Agrobiodiversität in Deutschland - Genres
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112 | Werner Steffens<br />
Aktuelle Entwicklungen<br />
Schutz des Europäischen Aals<br />
Aquatische genetische Ressourcen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Der Bestand des Europäischen Aals (Anguilla anguilla) hat sich <strong>in</strong> den<br />
vergangenen drei Jahrzehnten stark reduziert (Wysujack 2007). Das Glasaalaufkommen<br />
ist auf etwa 5 % des langjährigen Mittels zurückgegangen.<br />
Die Erträge der Berufsfischerei an Gelb- und Blankaalen verr<strong>in</strong>gerten sich<br />
ebenfalls erheblich. Als mögliche Ursachen für diese Entwicklung werden<br />
ozeanisch-klimatische Faktoren und/oder kont<strong>in</strong>entale Faktoren diskutiert,<br />
ohne dass bisher sichere Aussagen möglich s<strong>in</strong>d.<br />
Um e<strong>in</strong>en weiteren Rückgang des Aalbestandes zu verh<strong>in</strong>dern, hat die<br />
Europäische Kommission 2007 e<strong>in</strong>e Verordnung mit Maßnahmen zur<br />
Wiederauffüllung des Bestandes des Europäischen Aals erlassen (VO (EG)<br />
1100/2007). Mit dieser Verordnung soll erreicht werden, dass e<strong>in</strong>e Abwanderungsrate<br />
von 40 % der Blankaale, bezogen auf e<strong>in</strong>en vom Menschen unbee<strong>in</strong>flussten<br />
Zustand, gewährleistet ist. Bis 2013 sollen m<strong>in</strong>destens 60 % aller<br />
gefangenen Glasaale für Besatzmaßnahmen <strong>in</strong> europäischen Gewässern<br />
verwendet werden (Conrad & Wysujack 2007).<br />
Zur Umsetzung der EU-Verordnung s<strong>in</strong>d von deutscher Seite neun Aalbewirtschaftungspläne<br />
für die verschiedenen Flussgebietse<strong>in</strong>heiten erarbeitet<br />
und fristgerecht bis Dezember 2008 e<strong>in</strong>gereicht worden, deren Bestätigung<br />
durch Brüssel <strong>in</strong>zwischen vorliegt (Wysujack 2010).<br />
Entscheidende Unterstützung bei der Bestandserhaltung des Europäischen<br />
Aals könnten Fortschritte <strong>in</strong> der Technologie der künstlichen Reproduktion<br />
und Brutaufzucht geben.<br />
Wiedere<strong>in</strong>bürgerung des Atlantischen Lachses<br />
Der Atlantische Lachs (Salmo salar) ist seit der Mitte des 20. Jahrhunderts<br />
<strong>in</strong> deutschen Flusssystemen ausgestorben, <strong>in</strong> verschiedenen anderen europäischen<br />
Ländern aber noch vorhanden. Zur Wiedere<strong>in</strong>bürgerung dieser<br />
Fischart wurde das Programm „Lachs 2000“ <strong>in</strong>s Leben gerufen, das von der<br />
Internationalen Kommission zum Schutz des Rhe<strong>in</strong>s (IKSR) <strong>in</strong>itiiert wurde<br />
und bei vielen örtlichen Verbänden und Vere<strong>in</strong>en große Unterstützung fand<br />
(IKSR 1994, 1999).<br />
Erste Besatzmaßnahmen im Flusssystem des Rhe<strong>in</strong>s wurden 1988 durchgeführt,<br />
durchschnittlich wurden seitdem 1 bis 3 Millionen Junglachse pro<br />
Jahr ausgesetzt. Der erste Rückkehrer wurde 1990 <strong>in</strong> der Sieg beobachtet.<br />
Inzwischen s<strong>in</strong>d bis zum Jahr 2010 mehr als 6.000 adulte Fische wieder im<br />
Rhe<strong>in</strong>system aufgestiegen (Ingendahl & Beeck 2010). Die erste natürliche<br />
Reproduktion erfolgte 1993/94. Trotz dieser Erfolge ist die Zahl der Rückkehrer<br />
jedoch nicht groß genug, um e<strong>in</strong>en sich selbst erhaltenden Lachsbestand<br />
zu gewährleisten. Das Programm wird deswegen zunächst bis zum<br />
Jahr 2020 fortgesetzt (IKSR 2004).<br />
Etwas später wurde das Programm Elblachs 2000 von der Fischereibehörde<br />
Sachsen und der Internationalen Kommission zum Schutz der Elbe (IKSE)<br />
begonnen (Füllner et al. 2003; Zahn & Thiel 2011). Im Zeitraum von 1995 bis<br />
2010 wurden jährlich im Durchschnitt 521.000 Junglachse ausgesetzt. Erste<br />
Rückkehrer konnten 1997 (bei Dessau) und 1998 (im Lachsbach) festgestellt<br />
werden. Die erste natürliche Fortpflanzung fand 1999 statt. Im Elbe-Nebenfluss<br />
Stepenitz wurden im Zeitraum von 2002 bis 2010 204 Lachsrückkehrer<br />
und außerdem 300 Rückkehrer von Meerforellen (Salmo trutta trutta) festgestellt<br />
(Abb. 1).<br />
E<strong>in</strong>s der Hauptprobleme bei der Wiedere<strong>in</strong>bürgerung des Lachses ist nach<br />
wie vor die mangelhafte oder fehlende Durchlässigkeit vieler Fließgewässer<br />
im Rhe<strong>in</strong>- und Elbesystem. Neben dem Lachs als Symbolfischart erstrecken<br />
sich angelaufene Wanderfischprogramme <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> auch auf e<strong>in</strong>e<br />
Reihe weiterer Fischarten, so auf die bereits erwähnte Meerforelle, aber auch<br />
auf Seeforelle (Salmo trutta lacustris), Nordseeschnäpel (Coregonus oxyrhynchus),<br />
Ostseeschnäpel (Coregonus lavaretus balticus), Maifisch (Alosa alosa)<br />
und auf das Meerneunauge (Petromyzon mar<strong>in</strong>us) (IKSR 2009).<br />
Werner Steffens | 113