Zugang zu Pflanzengenetischen Ressourcen für die ... - Genres
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J. VON BRAUN UND D. VIRCHOW<br />
Die Überwindung der grundsätzlichen Probleme von Marktversagen erfordert politisches Handeln.<br />
Dabei treten aber grundsätzliche Probleme des Politikversagens auf, so z.B. Probleme politischer<br />
Koordination, Verzerrung von ökonomischen Anreizen, Interessensgruppenprobleme und<br />
unvollständige Information im politischen Entscheidungsprozeß. Es ist nicht aus<strong>zu</strong>schließen, daß<br />
<strong>die</strong>se Probleme mit der Einführung neuer politischer Instrumente, <strong>die</strong> den Schutz der biologischen<br />
Vielfalt <strong>die</strong>nen sollen, an Komplexität <strong>zu</strong>nehmen.<br />
Über <strong>die</strong> Aussichten der ökonomischen Nachfrage nach Biodiversität kann derzeit nur spekuliert<br />
werden. Spekulation gehört aber <strong>zu</strong> jedem sich rasch wandelnden ökonomischen Geschehen.<br />
Kurz- bis mittelfristig wird – mit verbesserten Möglichkeiten der Biotechnologie – durch <strong>die</strong><br />
wachsende Nachfrage nach diversen pflanzengenetischen <strong>Ressourcen</strong> eine Wertsteigerung der<br />
Pflanzenvielfalt stattfinden. Besonders <strong>die</strong> Bedeutung der Gene von Nutzpflanzen wird noch<br />
steigen, da <strong>die</strong>se beim bestehenden Wissen züchterisch leichter <strong>zu</strong> bearbeiten sind. Das Interesse<br />
an der tropischen Pflanzenvielfalt könnte <strong>zu</strong>dem wegen der durch den vermuteten Treibhauseffekt<br />
erforderlichen Neuzüchtungen bzw. ‘Einkreu<strong>zu</strong>ng’ genetischer Informationen in <strong>die</strong><br />
Kulturpflanzen der gemäßigten Breiten steigen.<br />
Langfristig wird es durch verbesserte Möglichkeiten der Biotechnologie vermutlich leichter, Gene<br />
artfremder Pflanzen in Nutzpflanzen ein<strong>zu</strong>bauen. Dadurch könnte <strong>die</strong> relative Bedeutung der<br />
autochtonen Sorten und ihrer wildwachsenden Verwandten <strong>für</strong> <strong>die</strong> Zucht abnehmen. Weiterhin<br />
könnte bei sehr langfristiger Betrachtung <strong>die</strong> Bedeutung von und <strong>die</strong> Nachfrage nach der Vielfalt<br />
genetischer <strong>Ressourcen</strong> als Rohmaterial von genetischer Information sinken. Hervorgerufen<br />
werden könnte <strong>die</strong>se langfristige Entwicklung durch verbesserte Möglichkeiten der Biotechnologie<br />
und <strong>zu</strong>nehmende Erfassung (und Konservierung) aller genetischer <strong>Ressourcen</strong> sowie durch den<br />
virtuellen Auf- und Nachbau genetischer Grundlagen (beispielsweise <strong>die</strong> Herstellung von<br />
Aminosäureseqenzen) und durch genetische Informationskombinationen. Dieses wird aber nur<br />
dann <strong>zu</strong>treffen, falls <strong>die</strong> In-vitro-Reproduktion der genetischen Informationen kostengünstiger als<br />
<strong>die</strong> In-situ-Erhaltung der genetischen <strong>Ressourcen</strong> und ihr Handel sein wird. Konsequenz würde<br />
<strong>die</strong> Substitution natürlicher Gene bzw. Wirkstoffe durch biotechnisch (in vitro) duplizierte Gene<br />
sein. Solange jedoch der Erhalt genetischer <strong>Ressourcen</strong> in Ex-situ- wie auch In-situ-Verfahren<br />
kostengünstiger ist, bzw. <strong>die</strong> Substitutionsmöglichkeiten noch spekulativ sind, wird <strong>die</strong>ser<br />
Substitutionseffekt nur <strong>für</strong> bestimmte Produkte <strong>zu</strong>treffen. Als Beispiele <strong>für</strong> Substitutionseffekte<br />
seien hier: <strong>die</strong> Substitution von natürlichem Pyrethrum durch biotechnologisch produzierte<br />
Alternativen und <strong>die</strong> Substitution von Zucker durch HFCS (High Fructose Corn Syrup) genannt.<br />
3 Ökonomische Bewertung von Pflanzenvielfalt und Instrumente <strong>zu</strong> ihrer Nut<strong>zu</strong>ng und<br />
Pflege<br />
Gegenstand einer ökonomischen Bewertung der Pflanzenvielfalt ist es, <strong>die</strong> Leistungen der Artenvielfalt<br />
<strong>zu</strong> quantifizieren. Damit wäre eine Grundlage gegeben, um ab<strong>zu</strong>schätzen, wieviel<br />
Artenschutz sich Staaten und <strong>die</strong> internationale Staatengemeinschaft heute und in Zukunft leisten<br />
können und wollen. Im Bereich der Umweltgüter, <strong>zu</strong> denen <strong>die</strong> Ressource Pflanzenvielfalt gehört,