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Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

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54 | Wilbert Himmighofen<br />

Vom Rio-Gipfel 1992 bis zur Agro biodiversitäts-Strategie des BMELV<br />

durch Bauern und <strong>in</strong>digene Geme<strong>in</strong>schaften, sowie deren nachhaltige Nutzung<br />

zu fördern.<br />

Den Rechten der Bauern ist e<strong>in</strong> eigener Abschnitt gewidmet. Für die Umsetzung<br />

s<strong>in</strong>d die Regierungen der Vertragsstaaten verantwortlich. Sie sollen<br />

den Schutz des traditionellen Wissens, die gerechte Teilhabe der Bauern an<br />

den Vorteilen, die sich aus der wirtschaftlichen Nutzung der PGR ergeben<br />

und ihre Mitwirkung bei staatlichen Entscheidungen bezüglich PGRFA<br />

garantieren. Vorbehaltlich anderweitiger <strong>in</strong>nerstaatlicher Regelungen sollen<br />

Bauern auch das Recht haben, auf dem Betrieb gewonnenes Saatgut zurückzubehalten,<br />

zu nutzen, auszutauschen und zu verkaufen.<br />

Für den Zugang zu den genetischen Ressourcen gelten grundsätzlich auch<br />

hier die nationale Souveränität und die Befugnis der Staaten, diesen zu regeln.<br />

Für genetische Ressourcen von Pflanzenarten, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Anhang<br />

aufgelistet s<strong>in</strong>d, wurde e<strong>in</strong> Multilaterales System (MLS) mit e<strong>in</strong>em erleichterten<br />

Zugang vere<strong>in</strong>bart, <strong>in</strong> das die Vertragsstaaten alle Sammlungen<br />

unter ihrer Verwaltung und Kontrolle e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und alle anderen Besitzer<br />

auch dazu ermuntern sollen. Der erleichterte Zugang wird zum Zweck der<br />

Forschung, Züchtung und Ausbildung für Ernährung und Landwirtschaft<br />

gewährt.<br />

Die Liste war sehr umstritten und wurde <strong>in</strong>tensiv verhandelt; es ist dennoch<br />

z. B. nicht gelungen, Sojabohnen dar<strong>in</strong> aufzunehmen.<br />

Der Vorteilsausgleich im Rahmen des Multilateralen Systems soll u. a. durch<br />

Aufteilung der f<strong>in</strong>anziellen Vorteile aus der Vermarktung erfolgen. Dazu<br />

sollen gemäß e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>zwischen verabschiedeten standardisierten Materialübertragungsvere<strong>in</strong>barung<br />

Abgaben an e<strong>in</strong>en dafür e<strong>in</strong>zurichtenden Mechanismus<br />

geleistet werden. Diese s<strong>in</strong>d dann fällig, wenn e<strong>in</strong> Empfänger e<strong>in</strong><br />

Erzeugnis vermarktet, das e<strong>in</strong>e genetische Ressource darstellt und genetisches<br />

Material aus dem MLS enthält, und er dieses Erzeugnis so schützt, dass<br />

ke<strong>in</strong> anderer es für die weitere Forschung und Züchtung verwenden kann.<br />

Mit dieser Regelung wurde dem Sortenschutz Rechnung getragen. Sie gilt<br />

grundsätzlich auch für die Internationalen Agrarforschungszentren.<br />

Die gefundenen Lösungen machen die Schwierigkeiten deutlich, die sich<br />

unter Berücksichtigung der Vermehrungsfähigkeit von biologischem Material<br />

aus unterschiedlichen Rechten an genetischen Ressourcen und dem<br />

Wissen über deren Eigenschaften und ihre Nutzung im H<strong>in</strong>blick e<strong>in</strong>erseits<br />

auf e<strong>in</strong>en fairen Interessenausgleich zwischen Rechte<strong>in</strong>habern und andererseits<br />

auf das übergeordnete Ziel, ihre Vielfalt als öffentliches Gut für zukünftige<br />

Nutzungen zu erhalten, ergeben. In Anbetracht andauernder wirtschaftlicher<br />

und technologischer Entwicklungen müssen sie sich zukünftig<br />

noch bewähren.<br />

4 Nationale Umsetzung <strong>in</strong>ternationaler Programme<br />

und Beschlüsse<br />

4.1 E<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Konzeption des BMELV zu den genetischen<br />

Ressourcen für Ernährung, Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft<br />

Aufgrund der dargestellten Entwicklungen hatte der Bundesm<strong>in</strong>ister für<br />

Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) im Jahre 1997<br />

se<strong>in</strong>e Maßnahmen <strong>in</strong> allen Bereichen der genetischen Ressourcen durch die<br />

Planungsgruppe überprüft. Dazu hatte e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>terne Arbeitsgruppe, die vom<br />

IGR und e<strong>in</strong>schlägigen E<strong>in</strong>richtungen der Ressortforschung unterstützt<br />

wurde, e<strong>in</strong>e Bestandsaufnahme und Analyse der fachlichen Grundlagen<br />

und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen sowie der bestehenden Programme und Maßnahmen<br />

auf nationaler, EU- und <strong>in</strong>ternationaler Ebene vorgenommen und<br />

den jeweiligen Handlungsbedarf ermittelt. Das Ergebnis wurde Anfang 1999<br />

veröffentlicht.<br />

Es wurde festgestellt, dass die nationalen Maßnahmen dr<strong>in</strong>gend verstärkt<br />

und unter E<strong>in</strong>beziehung der maßgeblichen gesellschaftlichen Akteure<br />

besser zwischen den zahlreichen betroffenen E<strong>in</strong>richtungen auf Länder-,<br />

Bundes- und EU-Ebene abgestimmt werden müssen. Dafür wurde e<strong>in</strong> Konzept<br />

entwickelt, das e<strong>in</strong>en Maßnahmenkatalog und e<strong>in</strong>en organisatorischen<br />

Rahmen enthielt, um e<strong>in</strong> abgestimmtes nationales Programm zu entwickeln.<br />

Wilbert Himmighofen | 55

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