Agrobiodiversität in Deutschland - Genres
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162 | Zusammenfassung<br />
Arbeitsgruppendiskussion:<br />
<strong>Agrobiodiversität</strong> und Erhaltung<br />
Kulturlandschaft/Regionalisierung/Wertewandel<br />
• Es besteht Klärungsbedarf h<strong>in</strong>sichtlich folgender Fragen: Welchen<br />
Nutzen hat die Gesellschaft von der Erhaltung der Vielfalt und was<br />
kann sie selbst zum Erhalt beitragen? Welche Werte werden mit der<br />
Biodiversität verbunden (Gesundheit, Lebensqualität, Kulturgut etc.)?<br />
Welche Kosten kommen auf die Gesellschaft beim Erhalt der genetischen<br />
Ressourcen zu und stehen sie im Verhältnis zum positiven Nutzen<br />
und ihrem (potenziellen) Wert? Oder welcher Schaden entsteht der<br />
Gesellschaft, wenn genetische Vielfalt auf Dauer e<strong>in</strong>geengt wird? Was<br />
passiert, wenn der „Evolution“ freier Lauf gelassen würde?<br />
•<br />
Produktion und Qualität sollen sich wieder vermehrt an natürlichen<br />
Bed<strong>in</strong>gungen und landschaftlichen Gegebenheiten orientieren.<br />
• Regionalisierung kann als Möglichkeit gesehen werden, die Erhaltung<br />
durch Nutzung zu etablieren, da hierdurch zwischen Erzeuger und<br />
Konsument wieder e<strong>in</strong> direktes Verhältnis hergestellt werden kann.<br />
Gezielte Nachfrage nach regionalen Spezialitäten von entsprechenden<br />
Rassen und Sorten kann dabei zur Sicherung des Genpools beitragen.<br />
Ob die regionale Nachfrage und das System „regionaltypische Produktion“<br />
ausreicht, die notwendige genetische Breite e<strong>in</strong>er Rasse zu erhalten,<br />
sollte überprüft werden.<br />
• Alte Rassen s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong> Stück Kulturgut und so wie und wo sie gezüchtet<br />
wurden, am Leben zu erhalten. E<strong>in</strong>e Vision für die Zukunft<br />
wären wieder vielfältige Landschaften mit verschiedensten Rassen/<br />
Sorten/Ökosystemen. Für diesen Wertewandel sollte Öffentlichkeitsarbeit<br />
bzw. Werbung betrieben werden.<br />
• Im Bereich forstgenetische Ressourcen ist zudem die Regionalisierung<br />
eher kontraproduktiv, da die Erhaltungszeiträume 100+ Jahre betragen<br />
und im Zuge des Klimawandels eher Arten/Populationen etabliert werden<br />
sollten, die derzeit <strong>in</strong> den zu erwartenden, sehr ähnlichen Klimabed<strong>in</strong>gungen<br />
bereits angepasst s<strong>in</strong>d.<br />
Fördermaßnahmen<br />
Die bestehende Förderung der Erhaltungsmaßnahmen ist unzureichend. Sie<br />
sollte evaluiert und weiter entwickelt werden:<br />
• Langfristigere f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung über 20-30 Jahre wäre wünschenswert<br />
und Ziel führender als die vielfach praktizierte Anschubf<strong>in</strong>anzierung.<br />
• Förderpraxis soll den Bedürfnissen der Züchter stärker Rechnung tragen<br />
und dort ansetzen, wo sie betrieben wird: im ländlichen Raum und<br />
<strong>in</strong> Erhaltungsnetzwerken.<br />
• Förderung als Ausgleich von M<strong>in</strong>dererlös ist nicht der richtige Weg,<br />
sondern e<strong>in</strong> Umdenken h<strong>in</strong> zur Förderung öffentlicher (Kultur)Güter,<br />
wie im Naturschutz.<br />
• Geme<strong>in</strong>schaftliche Förderung von Naturschutz und Landwirtschaft:<br />
Landwirtschaft und Naturschutz sollten nicht als Gegensätze betrachtet<br />
sondern als „abhängig vone<strong>in</strong>ander“ <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang gebracht werden.<br />
• Förderung der Regionalisierung: Dazu gehören Entwicklung und Etablierung<br />
von (regionalen) Vermarktungswegen (Region, Landwirtschaft,<br />
Hofläden, Gaststätten, Bioländen) und regionalen Strukturen, die der<br />
Primärproduktion zu Gute kommen aber auch dem nachgelagerten<br />
Bereich (Molkereien, Schlachtereien).<br />
• Adm<strong>in</strong>istrative Auflagen, die die landwirtschaftlichen Produktion zu<br />
erfüllen hat, die aber dem Erhalt der Vielfalt im Wege stehen, sollten<br />
<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen geprüft werden können (z.B.: Anwendung des Tierseuchengesetzes).<br />
Die Frage ist, ob im Seuchenfall e<strong>in</strong>e Trennung von<br />
konventioneller (Intensiv-)Produktion und Erhaltungszucht realisiert<br />
werden kann.<br />
Zusammenfassung | 163