Agrobiodiversität in Deutschland - Genres
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46 | Wilbert Himmighofen<br />
Vom Rio-Gipfel 1992 bis zur Agro biodiversitäts-Strategie des BMELV<br />
2.1 Erklärung zu Umwelt und Entwicklung<br />
Thema der „Erklärung zu Umwelt und Entwicklung“ ist die nachhaltige<br />
Entwicklung. Sie ist das vorläufige Ergebnis e<strong>in</strong>es langjährigen <strong>in</strong>tensiven<br />
<strong>in</strong>ternationalen Diskussionsprozesses, der mit der Konferenz von Stockholm<br />
1972 begonnen hatte. Das Konzept spielt <strong>in</strong> der globalen Entwicklungspolitik,<br />
gerade auch h<strong>in</strong>sichtlich Landwirtschaft und Ernährung, nach<br />
wie vor e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Es wird auch beim Gipfel Rio+20 nächstes Jahr<br />
e<strong>in</strong> zentrales Thema se<strong>in</strong>. Der Begriff ist aber etwas unscharf geworden.<br />
Deshalb könnte e<strong>in</strong> Blick zurück hilfreich se<strong>in</strong>.<br />
Die Erklärung von Rio enthält Vere<strong>in</strong>barungen über <strong>in</strong>sgesamt 27 Grundsätze<br />
von sehr praktischer, aber grundlegender Bedeutung. Viele f<strong>in</strong>den sich<br />
<strong>in</strong> verschiedenen <strong>in</strong>ternationalen Abkommen wieder. Die meisten kommen<br />
uns heute als selbstverständlich vor. Bei genauerem H<strong>in</strong>sehen s<strong>in</strong>d sie es<br />
aber ke<strong>in</strong>eswegs. Vielmehr können weltweit erhebliche Umsetzungsdefizite<br />
festgestellt werden.<br />
Die Grundsätze beziehen sich primär auf die ökologische, aber auch die soziale,<br />
politische und kulturelle Dimension der Nachhaltigkeit. Ausgegangen<br />
wird vom Pr<strong>in</strong>zip der nationalen Souveränität über die Nutzung der eigenen<br />
Ressourcen. Betont wird u.a. die Notwendigkeit zur Überw<strong>in</strong>dung des Gefälles<br />
von Armut und Reichtum und zur partnerschaftlichen Zusammenarbeit<br />
der Staaten sowie zur breiten E<strong>in</strong>beziehung gesellschaftlicher Gruppen<br />
bei der Herbeiführung e<strong>in</strong>er nachhaltigen Entwicklung. Besondere Bedeutung<br />
wird der Umweltschutzgesetzgebung, den Umweltverträglichkeitsprüfungen,<br />
dem Verursacherpr<strong>in</strong>zip und dem Vorsorgepr<strong>in</strong>zip, wobei dies<br />
anders def<strong>in</strong>iert wird als im (SPS)-Abkommen über sanitäre und phytosanitäre<br />
Maßnahmen im Rahmen der WTO, sowie der Internalisierung von<br />
Umweltkosten beigemessen. Konflikte mit Handelsregelungen im Rahmen<br />
der WTO bestehen nach wie vor.<br />
2.2 Agenda 21<br />
Die Agenda 21 enthält <strong>in</strong> 40 Kapiteln die Handlungsgrundlagen, Ziele und<br />
e<strong>in</strong>e Vielzahl von konkreten Maßnahmen für e<strong>in</strong>e nachhaltige Entwicklung.<br />
E<strong>in</strong> Teil bezieht sich auf die „Erhaltung und Bewirtschaftung der Res-<br />
sourcen“. Dar<strong>in</strong> enthalten s<strong>in</strong>d auch Kapitel über e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrierte Flächennutzung,<br />
die Bekämpfung der Entwaldung und der Wüstenbildung, über<br />
die nachhaltige Nutzung von Berggebieten und den Schutz der Ozeane, aller<br />
Arten von Meeren und Küstengebieten sowie zur Erhaltung und nachhaltigen<br />
Nutzung der biologischen Vielfalt.<br />
Darunter ist auch e<strong>in</strong> Kapitel zur Förderung e<strong>in</strong>er nachhaltigen Landwirtschaft<br />
und ländlichen Entwicklung. Ausgehend vom Konzept der<br />
Multifunktionalität der Landwirtschaft werden e<strong>in</strong>e Überprüfung der<br />
Agrarpolitik und Maßnahmen zur Verbesserung der landwirtschaftlichen<br />
Produktion und der Bewirtschaftungssysteme durch Diversifizierung,<br />
Ausbildung und Infrastrukturentwicklung für erforderlich gehalten. E<strong>in</strong>e<br />
besondere Rolle spielen Bodenschutz und Bodensanierung sowie die Wasserversorgung.<br />
Dies s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anbetracht der gegenwärtigen krisenhaften<br />
Entwicklungen und mit Blick auf die Sicherung der Welternährung nach<br />
wie vor aktuelle Themen.<br />
Das Kapitel enthält auch zwei Programmbereiche zu pflanzen- und tiergenetischen<br />
Ressourcen. Dar<strong>in</strong> werden die Aktivitäten der FAO anerkannt<br />
und unterstützt. Es sollen Weltzustandsberichte und globale Aktionspläne<br />
erstellt werden. Entsprechend dem Ausgang der Verhandlungen zur CBD<br />
sollen Anpassungen am „Globalen System“ zu PGR vorgenommen werden.<br />
Im Programmbereich „Integrierte Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung“ werden die<br />
Regierungen aufgefordert, Forschungsvorhaben zur Entwicklung nichtchemischer<br />
Technologien der Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfung e<strong>in</strong>zuleiten.<br />
2.3 Übere<strong>in</strong>kommen über die Biologische Vielfalt (CBD)<br />
Von besonderer Bedeutung waren der Abschluss und danach die breite Unterstützung<br />
des Übere<strong>in</strong>kommens über die Biologische Vielfalt (CBD). Es ist<br />
1993 <strong>in</strong> Kraft getreten und hat 192 Vertragsstaaten. Es setzt neues <strong>in</strong>ternationales<br />
Recht weit über die damals bereits bestehenden Abkommen zum<br />
Arten- und Gebietsschutz h<strong>in</strong>aus. E<strong>in</strong>zelne Artikel erforderten noch weitere<br />
Konkretisierungen. Dies ist mit dem Protokoll von Cartagena über die biologische<br />
Sicherheit (siehe auch Kapitel 3.2) bereits im Jahr 2000 und mit dem<br />
Protokoll über den Zugang zu genetischen Ressourcen und Vorteilsausgleich<br />
Wilbert Himmighofen | 47