Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

Agrobiodiversität in Deutschland - Genres Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

29.01.2013 Aufrufe

44 | Wilbert Himmighofen Vom Rio-Gipfel 1992 bis zur Agro biodiversitäts-Strategie des BMELV Es gehörte zur Akademie der Wissenschaften und fiel damit in die Zuständigkeit des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Mangels einer entsprechenden Einrichtung in der Bundesrepublik Deutschland hatte der BMELV seinerseits ab den 60er Jahren in seiner Ressortforschung in Braunschweig eine solche Sammlung aufgebaut. Diese war auch eine enge Zusammenarbeit mit der Züchtungsforschung, der privaten Pflanzenzüchtung und entsprechenden Einrichtungen in anderen Ländern und im internationalen Rahmen eingegangen. Vor diesem Hintergrund setzte ein heftiges Ringen um die Zukunft der Züchtungsforschung in der früheren DDR und eine sachgerechte Lösung der Organisations- und Zuständigkeitsfragen für eine gesamtdeutsche Kulturpflanzengenbank ein. Das Ergebnis ist bekannt: Es wurde in der BML- Ressortforschung eine Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen mit Sitz in Quedlinburg gegründet. Dem IPK in Gatersleben, das als Stiftung des Landes Sachsen-Anhalt in die „Blaue Liste“ aufgenommen worden war und damit 50 % der Grundfinanzierung vom Bund (aus dem Haushalt des BMBF) erhielt, wurden alle Sammlungen in der DDR-Züchtungsforschung – mit Ausnahme des Obstes – zugeordnet. Schließlich wurde auf Empfehlung des Wissenschaftsrates im Jahre 2004 auch die Genbank in Braunschweig dorthin überführt. Die Genbank des IPK erfüllt heute wichtige Funktionen im Rahmen der internationalen Verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland bezüglich der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft. 2 Die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung (UNCED) Wenn man heutige Fortschritte bei internationalen Verhandlungen betrachtet, sind die Vereinbarungen, die 1992 von den 172 in Rio versammelten Staaten getroffen wurden, beachtlich. Es wurden: • eine Grundsatzerklärung zu Umwelt und Entwicklung, • internationale Abkommen • zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt, • zum Schutz des Klimas sowie • zur Bekämpfung der Wüstenbildung, • eine Erklärung zu Wäldern (die „ forest principles“) und nicht zu vergessen • ein 359 Seiten und 40 Kapitel umfassendes entwicklungs- und umweltpolitisches Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, die Agenda 21, verabschiedet. Im Nachfolgeprozess wurde die UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung (CSD) gegründet, um die Umsetzung der Konferenzergebnisse zu überwachen. Im diesjährigen Internationalen Jahr der Wälder soll zunächst auf die Erklärung zu den Wäldern hingewiesen werden. Darin wurde die Notwendigkeit einer nachhaltigen Forstwirtschaft anerkannt, aber keine Einigung über deren Definition erzielt. Erst im Jahre 2007 konnte im Rahmen des UN-Waldforums ein rechtlich nicht verbindliches Übereinkommen erzielt werden, in dem eine solche Definition und ein Arbeitsprogramm bis 2015 enthalten sind. Auffallend ist, dass der Schutz und die nachhaltige Nutzung der in ihrer Funktions – und Leistungsfähigkeit stark bedrohten Meere keine größere Rolle gespielt haben. Im Rahmen der CBD gab es jedoch später intensive Bemühungen für einen besseren Schutz von Meeresgebieten. Es wurde ein Kriterienkatalog für Schutzgebiete auf hoher See erarbeitet, der an das zuständige Seerechtsübereinkommen (United Nations Convention on the Law of the Sea übermittelt wurde. Diese Bemühungen um Regelungen zur Ausweisung von Meeresschutzgebieten dauern noch an. Wilbert Himmighofen | 45

44 | Wilbert Himmighofen<br />

Vom Rio-Gipfel 1992 bis zur Agro biodiversitäts-Strategie des BMELV<br />

Es gehörte zur Akademie der Wissenschaften und fiel damit <strong>in</strong> die Zuständigkeit<br />

des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Bildung und Forschung (BMBF).<br />

Mangels e<strong>in</strong>er entsprechenden E<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong><br />

hatte der BMELV se<strong>in</strong>erseits ab den 60er Jahren <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ressortforschung<br />

<strong>in</strong> Braunschweig e<strong>in</strong>e solche Sammlung aufgebaut. Diese war auch<br />

e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit mit der Züchtungsforschung, der privaten<br />

Pflanzenzüchtung und entsprechenden E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> anderen Ländern<br />

und im <strong>in</strong>ternationalen Rahmen e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund setzte e<strong>in</strong> heftiges R<strong>in</strong>gen um die Zukunft der<br />

Züchtungsforschung <strong>in</strong> der früheren DDR und e<strong>in</strong>e sachgerechte Lösung<br />

der Organisations- und Zuständigkeitsfragen für e<strong>in</strong>e gesamtdeutsche Kulturpflanzengenbank<br />

e<strong>in</strong>. Das Ergebnis ist bekannt: Es wurde <strong>in</strong> der BML-<br />

Ressortforschung e<strong>in</strong>e Bundesanstalt für Züchtungsforschung an Kulturpflanzen<br />

mit Sitz <strong>in</strong> Quedl<strong>in</strong>burg gegründet. Dem IPK <strong>in</strong> Gatersleben, das<br />

als Stiftung des Landes Sachsen-Anhalt <strong>in</strong> die „Blaue Liste“ aufgenommen<br />

worden war und damit 50 % der Grundf<strong>in</strong>anzierung vom Bund (aus dem<br />

Haushalt des BMBF) erhielt, wurden alle Sammlungen <strong>in</strong> der DDR-Züchtungsforschung<br />

– mit Ausnahme des Obstes – zugeordnet. Schließlich wurde<br />

auf Empfehlung des Wissenschaftsrates im Jahre 2004 auch die Genbank<br />

<strong>in</strong> Braunschweig dorth<strong>in</strong> überführt.<br />

Die Genbank des IPK erfüllt heute wichtige Funktionen im Rahmen der <strong>in</strong>ternationalen<br />

Verpflichtungen der Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> bezüglich<br />

der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen<br />

für Ernährung und Landwirtschaft.<br />

2 Die UN-Konferenz über Umwelt und Entwicklung<br />

(UNCED)<br />

Wenn man heutige Fortschritte bei <strong>in</strong>ternationalen Verhandlungen betrachtet,<br />

s<strong>in</strong>d die Vere<strong>in</strong>barungen, die 1992 von den 172 <strong>in</strong> Rio versammelten<br />

Staaten getroffen wurden, beachtlich.<br />

Es wurden:<br />

• e<strong>in</strong>e Grundsatzerklärung zu Umwelt und Entwicklung,<br />

• <strong>in</strong>ternationale Abkommen<br />

• zur Erhaltung der Biologischen Vielfalt,<br />

• zum Schutz des Klimas sowie<br />

• zur Bekämpfung der Wüstenbildung,<br />

• e<strong>in</strong>e Erklärung zu Wäldern (die „ forest pr<strong>in</strong>ciples“) und nicht zu vergessen<br />

• e<strong>in</strong> 359 Seiten und 40 Kapitel umfassendes entwicklungs- und umweltpolitisches<br />

Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, die Agenda 21,<br />

verabschiedet.<br />

Im Nachfolgeprozess wurde die UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung<br />

(CSD) gegründet, um die Umsetzung der Konferenzergebnisse zu überwachen.<br />

Im diesjährigen Internationalen Jahr der Wälder soll zunächst auf die Erklärung<br />

zu den Wäldern h<strong>in</strong>gewiesen werden. Dar<strong>in</strong> wurde die Notwendigkeit<br />

e<strong>in</strong>er nachhaltigen Forstwirtschaft anerkannt, aber ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung<br />

über deren Def<strong>in</strong>ition erzielt. Erst im Jahre 2007 konnte im Rahmen des<br />

UN-Waldforums e<strong>in</strong> rechtlich nicht verb<strong>in</strong>dliches Übere<strong>in</strong>kommen erzielt<br />

werden, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e solche Def<strong>in</strong>ition und e<strong>in</strong> Arbeitsprogramm bis 2015<br />

enthalten s<strong>in</strong>d.<br />

Auffallend ist, dass der Schutz und die nachhaltige Nutzung der <strong>in</strong> ihrer<br />

Funktions – und Leistungsfähigkeit stark bedrohten Meere ke<strong>in</strong>e größere<br />

Rolle gespielt haben. Im Rahmen der CBD gab es jedoch später <strong>in</strong>tensive<br />

Bemühungen für e<strong>in</strong>en besseren Schutz von Meeresgebieten. Es wurde e<strong>in</strong><br />

Kriterienkatalog für Schutzgebiete auf hoher See erarbeitet, der an das zuständige<br />

Seerechtsübere<strong>in</strong>kommen (United Nations Convention on the Law<br />

of the Sea übermittelt wurde. Diese Bemühungen um Regelungen zur Ausweisung<br />

von Meeresschutzgebieten dauern noch an.<br />

Wilbert Himmighofen | 45

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