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Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

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142 | Bärbel Gerowitt<br />

<strong>Agrobiodiversität</strong> – Herausforderungen <strong>in</strong> den nächsten 20 Jahren<br />

Veränderungen zusammengefasst, die die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für und<br />

den Umgang mit <strong>Agrobiodiversität</strong> bestimmen werden: Klimawandel, demografischer<br />

Wandel, der Wandel der Lebensgewohnheiten, veränderter<br />

Nahrungsmittel- und Energiebedarf sowie notwendige Verbesserungen im<br />

Umwelt- und Ressourcenschutz.<br />

Geme<strong>in</strong>sam ist diesen Herausforderungen, dass sie zum größten Teil unmittelbar<br />

mit menschlichen Aktivitäten verknüpft s<strong>in</strong>d. Das ist <strong>in</strong>sofern positiv<br />

zu sehen, weil es dadurch zwei Möglichkeiten gibt, damit umzugehen:<br />

(1) menschliche Aktivitäten so zu modifizieren, dass die Veränderungen<br />

möglichst wenige negative Auswirkungen auf die <strong>Agrobiodiversität</strong> haben<br />

und (2) <strong>Agrobiodiversität</strong> dafür zu nutzen, den Herausforderungen zu begegnen.<br />

Der erste Weg verlangt große globale Anstrengungen und sollte<br />

ke<strong>in</strong>esfalls ganz außer acht gelassen. Realistischerweise s<strong>in</strong>d aber auch unbed<strong>in</strong>gt<br />

Beiträge auf dem zweiten Weg notwendig.<br />

Ansatzpunkte für <strong>Agrobiodiversität</strong><br />

Im H<strong>in</strong>blick auf agrarische Produktion fokussieren die Herausforderungen<br />

zwei markante Punkte: die Ansprüche an die Produktion von Nahrung und<br />

Energie steigen; abiotische Umweltwirkungen sollen so ger<strong>in</strong>g wie möglich<br />

ausfallen. Innerhalb sich verändernder Rahmenbed<strong>in</strong>gungen geht es also<br />

im Kern darum, dass Agrarsysteme produktiver werden, ohne die Umwelt<br />

stärker zu bee<strong>in</strong>trächtigen oder dass sie umweltschonender werden, ohne<br />

dass die Produktivität s<strong>in</strong>kt.<br />

Die zukünftige agrarische Produktion hängt ab von:<br />

1. der zur Verfügung stehenden Fläche<br />

2. produktionssteigernden Inputs<br />

3. technischen und organisatorischen Innovationen und<br />

4. <strong>Agrobiodiversität</strong> als Grundlage für biologische Innovationen<br />

Gut geeignete Fläche für agrarische Produktion nimmt eher ab als zu. Von<br />

den Produktionsmitteln s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> ihrer Verfügbarkeit endlich (Phosphordüngemittel),<br />

andere <strong>in</strong> ihrer Wirkungssicherheit (z.B. Resistenzen<br />

gegen Pflanzenschutzmittel). Geme<strong>in</strong>sam ist ihnen allen, dass e<strong>in</strong> hoher<br />

E<strong>in</strong>satz zu unerwünschten Umweltwirkungen führt. Insofern liegt der<br />

Schlüssel für zukünftige Anpassungsprozesse <strong>in</strong> der Verknüpfung von <strong>Agrobiodiversität</strong><br />

mit dem Erf<strong>in</strong>dungsgeist und Ideenreichtum der Menschen.<br />

Die Eigenschaft von <strong>Agrobiodiversität</strong>, formbar und vermehrbar zu se<strong>in</strong>, ist<br />

dabei von unschätzbarem Wert.<br />

Mit <strong>Agrobiodiversität</strong> Anpassungen zu erreichen, erfolgt zunächst durch<br />

Züchtung bei den Nutzorganismen. Der Beitrag der Züchtung dafür, neue<br />

Herausforderungen zu meistern, ist unbestritten – historisch wie aktuell.<br />

Aber e<strong>in</strong>e dauerhaft anpassungs- und damit leistungsfähige Züchtung muss<br />

h<strong>in</strong>sichtlich der benötigten, erzeugten aber auch lebendig gehaltenen genetischen<br />

Vielfalt gewisse Rahmenbed<strong>in</strong>gungen erfüllen. Der Wissenschaftliche<br />

Beirat für Biodiversität und Genetische Ressourcen beim BMELV hat<br />

deshalb im Herbst 2011 e<strong>in</strong> Symposium zur „Nachhaltigen Züchtung“ veranstaltet,<br />

um für die Bereiche pflanzliche, tierische, forstliche, aquatische<br />

Systeme die Diskussion und den fachlichen Austausch anzuregen (Frese &<br />

Gregorius (<strong>in</strong> Vorbereitung)).<br />

Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb erfolgen Anpassungen an veränderte<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen u.a. durch die Auswahl von Produktionssystemen,<br />

Produktionsverfahren, und Kulturarten, -rassen und -sorten. Hierüber<br />

wirken sich auch Veränderungen <strong>in</strong> den ökonomischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

aus. Die zurückliegenden Vere<strong>in</strong>fachungen des angebauten Kulturartenspektrums<br />

bei Nutzpflanzen schlagen sich z.B. <strong>in</strong> Statistiken zum<br />

Anbauumfang nieder und prägen auch entsprechend das Landschaftsbild.<br />

Grünland ist fast überall rückläufig, seit 60 Jahren nehmen die Anbauumfänge<br />

von Raps und W<strong>in</strong>terweizen zu, seit 30 Jahren auch die von Mais mit<br />

e<strong>in</strong>er stark ansteigenden Entwicklung <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren.<br />

Die Konzentration auf wenige Früchte im Anbau bündelt natürlich auch<br />

das Interesse der Züchtung auf diese Kulturpflanzen, mit entsprechender<br />

Vernachlässigung anderer Arten. Der Abstand <strong>in</strong> Bezug auf die züchterische<br />

Weiterentwicklung und resultierend <strong>in</strong> der Vorteilhaftigkeit verschiedener<br />

Feldfrüchte (z.B. W<strong>in</strong>terweizen gegenüber Ackerbohnen) vergrößert sich<br />

so immer weiter. Andererseits führt e<strong>in</strong>e steigende Anbau<strong>in</strong>tensität (flächenmäßig<br />

und bezogen auf die Fruchtfolge) bei den wichtigen Kulturen<br />

Bärbel Gerowitt | 143

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