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Agrobiodiversität in Deutschland - Genres

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110 | Werner Steffens<br />

Handlungsbedarf<br />

Aquatische genetische Ressourcen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

Die aquatischen Ökosysteme s<strong>in</strong>d bereits seit längerer Zeit und auch heute<br />

noch vielfältigen E<strong>in</strong>flüssen ausgesetzt, die sich <strong>in</strong> erheblichem Maße auf<br />

die Biodiversität auswirken können. Daraus ergibt sich im mar<strong>in</strong>en Bereich<br />

unter anderem e<strong>in</strong> Handlungsbedarf zum Schutz des Ökosystems <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick<br />

auf die Vermeidung des E<strong>in</strong>trags von Schad- und Nährstoffen sowie<br />

bezüglich des Baus und des Betriebs von W<strong>in</strong>dkraftanlagen. Mit Hilfe von<br />

Monitor<strong>in</strong>gprogrammen s<strong>in</strong>d die Strukturen von Fischbeständen zu erfassen<br />

und zu beurteilen. Durch nachhaltige fischereiliche Nutzung können<br />

die wirtschaftlichen Erträge langfristig günstig gestaltet werden (Maximum<br />

Susta<strong>in</strong>able Yield, MSY).<br />

Im limnischen Bereich s<strong>in</strong>d die Ökosysteme <strong>in</strong>sbesondere durch Querverbauungen<br />

und Wasserkraftanlagen stark gefährdet. Vorrangige Aufgabe<br />

muss es daher se<strong>in</strong>, die Durchgängigkeit der Fließgewässer zu verbessern<br />

oder wiederherzustellen. Die Dokumentation der aquatischen genetischen<br />

Ressourcen der natürlichen B<strong>in</strong>nengewässer ist noch mangelhaft und muss<br />

weiter entwickelt werden. Wiederansiedlungsprogramme von Fischarten<br />

wie zum Beispiel Lachs, Meerforelle oder Stör erfordern weiterh<strong>in</strong> verstärkte<br />

Unterstützung.<br />

Auf dem Gebiet der Aquakultur s<strong>in</strong>d die vorhandenen Zuchtstämme wichtiger<br />

Fischarten zu erfassen und zu erhalten. Ihre züchterische Bearbeitung<br />

ist zu fördern. Dem Schutz vor Predatoren ist verstärkt Aufmerksamkeit zu<br />

schenken.<br />

Fischartenschutz<br />

Der Fischartenschutz <strong>in</strong> den Küstengewässern und im Meer erfordert e<strong>in</strong>en<br />

Ausbau und e<strong>in</strong>e Verbesserung der <strong>in</strong>ternationalen Kooperation. Der Überfischung<br />

von Beständen ist durch sorgfältige und umfassende E<strong>in</strong>schätzungen<br />

der Leistungsfähigkeit der entsprechenden Populationen entgegenzuwirken.<br />

Der illegalen, unregulierten und ungemeldeten Fischerei ist E<strong>in</strong>halt<br />

zu gebieten. Mit dem MSC-Siegel (Mar<strong>in</strong>e Stewardship Council) wird e<strong>in</strong><br />

wichtiger Beitrag zur Durchsetzung der nachhaltigen Fischerei und ihrer<br />

Popularisierung <strong>in</strong> der Öffentlichkeit geleistet.<br />

Für die Süßwasser- und Wanderfischarten hat Freyhof (2009) die Gefährdungslage<br />

analysiert (Tab. 1). Danach s<strong>in</strong>d mehr als 35 % aller <strong>in</strong>digenen<br />

Arten <strong>in</strong> die Kategorien “ausgestorben oder verschollen“, „vom Aussterben<br />

bedroht“, „stark gefährdet“ oder „gefährdet“ e<strong>in</strong>zuordnen. Als wesentliche<br />

Gefährdungsursachen für Fischpopulationen s<strong>in</strong>d der Wasserbau und die<br />

Wassernutzung zur Energiegew<strong>in</strong>nung, die Nährstoff- und Fe<strong>in</strong>sedimentbelastung,<br />

der Kormoranfraß und die Klimaerwärmung anzusehen.<br />

Tab. 1: Zahl der gefährdeten Süßwasser- und Wanderfischarten <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

(Freyhof 2009)<br />

Tab. 1: Number of threatened freshwater and migratory fish species <strong>in</strong> Germany<br />

(Freyhof 2009)<br />

Anzahl %<br />

Gesamtzahl etablierter Arten 103 100,0<br />

Neobiota 14 13,6<br />

Indigene 89 86,4<br />

Gesamtzahl <strong>in</strong>digener Arten 89 100,0<br />

Ausgestorben oder verschollen 10 11,2<br />

Vom Austerben bedroht 8 9,0<br />

Stark gefährdet 9 10,1<br />

Gefährdet 5 5,6<br />

Werner Steffens | 111

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