Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

Agrobiodiversität in Deutschland - Genres Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

29.01.2013 Aufrufe

64 | A. Janßen, M. Haverkamp, H. Wolf A. Janßen, M. Haverkamp, H. Wolf | 65 25 Jahre Erhaltung forstlicher Genressourcen in Deutschland In 2000, the concept was substantially revised and launched with a new focus as “Concept for the Conservation and Sustainable Utilization of Forest Genetic Resources in the Federal Republic of Germany”(Paul et al. 2000). After 10 years an updated reprint of the concept was published (Paul et al. 2010). Based on the importance of genetic diversity, the endangerment of the genetic resources of tree and shrub species is described and an overview of measures for the conservation of forest genetic resources is provided. Presently, this concept serves as National Programme for Forest Genetic Resources and is an important part of the “Strategy on Agrobiodiversity” of the German Federal Ministry of Food, Agriculture and Consumer Protection, which complements the “National Strategy on Biological Diversity”. Until today the BLAG-FGR coordinates the activities for the conservation and sustainable utilization of forest genetic resources in Germany by order of the Federal and Federal State officials in charge of silviculture. Progress reports regarding ongoing activities on the conservation measures in Germany are regularly published in a printed version and online at the website of BLAG-FGR (http://blag.fgr.genres.de/). Einleitung Forst- und Holzwirtschaft haben in Deutschland eine große volkswirtschaftliche Bedeutung. Der Jahresumsatz beträgt in diesem Cluster rund 170 Milliarden Euro. Etwa 1,2 Millionen Menschen sind hier beschäftigt (Seintsch 2008). In Deutschland wachsen nach den Aufnahmeergebnissen der zweiten Bundeswaldinventur (BWI2) auf 11,1 Millionen Hektar Wald, das sind 31 % der Landesfläche. Insgesamt 188 Strauch- und Baumarten sind in deutschen Wäldern heimisch. Allerdings werden nach der BWI2 nur 25 % der Wälder als naturnah eingeschätzt (BMELV 2004). Seit Mitte der 1970er Jahre traten zunehmend Waldschäden auf. Besonders stark war in Süddeutschland die Weiß-Tanne betroffen. Ab 1980 zeigten sich auch bei anderen Baumarten deutliche Schäden in Form von Kronenverlichtungen. In den Hochlagen der deutschen Mittelgebirge begannen ganze Bestände abzusterben. Dies führte in der Bundesrepublik Deutschland letztlich über eine Bundesratsentschließung vom 8. Februar 1985 zur Bildung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe (BLAG-FGR), die 1987 ein „Konzept zur Erhaltung forstlicher Genressourcen in der Bundesrepublik Deutschland“ (Erhaltungskonzept) vorlegte (Melchior et al. 1989). Fast zeitgleich wurden auch in der Deutschen Demokratischen Republik Arbeiten zur Erhaltung forstlicher Genressourcen nach einem Ministerratsbeschlusses über „weitere Maßnahmen zum Schutz der Wälder in der DDR“ vom 20. März 1985 begonnen. Ziele der Erhaltung forstlicher Genressourcen Die Anpassungsfähigkeit unserer Wälder an sich ändernde Umweltbedingungen basiert auf der genetischen Variation der in ihnen vorkommenden Baum- und Straucharten. Aber auch die Erfüllung der vielfältigen Funktionen unserer Wälder (unter anderem Holzproduktion, Erholung, Naturschutz, Erosionsschutz) und damit ihre Leistungsfähigkeit gründen sich letztlich auf ihrer genetischen Vielfalt. In dem „Konzept zur Erhaltung forstlicher Genressourcen“ aus dem Jahr 1987 sind daher als Ziele genannt, • die Anpassungsfähigkeit von Arten und Populationen an sich ändernde Umweltbedingungen zu erhalten, • die biologische Vielfalt als Beitrag zur Bewahrung der lebenserhaltenden Systeme der Biosphäre zu bewahren und • die genetische Vielfalt als forstliche Genressourcen nutzbar zu machen. Alle ergriffenen Maßnahmen erfolgen dabei in Übereinstimmung mit dem 1992 in Rio de Janeiro beschlossenen Übereinkommen über die Biologische Vielfalt (ÜBV). Unter forstlichen Genressourcen im Sinne des Erhaltungskonzeptes wird gemäß dem ÜBV, Artikel 2, genetisches Material von Baum- und Straucharten mit tatsächlichem oder potenziellem Wert für eine nachhaltige multifunktionale Forstwirtschaft in Deutschland verstanden. Gefährdung der forstlichen Genressourcen In den letzten zweitausend Jahren ist der Wald in Deutschland großflächig für Landwirtschaft, Siedlung und Verkehr gerodet worden. Heute ist nur

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25 Jahre Erhaltung forstlicher <strong>Genres</strong>sourcen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

In 2000, the concept was substantially revised and launched with a new focus<br />

as “Concept for the Conservation and Susta<strong>in</strong>able Utilization of Forest Genetic<br />

Resources <strong>in</strong> the Federal Republic of Germany”(Paul et al. 2000). After 10 years<br />

an updated repr<strong>in</strong>t of the concept was published (Paul et al. 2010). Based on the<br />

importance of genetic diversity, the endangerment of the genetic resources of<br />

tree and shrub species is described and an overview of measures for the conservation<br />

of forest genetic resources is provided. Presently, this concept serves<br />

as National Programme for Forest Genetic Resources and is an important part<br />

of the “Strategy on Agrobiodiversity” of the German Federal M<strong>in</strong>istry of Food,<br />

Agriculture and Consumer Protection, which complements the “National<br />

Strategy on Biological Diversity”.<br />

Until today the BLAG-FGR coord<strong>in</strong>ates the activities for the conservation and<br />

susta<strong>in</strong>able utilization of forest genetic resources <strong>in</strong> Germany by order of the<br />

Federal and Federal State officials <strong>in</strong> charge of silviculture. Progress reports<br />

regard<strong>in</strong>g ongo<strong>in</strong>g activities on the conservation measures <strong>in</strong> Germany are<br />

regularly published <strong>in</strong> a pr<strong>in</strong>ted version and onl<strong>in</strong>e at the website of BLAG-FGR<br />

(http://blag.fgr.genres.de/).<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Forst- und Holzwirtschaft haben <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e<strong>in</strong>e große volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung. Der Jahresumsatz beträgt <strong>in</strong> diesem Cluster rund<br />

170 Milliarden Euro. Etwa 1,2 Millionen Menschen s<strong>in</strong>d hier beschäftigt<br />

(Se<strong>in</strong>tsch 2008). In <strong>Deutschland</strong> wachsen nach den Aufnahmeergebnissen<br />

der zweiten Bundeswald<strong>in</strong>ventur (BWI2) auf 11,1 Millionen Hektar Wald,<br />

das s<strong>in</strong>d 31 % der Landesfläche. Insgesamt 188 Strauch- und Baumarten s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> deutschen Wäldern heimisch. Allerd<strong>in</strong>gs werden nach der BWI2 nur 25 %<br />

der Wälder als naturnah e<strong>in</strong>geschätzt (BMELV 2004).<br />

Seit Mitte der 1970er Jahre traten zunehmend Waldschäden auf. Besonders<br />

stark war <strong>in</strong> Süddeutschland die Weiß-Tanne betroffen. Ab 1980 zeigten sich<br />

auch bei anderen Baumarten deutliche Schäden <strong>in</strong> Form von Kronenverlichtungen.<br />

In den Hochlagen der deutschen Mittelgebirge begannen ganze<br />

Bestände abzusterben. Dies führte <strong>in</strong> der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> letztlich<br />

über e<strong>in</strong>e Bundesratsentschließung vom 8. Februar 1985 zur Bildung<br />

e<strong>in</strong>er Bund-Länder-Arbeitsgruppe (BLAG-FGR), die 1987 e<strong>in</strong> „Konzept zur<br />

Erhaltung forstlicher <strong>Genres</strong>sourcen <strong>in</strong> der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong>“<br />

(Erhaltungskonzept) vorlegte (Melchior et al. 1989). Fast zeitgleich wurden<br />

auch <strong>in</strong> der Deutschen Demokratischen Republik Arbeiten zur Erhaltung<br />

forstlicher <strong>Genres</strong>sourcen nach e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>isterratsbeschlusses über „weitere<br />

Maßnahmen zum Schutz der Wälder <strong>in</strong> der DDR“ vom 20. März 1985<br />

begonnen.<br />

Ziele der Erhaltung forstlicher <strong>Genres</strong>sourcen<br />

Die Anpassungsfähigkeit unserer Wälder an sich ändernde Umweltbed<strong>in</strong>gungen<br />

basiert auf der genetischen Variation der <strong>in</strong> ihnen vorkommenden<br />

Baum- und Straucharten. Aber auch die Erfüllung der vielfältigen<br />

Funktionen unserer Wälder (unter anderem Holzproduktion, Erholung,<br />

Naturschutz, Erosionsschutz) und damit ihre Leistungsfähigkeit gründen<br />

sich letztlich auf ihrer genetischen Vielfalt. In dem „Konzept zur Erhaltung<br />

forstlicher <strong>Genres</strong>sourcen“ aus dem Jahr 1987 s<strong>in</strong>d daher als Ziele genannt,<br />

• die Anpassungsfähigkeit von Arten und Populationen an sich ändernde<br />

Umweltbed<strong>in</strong>gungen zu erhalten,<br />

• die biologische Vielfalt als Beitrag zur Bewahrung der lebenserhaltenden<br />

Systeme der Biosphäre zu bewahren und<br />

• die genetische Vielfalt als forstliche <strong>Genres</strong>sourcen nutzbar zu machen.<br />

Alle ergriffenen Maßnahmen erfolgen dabei <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit dem<br />

1992 <strong>in</strong> Rio de Janeiro beschlossenen Übere<strong>in</strong>kommen über die Biologische<br />

Vielfalt (ÜBV). Unter forstlichen <strong>Genres</strong>sourcen im S<strong>in</strong>ne des Erhaltungskonzeptes<br />

wird gemäß dem ÜBV, Artikel 2, genetisches Material von Baum-<br />

und Straucharten mit tatsächlichem oder potenziellem Wert für e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

multifunktionale Forstwirtschaft <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> verstanden.<br />

Gefährdung der forstlichen <strong>Genres</strong>sourcen<br />

In den letzten zweitausend Jahren ist der Wald <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> großflächig<br />

für Landwirtschaft, Siedlung und Verkehr gerodet worden. Heute ist nur

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