Zugang zu Pflanzengenetischen Ressourcen für die ... - Genres
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J. VON BRAUN UND D. VIRCHOW<br />
– <strong>die</strong> Welt weiterhin vor der enormen Herausforderung steht, in den kommenden Jahrzehnten<br />
<strong>die</strong> sich absolut rasch erhöhende Weltbevölkerung von nahe<strong>zu</strong> konstanten Bodenressourcen<br />
mit nachhaltiger (neuer) Technologie <strong>zu</strong> ernähren.<br />
Biodiversität wird derzeit vorwiegend als technologisches, ökologisches und ethisches Thema<br />
diskutiert. Ökonomische Aspekte stehen in der Diskussion eher hinten an (VON BRAUN 1994).<br />
Dieses mag an der hohen Komplexität der Sachverhalte liegen. Allerdings werden täglich<br />
Investitionsentscheidungen getroffen, <strong>die</strong> Biodiversität berühren und es stellen sich ökonomische<br />
Grundfragen, z.B.: Wieviel sollte ein Land oder <strong>die</strong> Weltgemeinschaft sich <strong>die</strong> Erhaltung und<br />
Pflege der landwirtschaftlich relevanten Biodiversität kosten lassen? Wie lassen sich ökonomisch<br />
effiziente und gerechte Austauschmechanismen (Märkte) zwischen Genbesitzern und Gennutzern<br />
institutionalisieren? Wie kann <strong>die</strong> technologische Entwicklung sowie <strong>die</strong> Nachfrage nach Biodiversität<br />
<strong>zu</strong>m Nutzen der Armen in Entwicklungsländern wirksam werden?<br />
Für <strong>die</strong> Anwendung ökonomischer Konzepte auf <strong>die</strong> Vielzahl neuer ökonomischer Fragen stellen<br />
sich grundlegende Probleme der Bewertung. Die in Übersicht 1 <strong>zu</strong>sammengestellten Fragen<br />
brauchen sich auch den ethischen Wertfragen nicht <strong>zu</strong> entziehen. Allerdings stößt der Versuch,<br />
anhand von Nutzendefinition und -quantifizierung mittels des ökonomischen Instrumentariums den<br />
Gesamtnutzen der Pflanzenvielfalt <strong>zu</strong> erfassen, an Grenzen. Institutionelle Regelungen <strong>zu</strong>r<br />
nachhaltigen Pflege und Nut<strong>zu</strong>ng der Biodiversität müssen gefunden werden. Dieser Suchprozeß<br />
befindet sich noch in den Anfängen. Darüber hinaus sind institutionelle Mechanismen der Konflikterörterung<br />
und -regelung gefragt, <strong>die</strong> sich auch mit den nicht-quantifizierbaren sehr langfristigen<br />
sowie ethischen Fragen des Wertes von biologischer Vielfalt befassen. Darauf wird in<br />
<strong>die</strong>sem Artikel nicht eingegangen.<br />
2 Ökonomische Ursachen der Erosion der Pflanzenvielfalt<br />
Die allgemeine Situation der Pflanzenvielfalt in Entwicklungsländern scheint durch eine Erosion<br />
der genetischen <strong>Ressourcen</strong> charakterisiert. Das Ausmaß <strong>die</strong>ser Erosion ist allerdings höchst<br />
unklar, da <strong>die</strong> Gesamtheit der Pflanzenvielfalt nicht vollständig erfaßt ist. Unterschiedliche<br />
Methoden der Schät<strong>zu</strong>ngen ergeben Verlustraten <strong>für</strong> Pflanzenarten im Bereich von 1 bis 10 %.<br />
Allerdings scheint sich tendenziell ab<strong>zu</strong>zeichnen, daß neuere (solidere) Schät<strong>zu</strong>ngen geringere<br />
Erosionsraten aufzeigen, als ältere alarmierende Schät<strong>zu</strong>ngen. So wurde von LOVEJOY 1980<br />
noch eine durchschnittliche Verlustrate von 8-11% <strong>für</strong> jeweils eine Dekaden geschätzt (Lovejoy,<br />
1980). EHRLICH und WILSON veranschlagen 1991 noch 2-3% (Ehrlich and Wilson, 1991) und<br />
REID geht 1992 nur noch von einer 1-5%igen geschätzten Erosionsrate pro Dekade aus (Reid,<br />
1992).<br />
Die genetischen <strong>Ressourcen</strong> der landwirtschaftlich nutzbaren Pflanzenarten und ihrer wildwachsenden<br />
Verwandten nehmen ebenfalls ab. Ca. 75% der <strong>zu</strong> Beginn des Jahrhunderts vorhandenen<br />
genetischen Vielfalt von landwirtschaftlich genutzten Kulturpflanzen ist möglicherweise<br />
bereits verloren gegangen. (FAO, 1993b). Nur eine geringe Anzahl von Arten und jeweils einige