br />

der 'Jobbik' entstehen. Anhand zahlreicher<br />

Beispiele werden offen rassis-<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

tische Angriffe auf Minderheiten, vor allem<br />

auf Roma und Homosexuelle dokumentiert<br />

und analysiert. Hervorzuheben<br />

ist dabei, dass der Autor die aktuellen<br />

Vorgänge an geschichtliche Entwicklungen<br />

knüpft. Ohne fundierte Kenntnisse<br />

über den von vielen Ungarn bis heute<br />

als Tragödie empfundenen Friedensvertrag<br />

von Trianon – ähnlich der von den<br />

deutschen Rechtsextremen betrachtete<br />

Versailler Friedensvertrag – kann der<br />

aufkommende Rechtsextremismus in Ungarn<br />

nicht verstanden werden.<br />

Auch für die anderen behandelten<br />

Länder werden geschichtliche Entwicklungen<br />

aufgezeigt, die den Rechtsextremismus<br />

ermöglicht und begünstigt haben.<br />

Das Buch ist trotz der komplexen<br />

Materie gut lesbar und verständlich.<br />

Und auch die Tatsache, dass die Autoren<br />

sachlich und nüchtern zu Werke gehen<br />

und dabei auf allzu wertende und<br />

reißerische Effekte verzichten, spricht für<br />

diese informative Lektüre. (mem)<br />

Gregor Mayer/Bernard Odehnal, Aufmarsch. Die<br />

rechte Gefahr aus Osteuropa, Residenz Verlag,<br />

304 Seiten, 21,90 Euro, ISBN 9783701731756.<br />

■ S OZIALE E INRICHTUNGEN<br />

Leitlinie für Lebensmittelhygiene<br />

Die Leitlinie wurde erstellt gemäß Artikel<br />

8 der Verordnung (EG) Nr. 852/2004<br />

und nach diesem Artikel auch als Leitlinie<br />

für gute Verfahrenspraxis anerkannt.<br />

Damit ist gewährleistet, dass gültige Bestimmungen<br />

zur Lebensmittelhygiene mit<br />

der Umsetzung der Leitlinie erfüllt werden<br />

können. Besondere Berücksichtigung<br />

finden dabei die HACCP-Grundsätze.<br />

Diese 'Hazard Analysis Critical<br />

Control Points' (HACCP) meinen die Gefahrenanalyse<br />

und Kontrolle kritischer<br />

Punkte – und zwar auf allen Stufen der<br />

Zubereitung, Verarbeitung, Herstellung,<br />

Verpackung, Lagerung, Beförderung,<br />

Verteilung, Behandlung und des Verkaufs<br />

von Lebensmitteln.<br />

Die Leitlinie selbst beginnt mit wichtigen<br />

Definitionen und einer Einführung<br />

ins Lebensmittelrecht. Nach allgemeinen<br />

Hinweisen zu Regelungen, die jede Einrichtung<br />

unabhängig von Ihrer Ausrichtung<br />

und Organisation betreffen, folgen<br />

einzelne Kapitel zu den verschiedenen<br />

Verpflegungsformen und Diensten von<br />

der Großküche über die kleine Küche<br />

bis zu Küchen in Haus- und Wohngemeinschaften<br />

sowie Verpflegungssonderformen<br />

(Cafeteria, Feste & Ausflüge<br />

u. a.). Die einzelnen Kapitel behandeln<br />

jeweils die baulichen Anforderungen,<br />

den Umgang mit Lebensmitteln sowie<br />

die Reinigung und Personalhygiene. Die<br />

Inhalte werden dabei praxisnah und<br />

kompetent vermittelt.<br />

Die Leitlinie ist somit ein hilfreiches<br />

Instrument zur Implementierung und<br />

Überprüfung der Umsetzung der Lebensmittelhygiene<br />

in sozialen Einrichtungen<br />

und verantwortlichen Mitarbeiter/-innen<br />

rund um zu empfehlen. (boe)<br />

DCV e.V./DW der EKD e.V. (Hg.), Wenn in sozialen<br />

Einrichtungen gekocht wird. Die Leitlinie für eine<br />

gute Lebensmittelhygienepraxis in sozialen Einrichtungen,<br />

Lambertus-Verlag, 238 Seiten, 19,90 Euro,<br />

ISBN 978-3-7841-1788-1.<br />

■ Z IVILGESELLSCHAFT<br />

Rechtsratgeber für Engagement<br />

„Willst Du froh und glücklich leben, lass<br />

kein Ehrenamt dir geben!“ – mit diesen<br />

Wilhelm Busch zugeschriebenen launischen<br />

Worten beginnt der Rechtsratgeber,<br />

herausgegeben vom Bundesverband<br />

deutscher Stiftungen. Auf 164 Seiten<br />

werden grundlegende Rechtsfragen<br />

zum Thema Ehrenamt und bürgerschaftliches<br />

Engagement vorgestellt: Grundlagen<br />

und mögliche Erstattung ebenso wie<br />

Haftungsrisiken, Sozialversicherungs-/<br />

Unfallversicherungsschutz von Engagierten,<br />

einkommenssteuerliche Begünstigungen<br />

und einiges mehr. Der Ratgeber<br />

ersetzt nicht den Blick in das Gesetzbuch,<br />

sondern führt trotz juristischer Materie<br />

leicht verständlich in die Rechtsgebiete<br />

ein und erläutert diese anschaulich<br />

mit kurzen Beispielen. Angenehm ist,<br />

dass dem Autor Burkhard Küstermann<br />

wichtige Problemdetails bekannt sind<br />

und hierfür jeweils vertiefende Literatur<br />

/ Quellen benannt werden – so bleibt<br />

der Ratgeber verständlich und übersichtlich.<br />

Einige Vorlagen und Gesetzesauszüge<br />

runden das Werk ab. (wrp)<br />

Bundesverband Deutscher Stiftungen (Hg.), Rechtsratgeber<br />

Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement,<br />

164 Seiten, 19,80 Euro, ISBN 978-3-941368-<br />

03-3.


24 LÄNDERMAGAZIN<br />

Martin Stützer (2.v.l.),<br />

Leiter der Braunschweiger<br />

<strong>AWO</strong>-Migrationsberatung,<br />

mit Migrantinnen<br />

und einem Koffer voller<br />

Geschichte(n)<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

'Heimat im Koffer' – Migratinnen und Migranten<br />

besuchen soziale Einrichtungen<br />

Braunschweig. Braunschweiger Neubürger aus unterschiedlichen<br />

Herkunftsländern präsentierten im<br />

Herbst 2009 mit großem Erfolg Erinnerungsstücke<br />

und alltägliche Gegenstände aus der alten Heimat:<br />

Im Rahmen einer dreitägigen Ausstellung veranstaltete<br />

die <strong>AWO</strong>-Migrationsberatung mit vielen Kooperationspartnern<br />

das interkulturelle Wochenende 'Heimat<br />

im Koffer'. Als Fortsetzung dieses Projekts bietet<br />

die <strong>AWO</strong>-Migrationsberatung nun einen Besuch von<br />

Migrant/-innen zu einer Erzählstunde in sozialen Einrichtungen<br />

an: Eine kleine Gruppe Neuzuwanderer<br />

besucht mit einem Koffer voller Erinnerungsstücke<br />

und Alltagsgegenständen unter dem Motto 'Heimat<br />

im Koffer - mobil' Schulen, Gesprächskreise oder<br />

Konfirmandengruppen. „Unser Ziel war Nachhaltigkeit“,<br />

so Martin Stützer, Leiter der <strong>AWO</strong>-Migrationsberatung<br />

Braunschweig. Er schrieb diverse Einrichtungen<br />

an, damit das Projekt auf Reisen gehen konnte.<br />

Aus einem Pool von acht Migrant/-innen berichten<br />

jeweils etwa vier aus ihrem Herkunftsland.<br />

Im Koffer befinden sich viele Geschichte(n) aus<br />

der alten Heimat. Kulturelle Vielfalt und Identitäten,<br />

Einblicke in persönliche Lebenswege, Rückblicke auf<br />

unterschiedliche Herkunftsländer und spannende Geschichten<br />

über die mitgebrachten Dinge werden im<br />

Gespräch vermittelt und somit erlebbar. Irina Bakina<br />

aus St. Petersburg in Russland etwa erzählt von teuren<br />

Wohnungen in der Stadt. Teilweise hätten sich<br />

Familien eine Behausung geteilt. Im Gepäck hatte sie<br />

antike Bilderrahmen von ihrer Oma. „Leider dürfen<br />

wir alles, was älter als 100 Jahre ist, nicht einfach<br />

ausführen.“ Daher musste sie für eine alte Lampe eine<br />

Gebühr in Höhe von 70 Euro bezahlen.<br />

Die Henna-Malerin Uma Devi Paust kommt aus Indien.<br />

„Im Hinduismus gibt es etwa 33 Millionen Götter“,<br />

erzählt sie. Und berichtet von dem besonders<br />

ökologischen Einweggeschirr, dass bei ihr zu Hause<br />

an den Bäumen wächst: „Wir verwenden Bananenblätter<br />

als Teller!“<br />

Aus Kasachstan berichtet Natalie Brandt. „Die<br />

Kasachen sitzen <strong>beim</strong> Essen vorwiegend auf dem Boden.<br />

Schenkt man einem Gast einen schwarzen Tee<br />

mit Milch und Zucker ein, wird die Tasse nie ganz<br />

gefüllt - als Zeichen dafür, dass der Gast willkommen<br />

ist.“<br />

Sonia Garau kam der Liebe wegen nach Deutschland.<br />

Besucht sie ihre Heimat Sardinien, freut sie sich<br />

besonders auf Pizza und bringt sich immer Meersalz<br />

mit. „Leider sieht es aus wie Kokain, weswegen ich<br />

an Flughäfen hin und wieder Schwierigkeiten bekomme.“<br />

In ihrem Heimat-Koffer befinden sich Fotos<br />

ihrer italienischen Familie und ihres Elternhauses.<br />

Text: Martina Bartling<br />

Foto: Bezirksverband Braunschweig


Architekt der Niedersächsischen Sozialpolitik<br />

Kurt Partzsch wäre am 26. Juli 100 Jahre geworden<br />

Hannover. Am 26. Juli 2010 wäre Kurt Partzsch 100<br />

Jahre alt geworden. Der langjährige Niedersächsische<br />

Sozialminister (1961-1974) unterstützte sein Leben<br />

lang mit Herz und Verstand die Arbeiterwohlfahrt.<br />

Von 1959 bis 1986 war Kurt Partzsch Vorsitzender<br />

des <strong>AWO</strong> Bezirksverbandes Hannover e.V.,<br />

von 1971 bis 1983 Bundesvorsitzender der <strong>AWO</strong>,<br />

danach Ehrenvorsitzender. Die Geschäftsstelle des<br />

<strong>AWO</strong> Bezirksverbandes Hannover e.V. trägt heute<br />

den Namen Kurt-Partzsch-Haus.<br />

Kurt Partzsch realisierte den Übergang der <strong>AWO</strong><br />

in einen modernen Wohlfahrtsverband, immer neue<br />

Betätigungsfelder kamen hinzu und eine Vielzahl<br />

neuer Einrichtungen wurden gegründet. Zum Beispiel<br />

das Nephrologische Zentrum Niedersachsen (NZN)<br />

in Hann.Münden. Als der Bau eines Fachkrankenhauses<br />

1972 an der Pleite des Investors zu scheitern<br />

drohte, nahm Kurt Partzsch sich des Problems an und<br />

bat die <strong>AWO</strong>, dort Träger eines Zentrums für Nierentransplantation<br />

und Dialyse zu werden. So kam<br />

der <strong>AWO</strong> Bezirksverband Hannover zu seiner ersten<br />

Klinikträgerschaft. Das NZN, das heute zur <strong>AWO</strong><br />

GSD gGmbH gehört, ist mittlerweile auch akademisches<br />

Lehrkrankenhaus der Medizinsichen Hochschule<br />

Hannover. Das NZN ist neben den Aufgaben im<br />

allgemeinen, internistischen und urologisch stationären<br />

Bereich der Patientenversorgung auch ein Dialyseschwerpunkt<br />

– und Nierentransplantationszentrum<br />

des Landes Niedersachsen.<br />

Otto Drewes, ehem. Geschäftsführer des <strong>AWO</strong><br />

Bezirks Hannover und langjähriger Weggefährte<br />

von Kurt Partzsch beschreibt ihn so: „Der Mann mit<br />

der Baskenmütze war der geborene Humanist. Er<br />

hatte ein Gespür für sozialen Ausgleich und Gerechtigkeit.<br />

Er kann ohne Umschweife „Architekt der<br />

niedersächsischen Sozialpolitik“ nach dem zweiten<br />

Weltkrieg genannt werden. Obwohl er gebürtig aus<br />

Dresden stammte war er für mich der Inbegriff eines<br />

Niedersachsen aus der Hymne, nämlich sturmfest<br />

und erdverwachsen!“<br />

Kurt Partzsch stellte in seiner Abschiedsrede vom<br />

24.5.1986 vor den Delegierten der hannoverschen<br />

Bezirkskonferenz klar: „… Die Begriffe Freiheit, Gerechtigkeit<br />

und Solidarität werden heute in vielen Bereichen,<br />

auch von vielen Parteien benutzt. Verwirklichen<br />

kann man sie nur, wo man wirkliche Freiheit<br />

will und auch die Gerechtigkeit – verteilt auf die<br />

Schultern aller Menschen – mit der Solidarität der<br />

Menschen füreinander in einem ausgewogenen Verhältnis<br />

stehen.“<br />

Nach kurzer schwerer Krankheit starb Kurt<br />

Partzsch im August 1996, liebevoll umsorgt (und da<br />

schließt sich der Kreis) in der Klinik, die er aufgebaut<br />

hatte, im NZN der <strong>AWO</strong> in Hann.Münden. Bei sei-<br />

ner Beerdigung sagte der damalige Niedersächsische<br />

Ministerpräsident Gerhard Schröder: „Das Land<br />

hat einen seiner größten Politiker verloren, sicher den<br />

größten Sozialpolitiker in seiner Geschichte. (...)<br />

Was tun? Weiterarbeiten an dem, was er wollte, das<br />

ist unsere Aufgabe.“<br />

Text: Kerstin Kromminga/Sabine Schmitz<br />

Foto: Bezirksverband Hannover<br />

Kurt Partzsch erhält die<br />

Marie Juchacz-Plakette,<br />

die höchste Auszeichnung<br />

der <strong>AWO</strong>, aus<br />

den Händen von<br />

Lotte Lemke<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

25


26 LÄNDERMAGAZIN<br />

Gemeinsame Arbeit<br />

am Kunstwerk<br />

,Vernichtete Unschuld’<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

,Vernichtete Unschuld‘<br />

Anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung vom<br />

Hitlerfaschismus fand vom 17. bis 24. April 2010 im<br />

Berliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf eine Deutsch-<br />

Polnisch-Weißrussische Jugendbegegnung statt. Veranstalter<br />

war das korporative Mitglied des <strong>AWO</strong>-<br />

Landesverbandes Berlin, die urban-social gGmbH,<br />

die seit nunmehr über zehn Jahren in Marzahn die<br />

Bildungsstätte Haus ,Pro-social‘ Berlin mit sozialen<br />

Wohngruppen, interkulturellen Jugendprojekten und<br />

einem gut ausgestatteten Jugendgästebereich betreibt.<br />

Einen besonderen Schwerpunkt sehen die Mädchen<br />

und Jungen der Jugendinitiative im internationalen<br />

Jugendaustausch. In gemeinsamen Programmen<br />

und Projekten entstanden im Verlaufe der Jahre<br />

nachhaltige und feste Freundschaften besonders mit<br />

jungen Menschen aus Polen. Die urban-social gGmbH<br />

richtet mit der Jugendinitiative jährlich eine Vielzahl<br />

von Jugendbegegnungen und Begegnungen junger<br />

Fachkräfte vor allem mit der polnischen Stadt Tychy,<br />

der Partnerstadt des Bezirks Marzahn-Hellersdorf,<br />

und dem Ochotnicze Hufce Pracy (OHP) Lubuskie<br />

aus, meist unter Einbeziehung eines Drittland-Partners.<br />

In diesen Kontext gehörte auch die Deutsch-Polnisch-Weißrussische<br />

Jugendbegegnung im Frühjahr<br />

dieses Jahres. Die Partner waren, neben dem polnischen<br />

Tychy, die weißrussische Stadt Minsk.<br />

In gemeinsamer Absprache wurden zwei Themen<br />

miteinander zur Behandlung ausgewählt:<br />

1. Den 21. April 1945 – den Beginn der Befreiungsoffensive<br />

auf Berlin durch die 1. belorussische<br />

Front und die 1. Brigade der polnischen Armee.<br />

2. Die Zwangsarbeit, die Polen und 'Ostarbeiter' aus<br />

der damaligen Sowjetunion für das faschistische<br />

Deutschland auch in Marzahn-Hellersdorf leisten<br />

mussten – ein besonders grausames Kapitel deutscher<br />

Geschichte. Hier sollten vor allem die Schicksale<br />

der Kinder von Zwangsarbeiterinnen ergründet,<br />

die Situation der Kinder in den Zwangsarbeiterlagern<br />

erfasst und für die Kinderopfer von<br />

Zwangsarbeit eine bleibende Erinnerung geschaffen<br />

werden.<br />

Bei der Bewältigung der sehr anspruchsvollen<br />

Projektthemen war die Jugendinitiative auf kompetente<br />

Hilfe und wissenschaftliche Begleitung angewiesen.<br />

Die Jugendinitiative des Hauses „Pro-social“<br />

fand die notwendige Unterstützung in der Kooperation<br />

mit dem Bezirksmuseum und dem Heimatverein<br />

Marzahn-Hellersdorf. Die Leiterin des Bezirksmuseums<br />

Dorothee Ifland und die stellvertretende Vorsitzende<br />

des Heimatvereins Dr. Christa Hübner konnten<br />

in einer sehr aufwendigen Workshop-Arbeit, einen<br />

Einblick in den Stand der Forschung zum Thema<br />

'Zwangsarbeit in Marzahn-Hellersdorf' geben. Der<br />

Forschungs- und Geschichts-Workshop hinterließ bei<br />

den Jugendlichen tiefe Spuren. Zusätzlich begleitet<br />

wurden die Workshops durch den Bezirksstadtrat für<br />

Bildung und Kultur, Stephan Richter (SPD).<br />

In der Konsequenz fanden Gedanken und innere<br />

Bezüge zur Workshop-Arbeit durch die Jugendlichen<br />

ihren entsprechenden Bezug in einem Kunstprojekt zu<br />

den 'vergessenen Opfern', das im Verlaufe der Begegnung<br />

mit dem Prignitzer Künstler Bernd Streiter realisiert<br />

werden konnte. Hier schufen der Künstler und<br />

Jugendliche aus den drei beteiligten Ländern die<br />

Skulptur 'Vernichtete Unschuld', die in einer sehr getragenen,<br />

feierlichen und von den Jugendlichen selbst<br />

gestalteten Veranstaltung zur Präsentation im zeitweiligen<br />

Ausstellungsteil des Bezirksmuseums zum Parkfriedhof<br />

Marzahn übergeben wurde. Der Künstler<br />

Bernd Streiter hob die Bereitschaft der Jugendlichen<br />

hervor, sich dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte<br />

zu stellen und zusammen an der Bewältigung<br />

eines Themas zu arbeiten, dass keine 'Ruhe geben'<br />

darf. Ihm selbst tat es gut, „... für eine Zeit die engen<br />

vier Wände des eigenen Ateliers zu verlassen und mit<br />

jungen, frischen und quirligen Menschen zu arbeiten,<br />

die trotz der Ernsthaftigkeit des Themas mit viel Freude<br />

an das Kunstprojekt herangegangen sind ...“<br />

Der Geschichts-Workshop im Bezirksmuseum fand<br />

seine Fortsetzung bei einem Besuch des Parkfriedhofs<br />

Marzahn mit seinen zehn Gedenkstätten, auf<br />

dem bei einer Führung insbesondere der europäischen<br />

Opfer faschistischer Zwangsarbeit, vor allem<br />

auch der Kinder, gedacht wurde.<br />

In einem dritten Teil des Geschichts-Workshops,<br />

durchgeführt im Haus ,Pro-social’, kam es zu einem<br />

mehrstündigen Gespräch mit Kriegsveteranen, die<br />

für zwei Tage Gast der Jugendbegegnung waren.<br />

Für die Mädchen und Jungen aus Marzahn-Hellersdorf,<br />

Tychy und Minsk zählt heute nur die Freundschaft.<br />

Die Geschichte trennt sie in ihrer Gemeinsamkeit<br />

nicht mehr, sie leben ein neues Europa. Mit ihrer


Projektarbeit haben sie weiter zueinander gefunden.<br />

Das Projekt wurde vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk,<br />

von der Youth-Bank Marzahn-Hellersdorf und<br />

von der Schirmherrin der Begegnung, Petra Wermke,<br />

gefördert und maßgeblich durch die Referentin für<br />

internationale Jugendprojekte im <strong>AWO</strong> Bundesverband,<br />

Carola Schmidt, unterstützt.<br />

Weitere Infos<br />

Urban-social gGmbH,<br />

Blumberger Damm 12/14,<br />

12683 Berlin,<br />

Tel.: 030/562926-0,<br />

E-Mail: info@pro-social.de,<br />

www.pro-social.de<br />

Text und Foto: Hans-Jörg Muhs<br />

Außergewöhnliches<br />

Dienstjubiläum<br />

Dortmund. Die <strong>AWO</strong> im Bezirk Westliches Westfalen feierte<br />

kürzlich ein außergewöhnliches Dienstjubiläum: Am 1. Juni<br />

1960 begann Marita Kraudszun ihre Lehre als Bürokauffrau<br />

in der Kronenstraße. 50 Jahre ist das her. Niemand sonst bei<br />

der <strong>AWO</strong> im Bezirk hat diese Höchstmarke bisher erreicht.<br />

Die heute 66-Jährige ist die rechte Hand des Bezirksgeschäftsführers<br />

Wolfgang Altenbernd. Kraudszun hat zuvor alle<br />

anderen Geschäftsführer als ,Vorzimmerdame’ erlebt und<br />

allen Vorsitzenden zugearbeitet.<br />

Vergangenes Jahr hätte Marita Kraudszun in Rente gehen<br />

können, hat ihren Vertrag aber verlängert, auch um ihre Nachfolgerin<br />

einzuarbeiten. „Darauf lege ich großen Wert.“ Beate<br />

Reichelt wird neue Chefsekretärin. Ihr persönlicher Ruhestand<br />

ist keine Frage der Zeit mehr, sondern mit Ende 2011 fest terminiert.<br />

„Ich tue mich schwer mit dem Gedanken, hier aufzuhören“,<br />

so Kraudszun.<br />

Ein halbes Jahrhundert im Dienste der Arbeiterwohlfahrt –<br />

ein langer Zeitraum, den wohl kaum jemand noch erreichen<br />

wird!<br />

Text: pm<br />

Foto: Bezirk Westliches Westfalen<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

27


28 LÄNDERMAGAZIN<br />

Weitere Infos<br />

Gabriele Stillger,<br />

Freiwilligenakademie<br />

OWL,<br />

Tel.: 0521/9216-263,<br />

www.freiwillige-owl.de<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

Ein 'Zauberwald' mitten in Bielefeld<br />

Freiwilligenakademie OWL von 'Deutschland – Land der Ideen' ausgezeichnet<br />

Mitten in Bielefeld ist ein 'Zauberwald' entstanden. Freiwillige, Sponsoren und die <strong>AWO</strong><br />

haben den naturnahen Erlebnisbereich für Kinder auf dem Gelände des Elfriede-Eilers-<br />

Zentrums errichtet. Idee und Umsetzung: Die Freiwilligenakademie OWL. Der Anlass: Die<br />

<strong>AWO</strong>-Einrichtung wurde von der Initiative 'Deutschland – Land der Ideen' (Projektpartner:<br />

Deutsche Bank) als einer der '365 Orte im Land der Ideen' ausgezeichnet.<br />

Bielefeld. Seit fünf Jahren zeichnet die Initiative<br />

'Deutschland – Land der Ideen' jeden Tag eine Idee,<br />

ein Projekt, ein Unternehmen oder eine Einrichtung<br />

für ihre Kreativität und Innovation aus, mit der<br />

Deutschlands Zukunft aktiv gestaltet wird. 2.200 Projektanträge<br />

wurden 2010 gestellt. Unter den 365<br />

Ausgewählten war die Freiwilligenakademie OWL<br />

der <strong>AWO</strong>. Im Frühjahr übergab Bernd Christian Balz<br />

(Deutsche Bank) die Auszeichnung in Anwesenheit<br />

von Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl<br />

an Norbert Wellmann (Vorsitzender <strong>AWO</strong>-Präsidium)<br />

und Gabriele Stillger (Geschäftsführerin Freiwilligenakademie).<br />

Freiwilligenprojekt als Visitenkarte<br />

Das Besondere: Die Übergabe war keine Sekt-und-<br />

Schnittchen-Veranstaltung, sondern eingebettet in die<br />

Schaffung eines naturnahen Erlebnisbereiches für<br />

Kinder, dem 'Zauberwald'. Freiwillige, Mitarbeiter<br />

von Unternehmen und der <strong>AWO</strong>, die Deutsche Bank,<br />

die CLS GmbH, die Elfriede-Eilers-Stiftung, Fa. Stolz,<br />

die Fa. Spielart GmbH, die <strong>AWO</strong> selbst sowie viele<br />

weitere Firmen und Privatpersonen haben Zeit, Arbeit<br />

und Geld gespendet, um das Projekt zu realisieren.<br />

Sogar der NRW-Staatsforst war beteiligt und lieferte<br />

Holzstämme. Das Projekt umfasst einen Wert<br />

von rund 40.000 Euro, von dem etwa die Hälfte<br />

über freiwilliges Engagement, Spenden und Sponsoring<br />

zustande kam.<br />

,Zauberwald’ für Kinder geschaffen<br />

An zwei Aktionstagen im April dieses Jahres ist so<br />

nach den Plänen der Bielefelder Ideenwerkstatt Lebens(t)raum<br />

e.V. ein naturnaher Erlebnisbereich für<br />

Kinder entstanden. Im Mai wurde das Projekt mit dem<br />

Aufstellen eines Spielhauses auf Stelzen abgeschlos-<br />

sen. Der 'Zauberwald' besteht aus Gärten, Kletterwegen,<br />

geheimnisvollen Orten, einem Spielhaus, einer<br />

'Waldschule' und einer Abenteuer-Baustelle. Die<br />

Kinder können über ein Baum-Mikado hüpfen, sich<br />

um Kräuterspirale und Gemüsebeet kümmern oder<br />

auf Blumenwiesen unter Bäumen tanzen. Ein so genannter<br />

'Zwergenpfad' führt von der benachbarten<br />

Integrativen Kindertagesstätte zum Spielgelände.<br />

Vielfältige Nutzung möglich<br />

Der 'Zauberwald' ist aber nicht nur zum Spielen da.<br />

Er soll gleichzeitig auch Referenzprojekt für entsprechende<br />

Gestaltungen in <strong>AWO</strong>-Kindertageseinrichtungen<br />

in der Region und Anschauungsobjekt für angehende<br />

Erzieher/-innen sein, die im Elfriede-Eilers-<br />

Zentrum am <strong>AWO</strong>-Berufskolleg ausgebildet werden.<br />

Das zufriedene Fazit von Gabriele Stillger (Freiwilligenakademie<br />

OWL) : „Wir wollten eine Visitenkarte<br />

unserer Arbeit abgeben und haben um freiwilliges<br />

Engagement, Zeit und Geld gebeten. Die Resonanz<br />

war überwältigend gut. Der Zauberwald trägt auf<br />

diese Weise auch dazu bei, dass Kinder wieder näher<br />

an die Natur herangeführt werden.“<br />

Freiwilligenakademie schafft mehr Wert<br />

Seit 2001 bietet und entwickelt die Freiwilligenakademie<br />

Freiwilligenprojekte und -tätigkeiten in sozialen<br />

Einrichtungen in Ostwestfalen-Lippe. Sie organisiert<br />

Fortbildungen und Qualifizierungen; sie bietet<br />

eine Plattform zur Entwicklung neuer Ideen für die soziale<br />

Arbeit. Rund 2.300 Männer und Frauen engagieren<br />

sich jedes Jahr in rund 220 Projekten. Ein Förderverein<br />

und ein Fachbeirat begleiten die Arbeit.<br />

Das Freiwilligenengagement hat einen rechnerischen<br />

Gegenwert von rund 3 Millionen. Euro.<br />

Text und Fotos: Erwin Tälkers


30 RÄTSEL<br />

lateinamerik.Musikstil<br />

Magenschmerz<br />

Pferd<br />

einer<br />

kleinen<br />

Rasse<br />

Achtung,<br />

Wertschätzung<br />

HauptstadtÖsterreichs<br />

Auspuffausstoß<br />

ital.<br />

Tonsilbe<br />

entsprechend<br />

Fluss<br />

zum<br />

Rhein 2<br />

s1312.1-112<br />

ital.<br />

Gebirgstruppe<br />

Wasserpflanze<br />

Papstname<br />

Ohrenrobbe<br />

1 2 3 4 5<br />

<strong>AWO</strong>magazin 4/2010<br />

eine<br />

Melodie<br />

vortragen<br />

Besessenheit,<br />

Gier 5<br />

Abk.:<br />

mezzoforte<br />

Niederschlag<br />

kalte<br />

Mischspeise<br />

1<br />

Säugling<br />

Bengel<br />

Bilderrätsel<br />

still,<br />

unhörbar<br />

schlechte<br />

Laune<br />

verursachen<br />

Geschriebenes<br />

visuell<br />

erfassen<br />

BewohnerPommerns<br />

3<br />

Abk.:<br />

Lichtsignalanlage<br />

Ausruf<br />

des Verstehens<br />

Pferderennen<br />

leere<br />

Redensart<br />

ugs.: sich<br />

sehr anstrengen<br />

Sammelstelle,<br />

Lager<br />

Bedeutung,<br />

geist.<br />

Gehalt<br />

Liliengewächs,Heilpflanze<br />

knapp,<br />

schmal<br />

Haltetau<br />

(Schiff)<br />

Kraftmaschine<br />

ägypt.<br />

Sonnengott<br />

glasartiger<br />

Überzug<br />

4<br />

niederdt.:<br />

Haff<br />

Abk.:<br />

Bayern<br />

spöttisch<br />

oder auch<br />

dümmlich<br />

lächeln<br />

®<br />

s1312.1-112<br />

Rätseln Sie mit!<br />

Das richtige Lösungswort senden Sie bitte an den<br />

<strong>AWO</strong> Bundesverband<br />

Redaktion <strong>AWO</strong>magazin<br />

Blücherstr. 62/63, 10961 Berlin<br />

…mit ein bißchen Glück können Sie eine<br />

Überraschung gewinnen!<br />

Einsendeschluss ist der 30. Juli 2010.<br />

Alle richtigen Einsendungen nehmen an der<br />

Verlosung teil. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

MitarbeiterInnen des Bundesverbandes sind von<br />

der Teilnahme ausgeschlossen.<br />

Wenn Sie ihre Postkarte mit einer Wohlfahrtsmarke<br />

frankieren, nehmen Sie am Ende des<br />

Jahres an einer Sonderauslosung teil.<br />

Die Lösung aus 3/2010 war:<br />

KOMMUNEN<br />

Gewonnen haben: Bruder, Ilse (Leiferde),<br />

Engels, Willi (Troisdorf), Drewes, Otto<br />

(Hannover), Jens, Annegret (Hamburg),<br />

Kammler, Stefan (Neustadt/Wied), Klarhöfer,<br />

Gerhard (Schwentinental), Kranz, Anneliese<br />

(Sylt/Westerland), Päplow, Helmut (Garbsen),<br />

Schelten, Tanja (Nordhorn), Wessels, Claudia<br />

(Schortens)<br />

Herzlichen Glückwunsch!

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