Agrobiodiversität in Deutschland - Genres
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42 | Wilbert Himmighofen<br />
Vom Rio-Gipfel 1992 bis zur Agro biodiversitäts-Strategie des BMELV<br />
wicklung des ländlichen Raumes wurden 1992 zudem Beihilfen für umweltgerechte<br />
und den natürlichen Lebensraum schützende landwirtschaftliche<br />
Produktionsverfahren e<strong>in</strong>geführt. Damit sollten auch Maßnahmen zur<br />
Züchtung vom Aussterben bedrohter lokaler Rassen und zur Erhaltung von<br />
genetischer Erosion bedrohter Nutzpflanzen gefördert werden. Die Maßnahmen<br />
haben aber ke<strong>in</strong>e größere praktische Bedeutung erlangt. Mit dem<br />
damals entwickelten Konzept der Multifunktionalität der Landwirtschaft<br />
hat die EU <strong>in</strong>ternational jedoch beispielgebend gewirkt.<br />
In <strong>Deutschland</strong> hatte der BML im Jahre 1985 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ressortforschung<br />
e<strong>in</strong>e Projektgruppe unter Leitung des früheren Hauptabteilungsleiters<br />
Landwirtschaft der FAO, Prof. Bommer, mit der Entwicklung e<strong>in</strong>es neuen<br />
Konzeptes zur Sicherung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen<br />
beauftragt. Das Konzept wurde 1989 vorgelegt und zusammen mit e<strong>in</strong>er<br />
Umsetzungskonzeption 1990 veröffentlicht. E<strong>in</strong>bezogen waren landwirtschaftliche,<br />
gartenbauliche und forstliche Nutzpflanzen sowie Wildpflanzen.<br />
Mit der Konzeption wurden sowohl <strong>in</strong> fachlicher wie <strong>in</strong>stitutioneller<br />
H<strong>in</strong>sicht die Grundlagen für alle folgenden Maßnahmen des BML zu genetischen<br />
Ressourcen unter E<strong>in</strong>beziehung <strong>in</strong>ternationaler Aspekte gelegt. In ihr<br />
wurde auch e<strong>in</strong> Informations- und Koord<strong>in</strong>ierungszentrum sowie e<strong>in</strong> Sachverständigenrat<br />
für pflanzengenetische Ressourcen vorgeschlagen. Sie war<br />
damit der Geburtshelfer des heutigen Informations- und Koord<strong>in</strong>ationszentrums<br />
Biologische Vielfalt (IBV) der Bundesanstalt für Landwirtschaft und<br />
Ernährung (BLE) als Nachfolger des früheren Informationszentrums für<br />
genetische Ressourcen (IGR) der Zentralstelle für Agrardokumentation und<br />
-<strong>in</strong>formation (ZADI) und auch des später berufenen und heute sehr aktiven<br />
Wissenschaftlichen Beirates für Biodiversität und Genetische Ressourcen<br />
beim BMELV.<br />
Die Konzeption fand breite Aufmerksamkeit und Anerkennung im In- und<br />
Ausland. Es konnten allerd<strong>in</strong>gs nicht mehr die Veränderungen berücksichtigt<br />
werden, die sich aus der deutschen E<strong>in</strong>igung ergeben hatten.<br />
Schema: Organisationsstruktur zum nationalen Programm „Genetische Ressourcen für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Forsten“<br />
Fachprogramm<br />
Fische<br />
Fachgremium<br />
Fische<br />
BML-Referate<br />
622/623<br />
Länder<br />
Fachkoord<strong>in</strong>ator<br />
beim IGR<br />
Fachprogramm<br />
Forst<br />
Fachgremium<br />
Forst<br />
BML-Referat<br />
533<br />
Länder<br />
Fachkoord<strong>in</strong>anator<br />
beim IGR<br />
= Sonstige Akteure (z. B. Wissenschaftliche<br />
E<strong>in</strong>richtungen, Züchter, Nichtregierungsorg.,<br />
Verbände)<br />
Fachbeirat<br />
für genetische<br />
Ressouren<br />
Koord<strong>in</strong>ation:<br />
BML-Referat<br />
213<br />
ZADI/<br />
IGR<br />
Sekretariat<br />
Beirat<br />
Fachprogramm Landwirtschaft<br />
Unterprogramm Pflanzen Unterprogramm Tiere<br />
Fachgremium<br />
Pflanzen<br />
BML-Referat<br />
312/316/414<br />
Länder<br />
Fachkoord<strong>in</strong>ator<br />
beim IGR<br />
Fachgremium<br />
Tiere<br />
BML-Referat<br />
322<br />
Länder<br />
Fachkoord<strong>in</strong>ator<br />
beim IGR<br />
Wilbert Himmighofen | 43<br />
01.04.2000<br />
Fachprogramm<br />
Sonstige Lebewesen<br />
z.B. MOS,<br />
Kle<strong>in</strong>tiere<br />
Fachgremium<br />
??<br />
BML-Referat<br />
213<br />
Länder<br />
Fachkoord<strong>in</strong>ator<br />
beim IGR<br />
Abb. 2: Organisationsstruktur zum Nationalen Programm „Genetische Ressourcen für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Forsten“ (von 2000)<br />
Fig. 2: Organisational structure of the National Programme for Genetic Resources for Food,<br />
Agriculture and Forestry (of 2000)<br />
Durch diese war u.a. auch e<strong>in</strong>e Neuorganisation der Forschung im Beitrittsgebiet<br />
nach Evaluierung durch den Wissenschaftsrat notwendig geworden.<br />
Das Referat war im Bereich der Züchtungsforschung bei Nutzpflanzen betroffen.<br />
Dort gab es verschiedene eng mit der Pflanzenzüchtung verbundene<br />
Institute, die <strong>in</strong> der DDR zur Akademie der Landwirtschaftswissenschaften<br />
gehörten und nun mit den Sammlungen genetischer Ressourcen der von<br />
ihnen bearbeiteten Arten (Kartoffeln, Obst, Öl und Futterpflanzen) <strong>in</strong> die<br />
Zuständigkeit des BMELV fielen. Daneben gab es am damaligen Zentral<strong>in</strong>stitut<br />
für Genetik und Kulturpflanzenforschung, dem heutigen Institut für<br />
Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) <strong>in</strong> Gatersleben e<strong>in</strong>e<br />
große, traditionsreiche und <strong>in</strong>ternational anerkannte Sammlung pflanzengenetischer<br />
Ressourcen, die auf e<strong>in</strong> früheres Kaiser-Wilhelm-Institut für<br />
Kulturpflanzenforschung zurück g<strong>in</strong>g. Das Institut hatte <strong>in</strong> der DDR bezüglich<br />
der genetischen Ressourcen e<strong>in</strong>e koord<strong>in</strong>ierende Funktion und betrieb<br />
molekularbiologische Forschung, die <strong>in</strong>ternationalen Standards entsprach.<br />
Anlage