Agrobiodiversität in Deutschland - Genres
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116 | Werner Steffens<br />
Aquatische genetische Ressourcen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Im Odersystem wurde 2006 bis 2010 e<strong>in</strong> Besatz mit etwa 180.000 Jungfischen<br />
von A. oxyrhynchus durchgeführt. Für den künftigen Aufstieg adulter<br />
Exemplare des Europäischen Störs <strong>in</strong> die Elbe kommt der Errichtung der<br />
Fischaufstiegsanlage Geesthacht große Bedeutung zu, die 2010 <strong>in</strong> Betrieb<br />
genommen werden konnte (Steffens 2011c).<br />
Bestandsrückgang der Äsche<br />
Die Äsche (Thymallus thymallus) ist e<strong>in</strong> typischer Vertreter der Fischfauna<br />
der Mittelgebirgsregionen unserer Fließgewässer. Die Art bildet vielfach<br />
Lokalpopulationen aus, die sich <strong>in</strong> ihrer genetischen Struktur unterscheiden<br />
(Hanfland et al. 2011). Sie gilt als gefährdete bzw. stark gefährdete Spezies<br />
und ist <strong>in</strong> Anhang V der FFH-Richtl<strong>in</strong>ie aufgeführt. Ihr Vorkommen kann<br />
durch Veränderungen des von ihr bewohnten Lebensraums bee<strong>in</strong>trächtigt<br />
werden. Die Hauptgefährdungsursache stellen jedoch gegenwärtig die überproportionale<br />
Entwicklung der Kormoranbestände und der dadurch bed<strong>in</strong>gte<br />
Fraßdruck der Vögel dar. Betroffen s<strong>in</strong>d Fischpopulationen sowohl <strong>in</strong><br />
naturbelassenen als auch <strong>in</strong> zivilisatorisch veränderten (z. B. kanalisierten)<br />
Gewässerbereichen.<br />
Dramatische Rückgänge der Äschenbestände im Ergebnis des E<strong>in</strong>falls von<br />
Kormoranen vor allem im Herbst und W<strong>in</strong>ter s<strong>in</strong>d aus zahlreichen Fließgewässern<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Bundesländern bekannt (Guthörl 2006; Görner<br />
2007; Görlach & Wagner 2008; Hanfland et al. 2011; Steffens 2011a). In<br />
Äschenregionen von Fließgewässern des Freistaates Sachsen reduzierten<br />
sich die Äschenfänge im Verlauf von 10 Jahren auf 7 % (Tab. 2).<br />
Tab. 2: Rückgang der Äschenfänge <strong>in</strong> sächsischen Fließgewässern 2001-2010<br />
(Steffens 2011b)<br />
Tab. 2: Decrease of grayl<strong>in</strong>g catch <strong>in</strong> Saxonian rivers 2001-2010 (Steffens 2011b)<br />
2001 2010<br />
Anzahl der gefangenen Äschen 3 569 221<br />
Gesamtmasse der gefangenen Äschen (kg) 1 241 86<br />
Genetische Ressourcen <strong>in</strong> der Aquakultur<br />
In <strong>Deutschland</strong> lagen bisher ke<strong>in</strong>e Informationen über den aktuellen Zustand<br />
der Laichfischpopulationen wichtiger Zuchtfischarten vor. Unter<br />
Leitung des Instituts für B<strong>in</strong>nenfischerei e. V. Potsdam-Sacrow wurde <strong>in</strong><br />
den Jahren 2005 bis 2008 e<strong>in</strong>e erste bundesweite Erfassung der Zuchtfischbestände<br />
vorgenommen (Müller-Belecke et al. 2009). Insgesamt 163<br />
Laichfischbestände wurden erfasst und untersucht. Den größten Anteil<br />
machten Regenbogenforellen (Oncorhynchus mykiss) und Karpfen (Cypr<strong>in</strong>us<br />
carpio) mit 43 bzw. 40 Zuchtfischbeständen aus. Stärker vertreten waren<br />
auch Zuchtfischbestände von Bachforellen (Salmo trutta fario). Weiterh<strong>in</strong><br />
wurden Zuchtfischpopulationen von Schleien (T<strong>in</strong>ca t<strong>in</strong>ca), Zandern (Sander<br />
lucioperca), Bachsaibl<strong>in</strong>gen (Salvel<strong>in</strong>us font<strong>in</strong>alis), Seesaibl<strong>in</strong>gen (Salvel<strong>in</strong>us<br />
alp<strong>in</strong>us) und Äschen <strong>in</strong> die Untersuchungen e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Es wurde festgestellt, dass die Züchtung wenig systematisch vorgenommen<br />
wird und das Züchtungspotenzial zur Steigerung der Leistungsfähigkeit ungenügend<br />
genutzt wird. Im Ergebnis der Analysen wurden Empfehlungen<br />
für die Erhaltung von Laichfischbeständen und deren künftige züchterische<br />
Bearbeitung gegeben. Die gewonnenen Informationen wurden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
zentralen Datenbank zusammengefasst und der Bundesanstalt für Landwirtschaft<br />
und Ernährung übergeben.<br />
Die Untersuchung unterschiedlicher lokaler Stämme von Seesaibl<strong>in</strong>gen<br />
(Salvel<strong>in</strong>us alp<strong>in</strong>us, S. cf. umbla) <strong>in</strong> Bayern ergab beträchtliche Unterschiede,<br />
deren Kenntnis für die effektive Bewirtschaftung der natürlichen Gewässer<br />
und für den Aufbau von Laichfischbeständen <strong>in</strong> der Aquakultur e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Grundlage darstellt und s<strong>in</strong>nvoll genutzt werden kann (Wedek<strong>in</strong>d &<br />
Schmidt 2011).<br />
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