Agrobiodiversität in Deutschland - Genres
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50 | Wilbert Himmighofen<br />
Vom Rio-Gipfel 1992 bis zur Agro biodiversitäts-Strategie des BMELV<br />
Der BML hatte sich auf Ersuchen des damaligen deutschen Hauptabteilungsleiters<br />
Landwirtschaft der FAO, Prof. de Haen, bereit erklärt, die<br />
Konferenz <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> auszurichten. Nachdem die notwendigen außerplanmäßigen<br />
Mittel für die Vorbereitung und Durchführung zur Verfügung<br />
bereitgestellt worden waren, wurde bei der FAO e<strong>in</strong> gesondertes Sekretariat<br />
e<strong>in</strong>gerichtet, und der BML bildete unter breiter Beteiligung gesellschaftlicher<br />
Kreise e<strong>in</strong> nationales Vorbereitungskomitee, dessen Sekretariat beim<br />
IBV lag und das auch den nationalen Beitrag für den Weltzustandsbericht<br />
erarbeitet hat.<br />
Als Veranstaltungsort war Leipzig festgelegt und mit der neuen Messe dort<br />
e<strong>in</strong> Term<strong>in</strong> unmittelbar nach der geplanten Fertigstellung im Juni 1996 vertraglich<br />
vere<strong>in</strong>bart worden. Diese Entscheidung stieß kurz nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />
im <strong>in</strong>ternationalen Raum auf großes Interesse und die erfolgreiche<br />
Durchführung der Konferenz schließlich auf große Anerkennung.<br />
Da wegen der Komplexität der Materie und großer Interessenunterschiede<br />
e<strong>in</strong> erfolgreicher Abschluss der Verhandlungen zum „Undertak<strong>in</strong>g“ auch<br />
bis 1996 nicht zu erwarten war, ergab sich bald die Frage e<strong>in</strong>er erneuten<br />
Term<strong>in</strong>verschiebung oder e<strong>in</strong>er Abkoppelung der Verhandlungen zum<br />
„Undertak<strong>in</strong>g“. Dabei konnte e<strong>in</strong>e Aufrechterhaltung des Konferenzterm<strong>in</strong>s<br />
erreicht werden. Dies hat dann aber wegen der im „Undertak<strong>in</strong>g“ noch ungeklärten<br />
Fragen und der Frage der F<strong>in</strong>anzierung zu größeren Schwierigkeiten<br />
bei den Beratungen über den Globalen Aktionsplan geführt.<br />
Nach e<strong>in</strong>em Grußwort des Vorsitzenden der VSK der CBD und e<strong>in</strong>em Bericht<br />
der FAO zum Verhandlungsstand beim „Undertak<strong>in</strong>g“ wurden schließlich<br />
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e<strong>in</strong> Weltzustandsbericht zu PGRFA zur Kenntnis genommen und<br />
e<strong>in</strong> Globaler Aktionsplan,<br />
e<strong>in</strong> Konferenzbericht und<br />
e<strong>in</strong>e Erklärung von Leipzig verabschiedet.<br />
Der Weltzustandsbericht war <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em partizipativen Verfahren erarbeitet<br />
worden. Er war gestützt auf Leitl<strong>in</strong>ien der FAO, nationale Berichte von 151<br />
Ländern sowie regionale und subregionale Berichte, die auf entsprechenden<br />
Vorkonferenzen beraten worden waren. Beteiligt waren über 50 NGOs,<br />
e<strong>in</strong>schließlich Verbände des privaten Sektors, und viele E<strong>in</strong>zelexperten. Der<br />
Bericht enthält <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Hauptteil e<strong>in</strong>e Analyse des Zustandes der PGRFA<br />
sowie der Effektivität bestehender Maßnahmen.<br />
Der Globale Aktionsplan mit se<strong>in</strong>en 20 Maßnahmenbereichen und die<br />
Erklärung von Leipzig waren bereits vor der Konferenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zwischenstaatlichen<br />
Verhandlungsgruppe <strong>in</strong>tensiv beraten worden, enthielten aber<br />
zu Konferenzbeg<strong>in</strong>n immer noch e<strong>in</strong>e Reihe strittiger Punkte, von denen<br />
e<strong>in</strong>ige letztlich nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Verhandlungsgruppe zum Schluß der<br />
Konferenz unter Leitung des Vorsitzenden (Staatssekretär Dr. Feiter, BML) <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er ganztägigen Sitzung, die bis spät <strong>in</strong> den Abend dauerte, gelöst werden<br />
konnten.<br />
Dabei waren <strong>in</strong> die Erklärung von Leipzig u. a. die Themen aufgenommen<br />
worden, die im Rahmen der Verhandlungen zum „Undertak<strong>in</strong>g“ noch nicht<br />
geklärt waren.<br />
Fragen der Umsetzung und F<strong>in</strong>anzierung des Globalen Aktionsplans<br />
werden im Konferenzbericht behandelt. Danach soll die Durchführung<br />
des Globalen Aktionsplans regelmäßig durch die FAO überprüft und ggf.<br />
fortgeschrieben werden. H<strong>in</strong>sichtlich der F<strong>in</strong>anzierung wird zunächst auf<br />
die grundlegende Bedeutung nationaler öffentlicher und privater Anstrengungen,<br />
aber auch auf die Verpflichtungen zu neuen Mitteln aus der Agenda<br />
21 und der CBD h<strong>in</strong>gewiesen. Der Unterstützungsbedarf der Entwicklungsländer<br />
wird anerkannt und die Verstärkung relevanter Aktivitäten<br />
der Internationalen Agrarforschungszentren sowie die Erschließung neuer,<br />
zusätzlicher und <strong>in</strong>novativer F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strumente im Zuge des Umsetzungsprozesses<br />
werden als notwendig angesehen.<br />
Letzteres ist im Jahre 2004 mit der Gründung des Globalen Fonds für die<br />
Nutzpflanzenvielfalt <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen Stiftung, an der sich<br />
<strong>Deutschland</strong> von Anfang an mit Beiträgen beteiligt hat, erreicht worden.<br />
Dieser ist <strong>in</strong>zwischen vom Lenkungsorgan auch als F<strong>in</strong>anzierungs<strong>in</strong>strument<br />
des „Internationalen Vertrages über Pflanzengenetische Ressourcen<br />
für Ernährung und Landwirtschaft (ITPGRFA, s. Kap. 3.3) für den Aufbau<br />
und die Unterhaltung e<strong>in</strong>es globalen Netzwerkes von Ex-situ-Erhaltungse<strong>in</strong>richtungen<br />
anerkannt worden.<br />
Wilbert Himmighofen | 51