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Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

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166 | Zusammenfassung<br />

Arbeitsgruppendiskussion:<br />

<strong>Agrobiodiversität</strong> und Verbraucher/Gesellschaft<br />

reiche Vermarktung des Bunten Bentheimer Schwe<strong>in</strong>es, e<strong>in</strong>er Schwe<strong>in</strong>erasse<br />

die vor e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten kurz vor dem Erlöschen stand<br />

und sich heute bei dem Verbraucher wieder zunehmender Beliebtheit<br />

erfreut. Regionale Initiativen s<strong>in</strong>d aber oft nicht selbsttragend und<br />

zum<strong>in</strong>dest zu Beg<strong>in</strong>n auf staatlichen Unterstützung angewiesen.<br />

• Kle<strong>in</strong>räumige Strukturen <strong>in</strong> der Agrar-Infrastruktur, wie z. B. die Ansiedlung<br />

bzw. Erhaltung lokaler Molkereien wurden als e<strong>in</strong>e weitere<br />

wichtige Voraussetzung für die Umsetzung von regionalen Initiativen<br />

zur Förderung der <strong>Agrobiodiversität</strong> angesehen.<br />

• Ökosystemleistungen der Landwirte die der Biodiversität <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />

dienen, müssen entsprechend bewertet und f<strong>in</strong>anziell vom<br />

Staat entgolten werden. In diesem Zusammenhang gab es aber auch<br />

kritische Stimmen, nach deren Me<strong>in</strong>ung Vielfalt <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />

auf Dauer nicht durch Zahlungen sichergestellt werden kann. Der Staat<br />

müsse aber solange unterstützend e<strong>in</strong>greifen, bis die Inwertsetzung<br />

e<strong>in</strong>er vielfältig und nachhaltig genutzten Kulturlandschaft sich betriebswirtschaftlich<br />

rechne.<br />

• Der Staat kann durch verbesserte Rahmenbed<strong>in</strong>gungen die <strong>Agrobiodiversität</strong><br />

fördern. So könnten z.B. klare M<strong>in</strong>deststandards zur guten<br />

fachlichen Praxis die landwirtschaftliche Biodiversität fördern. Die<br />

staatlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e biodiverse Landwirtschaft<br />

s<strong>in</strong>d derzeit auf verschiedenste Regelungen / Richtl<strong>in</strong>ien verstreut. Hier<br />

wird e<strong>in</strong> erheblicher Konsolidierungsbedarf gesehen.<br />

• Gezielte Forschungsförderung um Fragen zu beantworten, z. B. wie<br />

<strong>in</strong>tensive Bewirtschaftung mit Ausgleichsflächen im Vergleich zur<br />

extensiven Bewirtschaftung aus Sicht der biologischen Vielfalt zu bewerten<br />

ist.<br />

• Die Frage, ob der Staat die Züchtungsforschung speziell für <strong>Agrobiodiversität</strong><br />

fördern solle, wurde kontrovers diskutiert. Es wurde darauf<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, dass <strong>in</strong> den letzten Jahren staatliche Züchtungsprogramme<br />

für viele Arten aufgegeben wurden, und die Forderung aufgestellt,<br />

die staatliche Züchtungsforschung <strong>in</strong> Zukunft wieder zu stärken. Die<br />

Züchtungsforschung privater Unternehmen konzentriere sich zu sehr<br />

auf wirtschaftliche Leistungsmerkmale und trage somit zu e<strong>in</strong>em Verlust<br />

der genetischen Vielfalt bei. Andererseits wurde auch darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />

dass Züchtung per se das Ziel der genetischen E<strong>in</strong>engung auf<br />

spezielle Merkmale verfolge. Ob man durch gezielte F<strong>in</strong>anzierung <strong>in</strong><br />

der privaten Züchtungsforschung den Biodiversitätsaspekt verstärken<br />

kann, wurde u.a. deshalb kritisch beurteilt, weil staatliche Förderung<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich nicht nachhaltig sei.<br />

• E<strong>in</strong> weiterer wichtiger Diskussionsbeitrag war die Forderung, dass der<br />

landwirtschaftliche Sektor <strong>in</strong> Zukunft pro-aktiv auf gesellschaftliche<br />

Anliegen e<strong>in</strong>gehen solle. Insbesondere <strong>in</strong> den Bereichen Kulturlandschaft<br />

und Tierhaltung sei es wichtig, dass die Landwirtschaft sich<br />

aus der reaktiven Rolle befreie und nicht erst reagiere, wenn Negativschlagzeilen<br />

durch die Presse gehen. Der landwirtschaftliche Sektor<br />

solle aus eigener Initiative Forschung betreiben, beispielsweise wie<br />

Tiertransporte verbessert werden können oder <strong>Agrobiodiversität</strong> <strong>in</strong> der<br />

Kulturlandschaft erhöht werden kann.<br />

• E<strong>in</strong>e vorurteilsfreie Kommunikation und Koord<strong>in</strong>ation zwischen<br />

allen gesellschaftlichen Kräften sei e<strong>in</strong> wichtiger Faktor, um <strong>in</strong> Zukunft<br />

mehr Vielfalt <strong>in</strong> der Landwirtschaft zu generieren. Bestehende<br />

Fe<strong>in</strong>dbilder müssten zu diesem Zweck dr<strong>in</strong>gend abgebaut werden. Insbesondere<br />

die Landwirtschaftsverbände müssten nach Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>es<br />

Diskussionsteilnehmers e<strong>in</strong>e höhere Akzeptanz gegenüber regionalen<br />

Initiativen entwickeln und diese zukünftig auch aktiv unterstützen.<br />

• E<strong>in</strong>e konkrete Vision für die Fortentwicklung der <strong>Agrobiodiversität</strong><br />

<strong>in</strong> den nächsten 20 Jahren konnte nicht entwickelt werden. Es wurden<br />

aber Schritte, die <strong>in</strong> diese Richtung gehen, diskutiert. Es wurde z.B.<br />

vorgeschlagen, Zielgrößen für e<strong>in</strong>en zukünftigen Marktanteil regional<br />

vermarkteter, nachhaltig produzierter Lebensmittel aufzustellen. Mit<br />

oder ohne Vision war man sich <strong>in</strong> den Arbeitsgruppen aber e<strong>in</strong>ig, dass<br />

die „Tragödie der <strong>Agrobiodiversität</strong>“ abwendbar ist und abgewendet<br />

werden muss!<br />

Zusammenfassung | 167

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